Ein Meilenstein in Sachen Klimaneutralität

20 Jahre Geothermie

 Von links zu sehen die beiden Abiturienten Xaver Egert und Clara Born aus Unterhaching im Gespräch mit Herrn Prof. Dr. Lesch und Herrn Dr. Knapek sowie Moderator des Abends, Simon Hötzl. Foto: Erdwärme Grünwald

Von links zu sehen die beiden Abiturienten Xaver Egert und Clara Born aus Unterhaching im Gespräch mit Herrn Prof. Dr. Lesch und Herrn Dr. Knapek sowie Moderator des Abends, Simon Hötzl. Foto: Erdwärme Grünwald

Die Gemeinde Unterhaching ist in Sachen Geothermie schon immer Vorreiter gewesen. Bereits 2001 beschloss der Gemeinderat Unterhaching auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie das Projekt Geothermie in Angriff zu nehmen. Daran erinnerte die Jubiläumsveranstaltung „20 Jahre Geothermie Unterhaching – Sichere Wärme für Generationen“, zu der die Gemeinden Unterhaching und Grünwald eingeladen hatten. 2012 haben die beiden Geothermie-Gemeinden Grünwald und Unterhaching unter dem Motto: »Die regenerative Zukunft gemeinsam gestalten« den »Wärmeverbund Grünwald und Unterhaching« aus der Taufe gehoben und arbeiten jetzt Seite an Seite an der sicheren und umweltfreundlichen Versorgung ihrer Bürger mit Wärme.

Zur Historie:
Beim Vortrag wurde an die steinigen Anfänge der Geothermie in Unterhaching erinnert. Treibende Kraft war der damalige Bürgermeister und jetzige Altbürgermeister Dr. Erwin Knapek. Er berichtete, dass dieses Projekt damals nahezu ohne staatliche Unterstützung durchgeführt werden musste. Die staatliche Einsicht in die Notwendigkeit in regenerative Energien zu investieren und von fossilen Energieträgern wegzukommen sei damals leider nicht vorhanden gewesen. Zu verlockend seien damals die niedrigen Preise im Gas- und Ölsektor gewesen, so Knapek. Das Know-How um die Klimaproblematik sei in Wissenschafts- und Politikerkreisen bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt gewesen, allerdings habe es nicht dazu geführt, dass auch tatsächlich etwas zum Positiven verändert worden sei, bedauerte der Verfechter der Geothermie. So wagte Unterhaching den mutigen Schritt in eine klimafreundliche Zukunft allein. Im September 2004 wurde dann in 3.350 Metern Tiefe Thermalwasser mit einer Temperatur von 122 Grad und einer Schüttung von bis zu 150 Litern pro Sekunde gefunden. Damit waren die ursprünglichen Erwartungen weit übertroffen worden. Es dauerte dann noch bis zum Oktober 2007 bis die Inbetriebnahme der Wärmeversorgung aufgenommen werden konnte. Und auch jetzt hat in Sachen Geothermie die Gemeinde Unterhaching die Nase wieder vorn. So beschloss der Gemeinderat Unterhaching in seiner Sitzung vom 8. Mai den flächendeckenden Ausbau der Geothermie, so dass jeder Bürger, der möchte, sein Haus an das geothermische Fernwärmenetz anschließen kann.

Laut Geothermie-Experte Knapek sei ein Ausbau der Geothermie in vielen Teilen Deutschlands und Österreich möglich und nicht nur angesichts des Klimawandels notwendig. Der Krieg, der seit Anfang diesen Jahres in der Ukraine tobt, zeige wie wichtig es sei, unabhängig in Sachen Energieversorgung zu sein. Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer betonte, wie wichtig die Geothermie für das Vorhaben bis 2030 klimaneutral zu sein, sei. Die Schwierigkeiten, vor allem finanzieller Art, die der Weg mit sich gebracht hat, verheimlichte Bürgermeister Panzer allerdings nicht. Hier wäre staatliche Unterstützung nötig und hilfreich gewesen, mahnte er. Sein Dank galt hier auch dem Gemeinderat, der in den letzten 20 Jahren das Projekt begleitet und unterstütz habe. Der Geschäftsführer der Geothermie, Wolfgang Geisinger unterhielt sich im Anschluss mit seinem Geschäftsführerkollegen Andreas Lederle aus Grünwald über die aktuellen Herausforderungen, wie z. B. den Vollausbau des Unterhachinger Fernwärmenetzes. Während Grünwald bereits den Vollausbau abgeschlossen hat, steht dieser in Unterhaching in den kommenden Jahren an. Der Ausbau der fehlenden rund 17 Kilometer Streckennetz (55 Kilometer wurden bereits verlegt, Anm. d. Red.) soll gestaffelt in den nächsten fünf Jahren passieren, wobei mit dem Arbeiten in 2024 begonnen werden und diese bis 2027 abgeschlossen sein sollen. 2028 soll jeder Bürger ein Angebot für einen Anschluss haben, lautet die Devise der Unterhachinger Geothermie GmbH & Co KG.

Auf die Frage zum Thema Versorgungssicherheit konnte Andreas Lederle die Zuschauer beruhigen, dass die nachhaltige Wärme aus den derzeit zwei Quellen ausreicht, um beide Kommunen zu versorgen. Aufgrund des steigenden Energiebedarfs werden jedoch bereits Pläne für weitere Bohrungen und Verbundnetze gemacht. Starke Partnerschaften, wie die langjährige Zusammenarbeit zwischen Unterhaching und Grünwald, hätten dabei Modellcharakter für die gesamte Branche, betonte er.

Der Gastredner des Abends, Prof. Dr. Harald Lesch betonte nicht nur die absolute Notwendigkeit eines Wandels in Sachen Energiepolitik, sondern zeigte auch die Chancen auf. Viele neue, hochwertige Arbeitsplätze würden in diesem Bereich geschaffen. Die nächsten zehn Jahre seien entscheidend für die Zukunft der Erde, die Nutzung von Geothermie ein wichtiger Baustein um eine weitere Erderwärmung zu verhindern. Die Gemeinde Unterhaching hatte zu dieser Gesprächsrunde auch zwei Abiturienten, Xaver Egert und Clara Born eingeladen, die sich bei den Klimawerkstätten in Unterhaching engagieren und sich einbringen wollen, in den Prozess der Klimaneutralität. Ihr Dank galt den vorausschauenden Politikern, die Mut bewiesen haben, als es darum ging, in Unterhaching und Grünwald auf geothermische Wärme zu setzen. Die Moderation des Abends hatte Unterhachings Wirtschaftsreferent Simon Hötzl übernommen.

Wer die Veranstaltung nicht live verfolgen konnte, hat die Gelegenheit die Aufzeichnung noch bis Jahresende unter folgendem Link ansehen: geothermie-unterhaching.stream1.eu/livestream

Artikel vom 27.12.2022
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