Gedenkfeier vor ehemaliger KZ-Baracke in Ludwigsfeld

Ludwigsfeld/Feldmoching · An Opfer erinnern

Das KZ-Außenlager Dachau-Allach lag auf dem Gelände der heutigen Siedlung Ludwigsfeld. An der letzten erhaltenen Baracke hängt eine Gedenktafel. Foto: bas

Das KZ-Außenlager Dachau-Allach lag auf dem Gelände der heutigen Siedlung Ludwigsfeld. An der letzten erhaltenen Baracke hängt eine Gedenktafel. Foto: bas

Ludwigsfeld/Feldmoching · 84 Jahre sind seither vergangen, doch die Gräueltaten von damals dürfen nie vergessen werden: Aus Anlass der Reichspogromnacht am 9. November 1938 veranstaltet die Initiative Gedenkstätte KZ-Außenlager Dachau-Allach eine Gedenkfeier mit Namenslesung.

Diese findet am Sonntag, 6. November, von 11 bis 12.30 Uhr statt, vor der letzten noch stehenden Baracke des ehemaligen KZ-Außenlagers Dachau-Allach, die sich in der Siedlung Ludwigsfeld befindet, in der Granatstraße 10. Besucher sind willkommen.

Das Thema der Gedenkfeier werden die Schicksale der polnischen jüdischen Kriegsgefangenen im heutigen Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl sein. Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 gerieten auch tausende jüdische polnische Soldaten aus Polen in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Am 19. Oktober 1939 trafen die ersten von ihnen unter anderen im Kriegsgefangenenstammlager (Stalag VII/A) in Moosburg ein. Von dort wurden sie über die Vermittlung des Landesarbeitsamtes in Arbeitskommandos zu Arbeiten verpflichtet, unter anderen in München-Allach im Straßenbau oder von den NS-Ortsbauernschaften in der Landwirtschaft.

Vortrag mit kurzen Biografien

Im Januar 1941 wurden viele der Gefangenen über Krems und Neumarkt in das Lubliner Lager Lipowa 7 (Polen) überstellt und zum Beispiel beim Bau des Konzentrations- und Vernichtungslagers in Lublin-Majdanek eingesetzt. Nach Aufständen in den polnischen Vernichtungslagern Sobibor und Treblinka erschoss die SS im November 1943 innerhalb weniger Stunden rund 17.000 Juden („Aktion Erntefest“), darunter auch viele der jüdischen Kriegsgefangenen, die vorher im Münchner Norden gearbeitet hatten.

Von den wenigen Überlebenden sind Dokumente über ihr Schicksal erhalten geblieben, die in kurzen Biografien vorgetragen werden. Rund 3000 erhalten gebliebene Kriegsgefangenenakten sowie Aussagen aus Kriegsverbrecherprozesse bilden die Grundlage der Lesungen sowie eines Vortrags, den Klaus Mai hält. Der Lokalhistoriker, der auch im Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl (BA 24) sitzt, forscht seit langem zur Thematik und engagiert sich bei der Initiative Gedenkstätte „KZ-Außenlager Dachau-Allach“.

Die Gedenkfeier wird vom Verein "Gegen Vergessen Für Demokratie", der Landeshauptstadt München, der Israelitischen Kultusgemeinde sowie der Stiftung Bayerische Gedenkstätten unterstützt.

"Keine größere Mordmaschinerie"

Der ab Anfang 1943 entstandene Außenlagerkomplex Allach war eines der größten Außenlager des KZ Dachau und das zentrale Lager in einem vernetzten System von Außenlagern, die von der Firma BMW im süddeutschen Raum betrieben wurden.

Mehrere tausend KZ-Häftlinge waren in dem Komplex zusammengepfercht. Die meisten von ihnen wurden zu Arbeiten im nahegelegenen BMW-Werk (heute Gelände der MTU und MAN) oder bei größeren Infrastruktur- und Bauprojekten gezwungen, die im Zusammenhang mit dem Werk standen.

Ende Dezember 1943 war das Lager Allach mit rund 4000 KZ-Häftlingen überbelegt, geplant war es zunächst für 2700. Immer wieder kam es zu Typhus-Epidemien. Die Zahl der namentlich nachweislichen Opfer im Außenlager Allach beträgt über 1600. "Es gab in München ab 1943 keine größere Mordmaschinerie als in Allach", stellte Klaus Mai einmal fest.

Heute kaum noch wahrnehmbar

In der Siedlung Ludwigsfeld ist das ehemalige Außenlager kaum noch sichtbar, die heutigen Häuser sind erst später auf dem Grund entstanden. Der Grundriss des Viertels deutet aber auf das Lager hin. Nur ein Gebäude ist erhalten geblieben und steht unter Denkmalschutz: eine ehemalige Sanitärbaracke des Häftlingslagers.

Heute nutzen die Fußballer des TSV Ludwigsfeld das Gebäude als Umkleide. Eine Gedenktafel an der Baracke erinnert zwar an die Häftlinge und die Zwangsarbeit, die unzähligen Todesopfer werden jedoch nicht explizit erwähnt.

bas/red

Artikel vom 03.11.2022
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