Jeweils zehn Treffer pro Halbzeit in der Kreisklasse

Amateur-Löwen: höchster Sieg der Klubgeschichte

Auf dem Weg zu Tor Nummer vierzehn: Mauro Geismann. Foto: A. Seeler

Auf dem Weg zu Tor Nummer vierzehn: Mauro Geismann. Foto: A. Seeler

München-Giesing-Neuhausen-Freiham · Der FC Anadolu Bayern (türkisch für Anatolien), dessen Geschäftsstelle und Klubheim im Stadtteil Neuhausen liegt, trägt seine Heimspiele auf der vor drei Jahren erbauten Bezirkssportanlage Freiheim, Münchens größter Einrichtung ihrer Art, tief im Westen der Stadt aus. Gegen den TSV 1860 München III unterlag dort das Team des 40-jährigen Spielertrainers und früheren Regionalliga-Kickers Ramazan Yilmaz in der Kreisklasse Gruppe 4 mit 1:20 (0:10).

Vor zwölf Jahren entstand der Klub aus einer Fusion der Vereine FC Anadolu München und Bayern Türk Spor. Mehrere Spielzeiten lang waren die Rot-Schwarz-Blauen ein sportlich etablierter Bezirksligist, der noch 2017/2018 um den Aufstieg in die Landesliga kämpfte. Doch vor zwei Jahren zogen sich Geldgeber zurück und der vorwiegend aus Legionären bestehende Kader brach über Nacht auseinander. Eine nennenswerte Nachwuchsarbeit war nicht vorhanden, der sportliche Aderlass nicht zu kompensieren.

Von der Bezirksliga stieg der FC Anadolu Bayern 2019/2021 in die Kreisliga ab und wurde von dort direkt in die Kreisklasse durchgereicht – und auch hier scheint der freie Fall noch nicht gestoppt. Die Bayern mit türkischen Wurzeln haben zwei Mannschaften für die Klasse gemeldet und leiden nun unter großen Personalsorgen. Nach elf Spielen trägt die zweite Mannschaft mit einem Torverhältnis von minus 76 Treffern die rote Laterne. Zwanzig davon fing man sich allein zuhause am Sonntag in der Partie gegen den TSV 1860 München III ein. Für die Amateur-Löwen ist das Ergebnis der historisch höchste Sieg in einem Punktspiel seit der Gründung der Sparte.

Der Angriffswucht und dem Kombinationswirbel der Amateur-Löwen hatte der FC Anadolu vor der bescheidenen Kulisse von 35 Zuschauern bei strahlendem Sonnenschein nichts entgegen zu setzen. Fast jede Szene ging den Gastgebern zu schnell. Dazu hatte Anadolu auch noch Pech, nach wenigen Minuten verletzungsbedingt wechseln zu müssen. Schon zur Halbzeit führten die Gäste aus Giesing mit zehn Toren Vorsprung. Vor dem Anpfiff hatte Veronika »Vroni« Seemann noch mit der Mannschaft gescherzt. Weil die sich bei ihrer stellvertretenden Fußball-Abteilungsleiterin zum Spaß nach einer Siegprämie erkundigte, erklärte Seemann, sie stifte aus eigener Tasche ein Fass Bier, falls das Ergebnis zweistellig ausfallen würde. Dass die Sache bereits zur Halbzeit erledigt war, sorgte für ungläubiges Kopfschütteln am Spielfeldrand.

Peter Lettenbauer trug sich in beiden Halbzeiten mit einem Hattrick in die Torschützenliste ein (12., 25., 39. Min. und 58., 60, 76. Min.). Ihm gleich tat es Diego Hones der ebenfalls einen Hattrick erzielte (13., 20., 30. Min.) und dazu noch einen an Lettenbauer verschuldeten Foulelfmeter versenkte (33. Min.). Die weiteren Treffer markierten Kenyan Price mit einem Doppelpack (17. und 88. Min.), Musa Keita (41. Min)., Daniel Schlömer (43. Min.), Alexandru Cocos (63. Min.), Mauro Geismann (73. Min.), Wutichai Entenmann (74. Min.), Michael Vecchio (86. Min.) und Dominik Kilpatrick (82. und 90. Min.). Der Ehrentreffer für den trotz aller Überforderung sportlich fair spielenden FC Anadolu Bayern gelang Yilmaz mit einem direkt verwandelten Freistoß zum zwischenzeitlichen 1:10 (53. Min.).

Die schöne weitläufige Anlage in Freiham weist leider auf ihrem Kunstrasenplatz einen für die Sportler hochriskanten Planungsfehler auf. An einer der Stirnseiten befindet sich mit viel zu geringem Abstand zum Spielfeld eine Betonmauer, eine Lärmschutzwand, die immer wieder zu gefährlichen Situationen führt, wenn Spieler in vollem Sprint in Richtung Torauslinie unterwegs sind. Dass bislang noch kein schwerer Unfall passierte, dürfte reines Glück sein. An dieser Stelle sollte dringend vom Betreiber technisch nachgebessert werden und die Mauer bis auf eine Höhe von 2,20 Meter zur Sicherheit für die Sportler einen Prallschutz erhalten. Auch beim Gastspiel des TSV 1860 München III kam es mehrfach zu kritischen Szenen, als Spieler mit hoher Geschwindigkeit über die Linie gerieten.

Ebenfalls sportlich erfolgreich war die Reserve der Amateur-Löwen in der Kreisklasse Gruppe 3. Zu Gast bei der Reserve des TSV Moosach-Hartmannshofen gewannen die Giesinger mit 3:0 (2:0). Alexander Petö (5. Min.) und Abdou Jarmaine (30. Min.) gelang die Halbzeitführung. Gregor Römer besorgte nach einer guten Stunde den 3:0-Endstand (61. Min.).

Am kommenden Samstag, den 5. November, kommt es um 17 Uhr auf der Sportanlage an der St.-Martin-Straße in Obergiesing am 12. Spieltag zum Spitzenspiel zwischen dem TSV 1860 München III und dem noch verlustpunktfreien Tabellenführer FC Bosna i Hercegovina München. Warmgeschossen haben sich die Weiß-Blauen schon mal. Das Vorspiel bestreiten an gleicher Stelle um 15 Uhr der TSV 1860 München IV und der TSV Großhadern II.

(as)

Artikel vom 31.10.2022
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