Münchner Löwen siegen gegen den Halleschen FC

Zwölf Jahre alter Drittliga-Startrekord eingestellt

Im zweiten Anlauf: Torschütze Yannick Deichmann. Foto: Anne Wild

Im zweiten Anlauf: Torschütze Yannick Deichmann. Foto: Anne Wild

München/Giesing · In der Saison 2010/2011 waren zuletzt dem Offenbacher Fußball Club Kickers 1901 fünf Siege in Serie zum Saisonstart gelungen. Der TSV 1860 München hat nun mit den Hessen gleichgezogen. Durch ein 3:1 (1:0) über den Halleschen FC am Freitagabend egalisieren die Löwen den bisherigen Drittliga-Rekord. Der Tabellenführer wurde vor 15.000 Zuschauern im ausverkauften Grünwalder Stadion seiner Favoritenrolle gerecht und gewann verdient zum fünften Mal in Folge. Für die Sechzger ist es statistisch sogar die erfolgreichste Eröffnung einer Spielzeit seit 51 Jahren.

Die Gäste aus Sachsen-Anhalt standen zu Beginn tief in der eigenen Hälfte, überließen den Giesingern weitgehend das Spiel und lauerten auf Tempogegenstöße. Bei den Hausherren sorgten Leandro Morgalla mit dem Versuch eines Seitfallziehers (9. Min.), eine Minute später Meris Skenderovic mit einer Direktabnahme und Kapitän Stefan Lex (18. Min.) nach einer Kopfballstafette für erste Torannäherungen. Erik Tallig jagte einen direkten Freistoß über den Querbalken (26. Min.). Der Unparteiische Steven Greif hatte Halles Tunay Deniz nach 17 Minuten mit der Gelben Karte verwarnt – als der im Sommer aus Offenbach gekommene Mittelfeldspieler kurz hinter der Mittellinie erneut mit einem rustikalen Foul an Lex zu Werke ging, hatte Greif genug und zeigte Gelb-Rot (27. Min.).

Die Angriffe der Sechzger liefen immer wieder über Martin Kobylanski, der seine Rolle im Spiel der Münchner Löwen gefunden zu haben scheint. In dieser Phase stand der Hallesche FC immer stärker unter Druck. Einen Kopfball von Skenderovic parierte Schlussmann Felix Gebhardt mit einer Glanzparade – den abprallenden Ball setzte Jesper Verlaat knapp über das Tor (29. Min.). Kurz darauf war der Führungstreffer für die Hausherren nicht mehr zu verhindern. Eine Hereingabe von Lex brachte Kobylanski mit einem Volleyschuss zum 1:0 in der rechten Kreuzecke unter (34. Min.). Am Spielstand sollte sich bis zum Pausenpfiff nichts mehr ändern.

Wer gedacht hatte, vier Gelbe Karten und einmal die Gelb-Rote seien zur Halbzeit eine Menge Verwarnungen, ahnte noch nicht was sich nach dem Seitenwechsel zutragen sollte. Löwen-Trainer Michael Köllner jedenfalls hatte eine Vorahnung davon und nahm zur Pause sicherheitshalber seine drei Gelbsünder Lannert, Skenderovic und Kobylanski vom Feld und brachte für sie Marius Willsch, Fynn-Luca Lakenmacher und Joseph Boyamba. Die Überzahl seiner Mannschaft sollte nach Wiederanpfiff dennoch nur zehn Minuten halten, dann wurde Tim Rieder nach einer Attacke mit offener Sohle – sein erstes Vergehen im Spiel – vom Unparteiischen mit der Roten Karte bedacht (56. Min.).

Die Gäste agierten nun mutiger und setzten sich mehrere Minuten lang in der Spielhälfte des TSV 1860 fest. Doch die Antwort der Löwen ließ mit einer Konterattacke nicht lange auf sich warten. Boyamba schickte mit einem Steilpass Yannick Deichmann auf die Reise, der umkurvte Schlussmann Gebhardt, hatte aber den zurückgeeilten Sören-Kurt Reddemann übersehen, der mit letztem Einsatz den lässigen Abschluss auf das leere Tor blockte. Zu Deichmanns Glück prallte ihm der Ball aber erneut vor die Füße und im zweiten Versuch traf er zum 2:0 (61. Min.).

Keine gute Figur gab Schiedsrichter Greif aus Gotha ab. Sein Versuch, sich neben dem Platzverweis mit weiteren acht Gelben Karten im zweiten Durchgang die Kontrolle über das zerfahrene Geschehen zurückzuerobern, war untauglich. Kurz vor Anbruch der Schlussviertelstunde gelang den unermüdlichen Gästen doch noch der ersehnte Anschlusstreffer. Eine Flanke von Timur Gayret landete auf dem Kopf des eingewechselten Andor Jozsef Bolyki, der auf 2:1 verkürzte (74. Min.). Die Rot-Weißen warfen nun alles nach vorn und fingen sich einen weiteren Konter ein.

Nach einem Ballverlust startete Boyamba einen Sololauf an drei Hallensern vorbei und wurde im Strafraum von Reddemann abgeräumt. Der Elfmeterpfiff folgte prompt. Boyamba schnappte sich selbst den Ball und verwandelte zum 3:1 (79. Min.). Einen direkten Freistoß des für Tallig gekommenen Quirin Moll lenkte der starke Schlussmann Gebhardt – eine Leihgabe des FC Basel – um den rechten Winkel (87. Min.). In der Nachspielzeit klärte auf der Gegenseite Marco Hiller mit einem Reflex gegen Bolyki (90. Min.).

Sechzigs Trainer Michael Köllner haderte ebenso wie sein Kollege Andre Meyer mit der Spielleitung durch den Unparteieischen. »Es war extrem unruhig, keiner wusste mehr auf dem Feld, wie er Zweikämpfe spielen soll. Das war für beide Mannschaften unangenehm. Die 15 Karten sind ein trauriger Rekord.« Es sei für den Erfolg seines Teams wichtig gewesen, trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren. »Wir freuen uns über die drei Punkte, müssen aber auch anerkennen, dass Halle ein couragiertes Spiel abgeliefert und nie aufgesteckt hat.« Am kommenden Samstag gastiert der Tabellenführer aus München beim gut in die Saison gestarteten FC Viktoria Köln 1904. Anpfiff der Partie im rechtsrheinischen Sportpark Höhenberg ist um 14 Uhr.

(as)

Artikel vom 21.08.2022
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