Unterföhring zieht um

Unterföhring · Neues Rathaus soll nachhaltig und flexibel werden

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer sowie (von links) Ruth Stärcke, Martin Werner und Darina Nemethová von der Raum und Bau Planungsgesellschaft präsentieren das Modell des neuen Unterföhringer Rathauses. Foto: bs

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer sowie (von links) Ruth Stärcke, Martin Werner und Darina Nemethová von der Raum und Bau Planungsgesellschaft präsentieren das Modell des neuen Unterföhringer Rathauses. Foto: bs

Unterföhring · Laut einer Analyse der Zeitschrift Kommunal ist Unterföhring die zweitlebenswerteste Kleinstadt Deutschlands, hinter Grünwald, aber vor Garching. Da verwundert es nicht, dass immer mehr Menschen in die Mediengemeinde ziehen, die in den vergangenen 20 Jahren um fast 4000 Bürger gewachsen ist. Nicht mitwachsen konnte das Rathaus – es ist längst viel zu eng, deshalb muss ein neues her.

Nachhaltigkeit-Themenseite der Münchner Wochenanzeiger
Nachhaltige Energie
Thema: Dämmung, Kohleausstieg, Windkraft und Energiesparen
Themenseite zur Nachhaltigkeit
Nachhaltig engagiert in Fragen Energie, Mobilität, Müll, Ernährung und Eigeninitiativen.

Vom "wichtigsten Leuchtturmprojekt der Gemeinde" sprach Unterföhrings Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU), als er gemeinsam mit Bauamtsleiter Lothar Kapfenberger die Pläne für das neue Rathaus vorstellte. Diese sollen bald in die Tat umgesetzt werden: Kemmelmeyer und Architekt Martin Werner von der Raum und Bau Planungsgesellschaft aus München-Haidhausen haben vor kurzem die entsprechenden Verträge unterschrieben. Rund 49 Millionen Euro wird das neue Rathaus kosten, der Einzug ist für April 2026 geplant. Bis Ende diesen Jahres soll der Gemeinderat die Entwurfsplanung absegnen.

Nachhaltig und flexibel sind zwei Adjektive, die die künftige Heimstätte der Unterföhringer Gemeindeverwaltung beschreiben. Ein wesentlicher Baustein ist Holz, das für Decken und Wände verwendet wird, ebenso für die Außenfassaden, die mit verschiedenen Pflanzen begrünt werden. Alle Materialien sollen recycelbar sein, Verbundstoffe kommen nicht zum Einsatz. Das Dach wird ebenfalls begrünt, hier entsteht zudem eine Photovoltaikanlage, die den Strom für die Geothermiepumpe liefert. Damit setzt die Gemeinde Unterföhring für das Rathaus komplett auf nachhaltige Energie. Flexibel sind die Büros, die durch nicht tragende Trennwände begrenzt werden. Die Wände lassen sich relativ schnell und unkompliziert versetzen, die Raumgrößen können also bei Bedarf angepasst werden. Kurzum: Das neue Rathaus wird ein "dynamischer Bau, der der Zukunft standhält", wie es Kemmelmeyer zusammenfasste.

Ein Teil der neuen Ortsmitte

Das Vorzeigeobjekt soll sich in die neu entstehende Unterföhringer Ortsmitte westlich des S-Bahnhofs eingliedern, wo neben der bereits errichteten Musikschule und Volkshochschule auch Einzelhandel und Gastronomie ihren Platz finden. Die Pläne der Raum und Bau Planungsgesellschaft, die sich gegen neun andere Bewerber durchgesetzt hat, sehen ein dreiteiliges Konzept für das Rathaus vor: einen fünfstöckigen Solitär und zwei angrenzende dreigeschossige Gebäude.

Transparente Verbindungsbrücken im ersten Stock und ein für alle betretbarer Innenhof ermöglichen ein offenes Gestalten. Das neue Rathaus wird vom S-Bahnhof und von der Münchner Straße aus in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar sein, über die im Norden verlaufende Bahnhofstraße wird es am Fahrradwegenetz angebunden. Im Untergeschoss entsteht eine Tiefgarage mit Ladestationen für Elektroautos. Flächen für Car- und Bike-Sharing soll es am Rathaus auch geben.

Trauzimmer mit Zugang ins Grüne

Zentrales Element des Solitärs ist der große Sitzungssaal, der sich über den zweiten und dritten Stock erstreckt. Im zweiten Stock werden sich auch das Bauamt und die Fraktionsräume befinden, im vierten Stock die Stabsstelle des Bürgermeisters. Die verschiedenen Servicebüros für die Bürger ziehen im ersten Stock ein, das Einwohnermeldeamt im Erdgeschoss, wo auch ein großes Foyer geplant ist. Als besonderes Schmankerl für künftige Eheleute wird es ein Trauzimmer mit Zugang zum Außenbereich geben. Die Trauung kann also auch im idyllischen Grün vollzogen werden.

Doch nicht nur Brautpaare sollen sich im neuen Rathaus wohlfühlen, sondern alle Bürger – und vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde: Diese erhalten auf etwa 5000 Quadratmetern Geschossfläche wesentlich mehr Platz und Komfort als im heutigen Rathaus, das für die umfangreichen Aufgaben einer modernen Verwaltung längst viel zu eng geworden ist und in Teilen nicht mehr der Arbeitsstättenverordnung entspricht. Der Bau in der Münchner Straße war 1975 eröffnet worden, als Unterföhring um die 4000 Einwohner zählte. Der damalige Bürgermeister Ernst Eckhardt vermietete seinerzeit die oberen Stockwerke, erst nach und nach beanspruchte die Verwaltung die Räume für sich. Heute ist Unterföhring strukturell eine Kleinstadt, in der über 11.000 Menschen leben – und diese dürfen sich in vier Jahren über ein neues, zeitgemäßes Rathaus freuen. Benjamin Schuldt

Artikel vom 27.07.2022
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...