Hoher krankheitsbedingter Personalausfall

Erding · Sitzung des Krankenhausausschusses; So ist die Lage am Klinikum Landkreis Erding

Derzeit müssen im Klinikum durchschnittlich 140 Krankmeldungen pro Tag kompensiert werden. Foto: cba

Derzeit müssen im Klinikum durchschnittlich 140 Krankmeldungen pro Tag kompensiert werden. Foto: cba

Erding · In Bezug auf den Jahresabschluss des Klinikums Landkreis Erding für das Jahr 2021 ergibt sich nach Abzug der Erding Zulage, der nicht-geförderten Abschreibungen, der nicht bezuschussten Baumaßnahmen im Bereich Instandhaltung sowie aufgrund von Sondereffekten gebildeten Rückstellungen ein operatives Ergebnis in Höhe von -2.513.491 Euro.

Die Rückstellungen für Sondereffekte beinhalten eventuell entstehende Rückzahlungsansprüche aus den Abrechnungen für Schmerztherapie und Notfallversorgung.

Die stationären Leistungen des Klinikums Landkreis Erding entwickelten sich in den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 im Vergleich zum Vorjahr weiter positiv. Es konnten rund 20 Prozent mehr Patienten behandelt werden als im Vorjahreszeitraum, und das trotz großen Belastung, die die Corona-Pandemie weiterhin für das Klinikum bedeutet.

Ein ungewöhnlich hoher krankheitsbedingter Personalausfall führt jedoch derzeit im Klinikum Landkreis Erding zu Einschränkungen im Betrieb. Eine Station muss vorübergehend komplett geschlossen werden, auch weitere Stationen und in die Funktionsbereiche können zum Teil nur in eingeschränktem Umfang betrieben werden.

Die zu behandelnden PatientInnen werden teilweise auf andere Stationen verlegt, planbare Operationen können derzeit nur in eingeschränktem Umfang durchgeführt werden. "Die Notfallversorgung kann jedoch in jedem Fall aufrechterhalten werden.", so Krankenhausdirektor Dr. Dirk Last. Um dies sicherzustellen wurde das Personal der Notaufnahme aus anderen Bereichen zusätzlich verstärkt. "Nichtsdestotrotz bleibt uns nichts Anderes übrig, als derzeit Betten zu sperren, um das verbleibende Personal, insbesondere im Pflegebereich, nicht über Gebühr zu belasten."

Die angespannte Situation wurde am vergangenen Freitag (1. Juli) in einer durch Landrat Martin Bayerstorfer einberufenen, außerordentlichen Mitarbeiterversammlung diskutiert. Zuvor hatte er bereits entsprechende Schreiben erhalten, innerhalb derer MitarbeiterInnen auf ihre schwierige Situation hingewiesen hatten. Daraufhin hat er sofort die Initiative ergriffen und eine Personalversammlung anberaumt. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital und ich möchte sie so gut wie möglich unterstützen. In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurden sie zusätzlich durch die Pandemie bis zum Äußersten gefordert. Es war wichtig für mich, ihre berechtigte Kritik und Verbesserungswünsche aus der Versammlung mitzunehmen, um sie im heutigen Krankenhausausschuss diskutieren zu können."

Während der Versammlung schilderten MitarbeiterInnen aus nahezu allen Bereichen ihre Erfahrungen und brachten sich durch konstruktive Kritik, auch gegenüber dem Krankenhausdirektorium, ein. Krankenhausdirektor Dr. Dirk Last zeigte Verständnis für die belastende Situation der anwesenden Beschäftigten und versprach in mehreren angesprochenen Punkten kurzfristige Abhilfe. Eine weitere Mitarbeiterversammlung ist bereits für diese Woche anberaumt, um die Belegschaft weiterhin engmaschig durch diese schwierige Situation begleiten zu können. Die personellen Ausfälle lagen vor der Pandemie bei etwa 60 Krankmeldungen pro Tag, derzeit müssen durchschnittlich 140 Krankmeldungen pro Tag kompensiert werden. Obwohl die Anzahl der MitarbeiterInnen im Plan zwischen 2019, also vor Beginn der Pandemie, von 692 auf heute 808 gesteigert werden konnte, gibt es nach wie vor viele offene Stellen, die aufgrund von Bewerbermangel nicht besetzt werden können. Der Krankenhausausschuss hatte bereits im vergangenen Dezember beschlossen, die nötigen Mittel für 25 weitere Vollzeitkräfte im Pflegebereich und 50 Stellen insgesamt im Jahr 2022 bereitzustellen.

In der Sitzung des Krankenhausausschusses am Montag (4. Juli) wurde daher neben den kurzfristig ergriffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation sowohl für die MitarbeiterInnen als auch für die PatientInnen ein weiteres Sofortmaßnahmenpaket zur Mitarbeiterbindung und –gewinnung verabschiedet. Dazu gehören unter anderem die Einführung einer Notfallprämie: Es handelt sich dabei um eine Zahlung i.H.v. 150 Euro netto, die die MitarbeiterInnen pro übernommenem Dienst erhalten, wenn sie für erkrankte KollegInnen einspringen und die Mindestbesetzung ansonsten nicht eingehalten werden könnte.

Des Weiteren wird die Schaffung von Räumlichkeiten für die Kinderbetreuung am Klinikum Landkreis Erding geprüft, um insbesondere die von Schichtbetrieb betroffenen MitarbeiterInnen bestmöglich in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen zu können.

Als zusätzliche Maßnahme soll die Einführung eines Alternativen Entgeltanreizsystem in Zusammenarbeit mit der Personalvertretung geprüft werden, um die persönlichen Leistungen der einzelnen MitarbeiterInnen noch besser würdigen zu können. Erste Überlegungen dazu sollen in einer der nächsten Sitzungen dem Gremium vorgestellt werden.

Auch fasste der Krankenhausausschuss einen Empfehlungsbeschluss an den Kreistag, die Erding-Zulage aufgrund der angespannten Personalsituation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdoppeln. Damit erhalten Beschäftigte künftig 270 Euro pro Monat, sowie 50 Euro pro Kind zusätzlich zu ihrem Tariflohn.

Zusätzlich wird eine Personal-Recruiting Agentur beauftragt, um die Anstrengungen zur Personalgewinnung, insbesondere im Pflege- und Funktionsbereich noch weiter zu verstärken.

Artikel vom 06.07.2022
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