Zwei Senioren übergaben jeweils mehrere 10.000 Euro an Unbekannte

Schockanrufe: Drahtzieher festgenommen

Betrug per Telefon ist inzwischen verbreitet. Meist sind Senioren über 70 Jahre die Opfer. Symbolbild: cba

Betrug per Telefon ist inzwischen verbreitet. Meist sind Senioren über 70 Jahre die Opfer. Symbolbild: cba

München · Die Münchner Polizei ermittelte nach zwei sogenannten "Schockanrufen" im Stadtgebiet wegen organisiertem Callcenterbetrug. Zwei Tatverdächtige konnten jetzt gefasst werden.

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Fall 1:

Am Freitag, 27. Mai, erhielt ein über 70-Jähriger einen Anruf auf seinem Festnetzanschluss durch eine bislang unbekannte Anruferin, die hörbar weinte und ihn mit "Papa" ansprach. Der über 70-Jährige vermutete hinter den Anruf aber nicht seine Tochter, sondern seine Enkelin und blieb in der Leitung. Daraufhin meldete sich ein angeblicher Kriminalpolizist, der durch manipulative Gesprächsführung den Vornamen der Enkelin in Erfahrung bringen konnte.
Der unbekannte Anrufer konnte dem über 70-Jährigen glaubhaft vermitteln, dass seine Enkelin einen Unfall verursacht hätte und dabei eine junge Mutter schwer verletzt wurde. Um die Untersuchungshaft seiner Enkelin abzuwenden, müsste eine Kaution in Höhe von mehreren 10.000 Euro hinterlegt werden.
Der über 70-Jährige wurde im Laufe des Gesprächs an eine dritte Person, einen angeblichen Oberstaatsanwalt, weitergeleitet, welcher die Kautionsforderung bestätigte. Am späten Nachmittag übergab der Rentner in der Münchner Innenstadt ein Kuvert mit dem darin befindlichen Bargeld in Höhe von mehreren 10.000 Euro an einen unbekannten männlichen Abholer, der ihm als Mitarbeiter des Oberlandesgerichts angekündigt wurde.
Am Abend kontaktierte der Senior seine Tochter, um nach dem Befinden der Enkelin zu fragen. Erst hierbei wurde der Betrug bekannt.

Fall 2:

Am Donnerstag, 23. Juni, wurde eine über 70-Jährige auf ihrem Festnetztelefon von einer unbekannten Anruferin kontaktiert, welche sich als Polizeibeamtin ausgab und vorgab, dass der Sohn der Münchnerin einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe. Um eine Untersuchungshaft ihres Sohnes zu verhindern müsse sie eine Kaution von mehreren 10.000 Euro hinterlegen. Dieser Forderung wurde im Anschluss durch eine angebliche Staatsanwältin unterstrichen, an welche die Münchnerin weiterverbunden wurde.
Durch manipulative Gesprächsführung gelang es der falschen Staatsanwältin in Erfahrung zu bringen, dass die über 70-Jährige neben Bargeld auch über diverse Goldmünzen und Schmuck zu Hause verfüge. Die Seniorin übergab vor ihrem Wohnanwesen an einem zum Tatzeitpunkt unbekannten männlichen Abholer das Bargeld und die Wertgegenstände.
Nachdem zu einem späteren Zeitpunkt der Ehemann der über 70-Jährigen mit dem Sohn telefonierte, wurde der Betrug bekannt.

Im Rahmen durch die AG Phänomene durchgeführten kriminalpolizeilichen Maßnahmen in den oben genannten Fällen konnten konkrete Hinweise auf einen Tatverdächtigen erlangt werden, welcher sich zunächst in Polen aufhielt.
Am Dienstag, 28. Juni, reiste dieser sowie weitere Tatverdächtige wieder nach Deutschland ein und hielten sich nach vorliegenden Erkenntnissen in Nürnberg für eine weitere Abholung bereit. Bevor es zu einer weiteren Geldübergabe kommen konnte, konnten ein 26-jähriger und ein 34-jähriger Pole, beide ohne festen Wohnsitz in Deutschland, festgenommen werden.
Die beiden Tatverdächtigen wurden noch in der Nacht durch das AG Phänomene nach München in die Haftanstalt des Polizeipräsidiums München verbracht. Der zuständige Ermittlungsrichter erließ am Mittwoch, 29. Juni, jeweils einen Untersuchungshaftbefehl.

Artikel vom 30.06.2022
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