Das schönste Geschenk

Frauen des SC Amicitia steigen in die Bayernliga auf

Stolze Meisterinnen der Landesliga Süd: Die Fußballfrauen des SC Amicitia München haben den größten Erfolg ihrer 20-jährigen Geschichte eingefahren. Foto: Verein

Stolze Meisterinnen der Landesliga Süd: Die Fußballfrauen des SC Amicitia München haben den größten Erfolg ihrer 20-jährigen Geschichte eingefahren. Foto: Verein

Moosach · Seit 20 Jahren hat der SC Amicitia München eine Frauenfußballmannschaft, das schönste Geburtstagsgeschenk haben sich die Spielerinnen selbst gemacht: Nach einer herausragenden Saison steigen sie als Meisterinnen der Landesliga Süd zum ersten Mal in die Bayernliga auf.

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Bereits am vorletzten Spieltag war der Aufstieg nach einem 12:1-Kantersieg beim SC Regensburg II perfekt. Am letzten Spieltag übergab der Bayerische Fußball-Verband (BFV) dann vor eigenem Publikum an der Dietrichstraße den Meisterwimpel an das Team des SC Amicitia, das die Landesliga Süd mit sechs Punkten Vorsprung vor dem 1. FC Passau abschloss. Nur drei von 22 Spielen haben die Moosacherinnen verloren, dafür 16 gewonnen, teils deutlich. Sowohl die Offensive (73 Tore) als auch die Defensive (27 Gegentore) sind die beste der Liga. Der Lohn ist der direkte Aufstieg in die Bayernliga. Höher spielen in München nur die Frauenmannschaften des FC Bayern und des FFC Wacker.

Rein zufällig kam es beim Traditionsverein Amicitia im Juli 2002 zur Gründung einer Frauenmannschaft, erinnert sich Johannes Huske: "Bei einem Hallenturnier haben wir zum Spaß die Kinder gegen ihre Mütter spielen lassen. Die Mütter hat dann der Ehrgeiz gepackt." Bald bot der Verein regelmäßiges Training an, nach und nach kamen fußballbegeisterte Frauen dazu. Huske, der sich seit 40 Jahren beim SC Amicitia engagiert, unterstützte das Frauenteam von der ersten Stunde an, war Trainer und Technischer Leiter und hilft auch heute noch, wo er kann.

Nach einigen hohen Niederlagen zu Beginn entwickelte sich das Team kontinuierlich weiter: 2007 stiegen die Amicitia-Frauen in die Bezirksliga auf, 2015 in die Bezirksoberliga und 2017 in die Landesliga, in der Kathleen Krüger, die Teammanagerin des FC Bayern, einige Spiele für Amicitia machte. Fünf Jahre später geht es zum 20. Geburtstag der Mannschaft hoch in die höchste bayerische und vierthöchste deutsche Spielklasse.

Zusammengewachsene Mannschaft

Als maßgeblich für den sportlichen Erfolg hebt Huske den Zusammenhalt hervor: "Das Team ist gewachsen, keine Spielerin ist gewechselt. Die Mädels haben viel Ehrgeiz." Die Mannschaft bilden Spielerinnen aus der eigenen Jugend und zugezogene Studentinnen, die sich dem Verein angeschlossen haben, um höherklassig Fußball spielen zu können. Aktiv nach Verstärkungen suchen würde der SC Amicitia nicht, betont Johannes Huske: "Drei bis vier Spielerinnen, die die Bayernliga kennen, kommen aber jetzt dazu."

Geld für neue Kräfte kann und will der Verein, der in unmittelbarer Nähe des Dantebads daheim ist, nicht in die Hand nehmen. Schon die Busmiete, um zu Spielen in ganz Bayern zu fahren, ist ein finanzieller Kraftakt. Reist die Mannschaft ins Trainingslager, müssen die Teammitglieder die Kosten komplett aus eigener Tasche zahlen. Zwar unterstützen zwei kleinere Firmen den SC Amicitia finanziell, doch das Ringen um Sponsoren ist in einer stark verdichteten Stadt hart: Allein im näheren Umkreis gibt es mit dem FC Teutonia, der FT Gern, dem PSV München oder dem SV Olympiadorf diverse andere Vereine.

Stets im Schatten der Männer

Mit einer Bayernliga-Mannschaft hat Amicitia im Münchner Norden künftig ein Alleinstellungsmerkmal. Es warten Stadtderbys gegen den FC Stern München aus Trudering sowie Duelle mit klangvollen Namen wie Schwaben Augsburg oder den Würzburger Kickers. Huske hofft, dadurch auch neue Zuschauer zu gewinnen. In der Meistersaison traten die Amicitia-Damen meist vor nur rund 50 Fans an, darunter hauptsächlich Angehörige der Spielerinnen.

Zum Vergleich: Die Männer stiegen jüngst aus der Kreisklasse ab, zum Relegationsspiel fanden aber immerhin 130 Schaulustige den Weg zur Sportanlage des SC Amicitia. Die Frauen im Schatten der Männer – in Fußballdeutschland ein generelles Problem. Spricht man mit Akteuren aus dem Frauenfußball, wird oft Kritik am Verband laut, auch Huske macht keine Ausnahme: "Länderspiele werden unter der Woche nachmittags um drei angesetzt. Wer hat da schon Zeit, sich das anzuschauen?" Ob die anstehende Frauen-EM zur besseren Sendezeit für einen Hype sorgt, bleibt abzuwarten.

München ist zumindest mit den national erfolgreichen Frauen des FC Bayern, der soliden Mittelklasse wie Wacker, Stern und Amicitia sowie den von unten hoch drängenden "Löwinnen" des TSV 1860 im Frauenfußball gut aufgestellt. Um Nachwuchs zu rekrutieren, gibt es in der Landeshauptstadt das Projekt "Mädchen an den Ball", ein kostenfreies Fußballtraining für Mädchen mit und ohne Vereinszugehörigkeit, das an 15 Standorten im Stadtgebiet etabliert ist. Seit Februar 2022 läuft das Projekt auch auf der Anlage des SC Amicitia (Dietrichstraße 11): Trainiert wird hier immer donnerstags von 15 bis 17 Uhr. Benjamin Schuldt

Artikel vom 19.06.2022
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