Ohne Vorurteile

Milbertshofen · Im Begegnungsladen Siloah werden Barrieren überwunden

Setzen sich für Inklusion ein: Jutta Scheiderer (links), Leiterin des Siloah Begegnungsladen, und Sozialarbeiterin Melanie Mahr. Foto: Tanja Beetz

Setzen sich für Inklusion ein: Jutta Scheiderer (links), Leiterin des Siloah Begegnungsladen, und Sozialarbeiterin Melanie Mahr. Foto: Tanja Beetz

Milbertshofen · Der Dienstag steht im Zeichen der Bildung, der Freitag im Zeichen der Geselligkeit. Und auch dazwischen ist einiges geboten im Begegnungsladen Siloah (Riesenfeldstraße 18).

Namensgebend für den Begegnungsladen war der Teich Siloah in der Nähe von Jerusalem. Hier soll Jesus einem Blinden das Augenlicht zurückgegeben haben. In diesem Sinne teffen sich erwachsene Menschen mit und ohne körperliche Behinderungen im Siloah. Es geht dabei darum, eine Welt ohne Vorurteile zu gestalten, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, neue Perspektiven zu schaffen und den Horizont zu erweitern.

Seit fast 40 Jahren

Im kommenden Jahr feiert der Begegnungsladen sein 40-jähriges Bestehen. Gegründet wurde Siloah von dem inzwischen verstorbenen Gert Gruber. "Er hatte selbst eine Körpberbehinderung und hat sich Gedanken darüber gemacht, was man für Menschen mit Behinderung anbieten kann", sagt Jutta Scheiderer, die seit knapp einem Jahr die Einrichtung leitet. Von Anfang an seien die Angebote gut nachgefragt gewesen. Dienstags also steht Bildung auf dem Programm. Am 26. April beispielsweise bekommen die Gäste einen Einblick ins englische Königshaus. Außerdem werden regelmäßig Vorträge zu medizinischen oder rechtlichen Themen oder Reiseberichte angeboten.

Beim Kniffelturnier am Freitag, 29. April, steht dann von 19 bis 21 Uhr die Geselligkeit im Fokus. Und auch die Partys im Siloah finden immer großen Zulauf. Doch das gemeinsame Zusammensein beschränkt sich nicht nur auf die Räumlichkeiten im Begegnungsladen. "Wir gehen sehr gerne essen", so Jutta Scheiderer. Das erfordere natürlich immer eine gewissen Planung. "Einige unserer Besucher sind auf Elektro-Rollstühle angewiesen und benötigen zum Teil eine Assistenz. Das muss man alles berücksichtigen."

Ziele vorab checken

Eine besondere Herausforderung sind die Planungen für die Reisen, die zweimal im Jahr für je eine Woche angeboten werden. Reiseziele sind sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland. Ende Mai geht es nach Freiberg in Sachsen, Ende September nach Südtirol. Seit dem vergangenen Jahr hat Jutta Scheiderer mit ihrer Kollegin Melanie Mahr (Sozialarbeiterin) diese Reisen geplant. "Wir fahren immer vorab in die Hotels und schauen uns das an", so die Siloah-Leiterin. Denn: "Wo rollstuhlgerecht drauf steht, ist nicht unbedingt rollstuhlgerecht drin."

Schon eine kleine Stufe, eine zu schmale Tür, könne ein unüberwindbares Hindernis für einen Rollstuhlfahrer sein, zumal wenn es sich um einen breiteren und schwereren Elektro-Rollstuhl handele. "Wir schauen vor Ort dann auch nach Ausflugsmöglichkeiten und checken die Umgebung. Das alles kostet sehr viel Zeit."

Es wird wieder gemalt

Ein beliebtes Angebot gibt es nun auch wieder im Siloah: "Kunstwerkstatt mit Johanna" heißt es einmal im Monat jeweils samstags von 14 bis 17 Uhr. Hier wird mit unterschiedlichen Techniken und Materialien gearbeitet. "Mitmachen können alle, die Lust haben auf Formen, Farben und Bewegung" sagt Johanna Doll, Dipl. Bildhauerin und Kunsttherapeutin. "Ich gebe immer ein kleines Thema vor, aber man kann natürlich auch ein anderes wählen." Es gehe in erster Linie darum, zusammenzukommen und Spaß zu haben. Der nächste Termin ist am 30. April, weiter geht es dann am 14. Mai.

Jutta Scheiderer und Melanie Mahr hoffen, dass sich noch mehr Menschen trauen, im Begegnungsladen vorbeizuschauen, egal ob mit oder ohne Körperbehinderung. Unterstützt werden die Leiterin und die Sozialarbeiterin übrigens für sechs Stunden pro Woche von einer weiteren Sozialpädagogin sowie von Teilzeitkräften in der Verwaltung und Reinigung.

Ehrenamtliche willkommen

Eine besonders große Stütze sind die rund zehn aktiven ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Siloah ist man dankbar für deren Hilfe. "Ohne sie würde das hier nicht laufen", sagt Jutta Scheiderer. Neue Unterstützer seien jederzeit willkommen. Was sie mitbringen sollten? "Interesse am Menschen, keine Berührungsängste. Und man sollte gerne reden", bringt es Melanie Mahr auf den Punkt. Die Ehrenamtlichen würden bei Veranstaltungen und Restaurantbesuchen helfen und auch bei Ausflügen dabei sein. "Aber natürlich werden keine pflegerischen Tätigkeiten übernommen", sagt sie. Einmal im Monat treffen sich alle Ehrenamtlichen vor Ort und per Zoom zum gemeinsamen Austausch.

Infos und Kontakt

Am Donnerstag, 5. Mai, lädt Siloah anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen zu einem angemeldeten Protestspaziergang, um 18.30 Uhr, auf den Marienplatz ein. Unterstützt wird der Begegnungsladen, der unter der Trägerschaft der Fördergemeinschaft Cunit e.V. steht, übrigens vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, der Landeshauptstadt München und vom Bezirk Oberbayern. "Für private Spenden sind wir auch dankbar, denn sie helfen uns, das Angebot aufrechtzuerhalten", betont Jutta Scheiderer.

Weitere Infos und Anmeldemöglichkeiten gibt es unter Telefon 089/350 42 683, per E-Mail an cunit@siloah-muenchen.de und im Internet unter www.siloah-muenchen.de tab

Artikel vom 20.04.2022
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