Weitreichende Folgen

Bahnausbau durch den Landkreis Erding um Jahre verzögert

Bleibt möglicherweise noch länger so beschaulich: Der Dorfener Bahnhof stammt aus der Dampflokzeit. Foto: kw

Bleibt möglicherweise noch länger so beschaulich: Der Dorfener Bahnhof stammt aus der Dampflokzeit. Foto: kw

Landkreis-Erding · Es gibt einen „neuen Zeitplan“ beim Ausbau der Bahnlinie von Markt Schwaben nach Mühldorf am Inn durch den Süden und den Osten des Landkreises Erding. Dieser neue Zeitplan bringt das, was Pessimisten längst erwartet hatten: Eine Verzögerung um Jahre.

Dabei hatte man echte Fortschritte erzielt: Einer Pressemitteilung zufolge führte das Projektteam die ersten Abschnitte bis zur Genehmigungsreife. Allerdings klaffen Lücken zwischen den Abschnitten: Ottenhofen bis Wörth ist danach weiter als der Bereich hinter Wörth. Von Schwindegg nach Obertaufkirchen ist man ähnlich weit, und der Abschnitt Ampfing-Mettenheim auch. Aber dazwischen ist eben noch Luft. Und knapp hinter der Landkreisgrenze in Richtung Mühldorf wird nun dieser Pressemitteilung zufolge ein schienengleicher Bahnübergang durch eine Eisenbahnbrücke ersetzt. In Weidenbach ist geplant, diesen Neubau in das Ausbauprojekt zu integrieren. Das ist der eigentliche Zeitfaktor. Und der ist dermaßen hoch, dass die DB-Netz jetzt bekanntgeben musste: „Eine konkrete Jahreszahl kann derzeit noch nicht genannt werden.“

Dabei hatte es auf der anderen Seite einen ernsthaften Versuch gegeben, den seit vielen Jahren vor sich hin dümpelnden Bahnausbau zu beschleunigen. Es gibt das „Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz“, ein Wortungetüm, von dem Spötter schon gesagt haben, dass es „typisch deutsch“ sei. Genau dieses Gesetz sollte das ganze eigentlich massiv voranbringen und einzelne Planfeststellungsverfahren mit all den Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, vermeiden. Wohin sowas führen kann hat man bei der dritten Startbahn gesehen. Damit hatte man auch bisher recht erfolgreich gearbeitet.

Dann aber hat sich herausgestellt, dass das Gesetz eine Schwäche hat: Die Umweltverträglichkeitsprüfungen können danach nicht parallel laufen, sondern müssen zeitlich gestaffelt durchgeführt werden. Das Material muss bei Einreichung der Genehmigungsunterlagen vorliegen, kann also nicht etwa nachgereicht werden. 2021 kam nun die Bremse aus dem Ministerium: Wegen der Brücke muss der Bereich Weidenbach kurz hinter der Landkreisgrenze komplett neu geplant werden. Auch für den gesamten Bereich durch den Landkreis Erding müssen Auflagen des Eisenbahn-Bundesamtes eingearbeitet werden, so die Mitteilung weiter.

Die Folgen dieser Verzögerungen für die betroffenen Gemeinden im Kreis Erding sind weitreichend. So soll in Höhe Ottenhofen beispielsweise eine Straßenbrücke über die Bahn durch eine parallel zur Bahn geführte Straße, die wiederum an eine vergleichsweise leistungsfähige Straße anbindet, ersetzt werden. Verzögerungen kann hier niemand mehr brauchen, denn kein denkender Mensch wird eine Brücke, die ganz sicher abgerissen werden muss, jetzt noch aufwändig sanieren. Das wäre aber nötig. Die Baukostenentwicklung ist bekannt, und so ist niemand wirklich glücklich mit dem, was da bei einer Pressekonferenz in Mühldorf verkündet worden ist. Noch dazu gibt es bei der Bahn eine Personalie: Projektleiter Klaus-Peter Zellner verlässt das Unternehmen. Ein Nachfolger ist bereits gefunden. kw

Artikel vom 08.04.2022
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