Neue Unterkunft eröffnet

Johanneskirchen · In der Musenbergstraße wohnen jetzt Asylbewerber

Einst Hotel, jetzt Asylbewerberunterkunft: die Gebäude in der Musenbergstraße 25-27. Foto: Regierung von Oberbayern

Einst Hotel, jetzt Asylbewerberunterkunft: die Gebäude in der Musenbergstraße 25-27. Foto: Regierung von Oberbayern

Johanneskirchen · Am 1. April hat die Regierung von Oberbayern in der Musenbergstraße eine neue Asylbewerberunterkunft in Betrieb genommen. Das ehemalige Hotel, das für eine Dauer von 15 Jahren angemietet wurde, wird als Unterkunftsdependance zum ANKER Oberbayern gehören und die bestehenden Unterbringungsmöglichkeiten dort langfristig ergänzen. Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner sollten bereits am Montag einziehen.

Seit dem Frühjahr 2021 fanden in dem Anfang der 1990er Jahre gebauten Objekt Umbau- und Renovierungsmaßnahmen statt. In der Musenbergstraße 25-27 sollen vorrangig asylsuchende Familien untergebracht werden. Geplant ist eine Belegung mit rund 300 bis 340 Personen. Damit reagiert die Regierung von Oberbayern auch auf den seit Jahren steigenden Anteil von Familien unter den Asylsuchenden. Mit der Unterkunftsdependance Musenbergstraße verfügt der zur Regierung von Oberbayern gehörende ANKER Oberbayern zukünftig insgesamt über zehn Standorte in ganz Oberbayern, davon vier im Stadtgebiet München.

Schutz für Eltern und Kinder

"Mit der neuen Unterkunftsdependance trägt die Regierung von Oberbayern dem über die Jahre veränderten Zugangsgeschehen und den besonderen Bedürfnissen von Flüchtlingsfamilien Rechnung", erklärt Regierungspräsident Konrad Schober. "Der neue Standort an der Musenbergstraße bietet schutzsuchenden Eltern und Kindern gute Voraussetzungen für ihre Ankunft und eine gelingende Integration wie beispielsweise eine eigene Kinderbetreuung in der Unterkunft und gut erreichbare schulische Einrichtungen."

Die vollständig neu möblierten Räume in der Unterkunftsdependance Musenbergstraße verfügen je nach Größe über zwei bis sechs Betten sowie einen eigenen Sanitärraum mit Bad und WC. Einige Räume sind zudem barrierefrei ausgestattet. Im Erdgeschoss befindet sich eine Essensausgabe und ein Speiseraum für das angebotene Catering. Ein Sicherheitsdienst ist zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner rund um die Uhr anwesend. Zudem ist Personal der Regierung von Oberbayern als Unterkunftsleitung und -verwaltung vor Ort tätig.

Wie alle Unterkünfte des ANKER Oberbayern verfügt die neue Dependance auch über soziale Angebote, insbesondere die vom Freistaat Bayern finanzierte Flüchtlings- und Integrationsberatung, tagesstrukturierende Angebote sowie eine medizinische Grundversorgung mit ärztlichen Sprechstunden vor Ort. Für Kinder wurden Spielmöglichkeiten im Gebäude sowie eine Kinderspielfläche auf dem Freigelände geschaffen. Schulpflichtige Kinder und Jugendliche besuchen den Unterricht in besonderen Klassen der Regelschulen. Durch die gute ÖPNV-Anbindung – der S-Bahnhof Johanneskirchen befindet sich in unmittelbarer Nähe – sind Behörden und andere Stellen einfach zu erreichen.

Die Diakonie München und Oberbayern berät und begleitet in sämtlichen Münchner Aufnahmeeinrichtungen geflüchtete und asylsuchende Menschen in allen sozialen Fragen, so auch in der neuen Unterkunft im Stadtbezirk Bogenhausen. Mit einem Stellenschlüssel von 1:100 beraten die Mitarbeitenden der Diakonie die Bewohner zusätzlich bei allen Themen rund um Spracherwerb, Bildung und Arbeit und begleiten sie auch bei gesundheitlichen Problemen.

Die Unterstützungsangebote für geflüchtete Kinder und Jugendliche (KiJuFa) arbeiten mit einem Personalschlüssel von 1:30, sie beraten die Eltern zu den Themen Bildung, Gesundheit und Erziehung. Sie vernetzen sich im Stadtgebiet mit verschiedenen Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe, bieten Ausflüge in den Ferien an, helfen bei der Kita- und Schulanmeldung und bei der Lernförderung.

Für die Unterkunft in der Musenbergstraße plant die Diakonie zudem die Einrichtung eines Mini-Family-Houses, indem geflüchtete Kinder altersgerecht intensiv betreut werden und tagesstrukturierende Angebote zur Vorbereitung auf die Kita bekommen.

Diakonie sieht Konzept kritisch

Die Ehrenamtskoordination vermittelt und organisiert das bürgerschaftliche Engagement vor Ort und unterstützt dabei insbesondere bei der Freizeitgestaltung der Menschen. "Wir freuen uns sehr darüber, wenn sich Freiwillige bei uns melden, die sich engagieren möchten", sagt Geschäftsbereichsleiterin Sarah Weiss. Das Konzept der ANKER-Zentren sieht die Diakonie München und Oberbayern allerdings insgesamt kritisch.

"Wir kritisieren besonders das Sachleistungsprinzip im ANKER. Außerdem ist die Verweildauer dort viel zu lang", erklärt Vorständin Andrea Betz: "In den Einrichtungen muss es möglichst wohnungsähnliche Bedingungen geben, in denen die Privatsphäre der Menschen gewahrt ist und sie ihren Alltag selbstbestimmt organisieren können. Dazu gehört, etwa selbst einzukaufen, zu kochen und zu waschen. Besonders Kinder und Jugendliche brauchen Rückzugs- und Lernorte". Positiv sei in der neuen Unterkunft in der Musenbergstraße zu bewerten, dass alle Zimmer ein eigenes Bad haben, ergänzt Betz.

Neben der Diakonie hatten auch Politikerinnen und Politiker schon vor der Eröffnung der Einrichtung Kritik geäußert. "Die Konzentration vieler Menschen in großen Einrichtungen über einen längeren Zeitraum gefährdet nicht nur die Gesundheit der sehr oft traumatisierten Geflüchteten, sondern behindert auch die Integrationsbemühungen, indem der Zugang zu Schule, Arbeit und dem Sozialraum erschwert ist", wird Münchens Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) in einem Bericht der SZ zitiert.

Artikel vom 06.04.2022
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...