DFB-Bundestag verweigert Funktionär die Gefolgschaft

Erdbeben beim DFB: Rainer Koch abgewählt

Rückzug nach Bayern: Rainer Koch scheidet aus DFB-Präsidium aus. Foto: Anne Wild

Rückzug nach Bayern: Rainer Koch scheidet aus DFB-Präsidium aus. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Auf dem mit Spannung erwarteten DFB-Bundestag, dem höchsten Gremium des Deutschen Fußball-Bundes, wurde in Bonn die Verbandsspitze neu gewählt. Angeführt wird das Präsidium künftig erwartungsgemäß von Bernd Neuendorf. Der frühere Journalist und politische Spitzenbeamte – SPD-Staatssekretär in Nordrhein-Westfalen – setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen Peter Peters durch, der nach dem Rücktritt Fritz Kellers eine interimistische Doppelspitze mit Rainer Koch gebildet hatte. Koch musste eine krachende Niederlage einstecken. Die Delegierten der Landes- und der Regionalverbände des DFB sowie der DFL Deutsche Fußball Liga zogen ihm überraschend die weitgehend unbekannte Silke Sinning vor.

Der Süddeutsche Fußball-Verband (SFV) ist einer von fünf Regionalverbänden des Deutschen Fußball-Bundes und umfasst die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Seit 2011 steht Rainer Koch dem mehr als drei Millionen Mitglieder zählenden Regionalverband vor und war von diesem erneut für das DFB-Präsidium nominiert worden. Als sich mit der Hessin Silke Sinning aus dem Team von Peters auf dem DFB-Bundestag überraschend eine Gegenkandidatin als Vizepräsidentin für Koch abzeichnete, bat der Bayer vor dem Wahlgang in einem ebenso peinlich wie verzweifelt wirkenden Appell diejenigen Delegierten, die ihn nicht unterstützen würden, »sich nicht an der Wahl zu beteiligen«. Gelächter und Zwischenrufe aus dem Auditorium ließen erahnen, dass es eng werden könnte für den Multifunktionär. Bei der Abstimmung versagten ihm sodann entgegen aller Erwartung nicht nur das Profilager, sondern auch die Amateurverbände die Gefolgschaft. Mit 163 zu 68 Stimmen siegte die Außenseiterin Sinning haushoch.

Der umstrittene Koch führte als Vizepräsident in den vergangenen Jahren gleich dreimal interimsmäßig den DFB, nachdem sowohl Wolfgang Niersbach, Reinhard Grindel und zuletzt auch Fritz Keller jeweils vorzeitig vom Amt des Präsidenten zurückgetreten waren. Neuer Schatzmeister des DFB wurde der Unternehmensberater Stephan Grunwald. Zum Vizepräsident Amateure beriefen die Delegierten Ronny Zimmermann (Süddeutscher FV). Als DFB-Vizepräsident DFL wurden Hans-Joachim Watzke und Vizepräsidentin Donata Hopfen, die Geschäftsführerin DFL GmbH, sowie die weiteren Vizepräsidenten DFL Oliver Leki und Steffen Schneekloth bestätigt. Als Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball wurde Sabine Mammitzsch (Norddeutscher FV) gewählt. Den neuen Posten der Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität bekleidet Celia Sasic.

Als Vizepräsidenten der Regional- und Landesverbände rücken Ralph-Uwe Schaffert (Norddeutscher FV), Hermann Winkler (Nordostdeutscher FV), Peter Frymuth (Westdeutscher FV) und Thomas Bergmann (FRV »Südwest«) sowie besagte Prof. Dr. Silke Sinning (Süddeutscher FV) ins DFB-Präsidium. Auf der Website des DFB kommt die Überraschungssiegerin Sinning zu Wort: »Heute Morgen hatte ich meiner Tochter zugesagt, dass ich den Mut aufbringen würde, tatsächlich anzutreten. Nach meiner Rede hatte ich gehofft, einen Achtungserfolg zu erhalten. Dass ich die Wahl so deutlich gewinnen würde, damit hatte ich nie gerechnet. Für mich ist es eine große Herausforderung, nun auch den Süddeutschen Verband zu vertreten und zu unterstützen. Aber dieses überwältigende Ergebnis verschafft mir Respekt und gibt mir Rückenwind.«

(as)

Artikel vom 14.03.2022
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...