Sünden früherer Jahre

Wie umgehen mit Schwarzbauten im Kreis Erding?

Ein reines Wohngebiet in Wartenberg. Heute eher selten realisiert, lässt es Gewerbebetriebe gleich welcher Art nicht zu. Jetzt musste tatsächlich hier ein solcher Laden dicht gemacht werden. Foto: kw

Ein reines Wohngebiet in Wartenberg. Heute eher selten realisiert, lässt es Gewerbebetriebe gleich welcher Art nicht zu. Jetzt musste tatsächlich hier ein solcher Laden dicht gemacht werden. Foto: kw

Erding-Landkreis · Schwarzbauer haben es zunehmend schwer im Kreis Erding, es kommt immer mehr ans Licht, und wer da irgendwo eine Garage hinterrücks umfunktioniert, sich an die Baugenehmigung nicht gehalten oder gar einen Gewerbebetrieb in ein reines Wohngebiet gepflanzt hat, bekommt eben unangenehme Post.

Falsch wäre der Eindruck, die Leute im Kreis Erding seien ein Völkchen von Schwarzbauern, es ist nur so, dass verschiedene Umstände dazu geführt haben, dass verstärkt solche Sünden, die zum Teil Jahre zurückliegen, aufkommen.

In manchen Fällen geht es sogar ganz schnell: In Ottenhofen ist eine Baueinstellungsverfügung ergangen, weil ein Bauherr bei einem Mehrfamilienhaus höher raus gebaut hat als er durfte. Als er das Niveau bei den Außenanlagen auch noch fortsetzen wollte, sahen die Nachbarn sich in ihren Rechten verletzt und stoppten erstmal den Weiterbau, vor allem, weil absehbar war, dass das in diesem Stil weitergehen soll. In Langenpreising wird jetzt anders vorgegangen: Es werden gleich eine ganze Reihe von Wintergärten gewissermaßen nachträglich legalisiert. Kein leichtes Unterfangen, denn da geht es auch um das Thema „Brandschutz“, sind diese Gebäude doch teilweise auf der Grenze errichtet.

Planer Franz Pezold aus Wartenberg kennt das Spiel: Da wird eine Terrassenüberdachung errichtet, die verfahrensfrei ist. Dann merken die Leute, dass es zieht. Also kommt eine Wand nach der anderen dazu, und schwups – ist es ein Wintergarten, und der ist eben nicht mehr verfahrensfrei. Auch dort waren es die lieben Nachbarn: Einer wehrte sich gegen diese Bebauung in der Nachbarschaft und trat damit diese Lawine los.

Die besagten lieben Nachbarn können aber auch in der besten Absicht geradezu desaströse Wirkungen erzielen. So geschehen in Wartenberg, wo ein Bauvorhaben ganz legal und regulär erst einmal in den Rat gekommen ist, im Landratsamt aber Bedenken bestanden und die Frage aufkam, ob man sich das Gebiet nicht mal näher anschauen sollte. Das geschah dann auch. Und dann kam es eben raus, und zwar am anderen Ende des Baugebiets: Eine zusätzliche Wohnung, von der die Baurechtsbehörde gar nichts wusste, ein Gewerbebetrieb, der in einem reinen Wohngebiet schon definitionsgemäß gar nicht sein darf.

Bürgermeister Christian Pröbst musste es im Bauausschuss öffentlich machen: „Die Wohnung ist schon gekündigt, die kommt weg.“ Hier wäre auch ein sogenanntes Nachtragsbaugesuch chancenlos gewesen, denn die erforderlichen Stellplätze konnten technisch nicht hergestellt werden.

Das ist auch die Klammer um die meisten dieser Fälle: Immer mehr Autos stehen auf der Straße, und das nervt nicht nur, sondern kann auch ein ernstes Sicherheitsrisiko darstellen, vor allem dann, wenn Feuerwehr und Rettungsdienst nicht mehr durchkommen, oder die Müllabfuhr. Das ganze läuft parallel mit dem Wunsch der Regierung von Oberbayern, man möge doch bitte innerorts „nachverdichten“. Und das machen die Kommunen auch, versuchen es zumindest. Sie kommen aber wegen der Stellplatzproblematik oft nicht richtig vorwärts.

Als Franz Pezold an ganz anderer Stelle zur Vorbereitung einer für so eine Nachverdichtung erforderlichen Bebauungsplanänderung den Planungsstand mit dem Ist-Bestand verglichen hat, kamen auch wieder vorsichtig ausgedrückt „Abweichungen“ heraus. kw

Artikel vom 14.01.2022
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