Feldmoching · Gemeinnütziger Verein unterstützt bedürftige Menschen

Setzen sich ehrenamtlich für bedürftige Menschen beim Heimatstern e.V. ein (von links): K. Hajderovac, R. Schultz, T. Haerdle (kniend), M. Stadler, P. Lehmann und K. Heidegger. Nur für das Foto wurden die Masken kurz abgenommen. Foto: Tanja Beetz

Feldmoching · Die Rucksäcke sind ordentlich aufeinander gestapelt, in einem Regal liegen gefaltete Pullover, auf Stangen hängen Winterjacken: Es ist ein kleiner, aber feiner Laden am Walter-Sedlmayr-Platz 7, den der Verein Heimatstern e.V. hier eingerichtet hat.

Links der Raum mit der Bekleidung, rechts der Raum mit den Lebensmitteln. Heute ist Ausgabetag. Die ersten Gäste sind schon da.

"Wie ein Sechser im Lotto"

Dazwischen ist Petra Lehmann mit ihrem Team beschäftigt. Gemeinsam bereiten sie Lebensmitteltüten vor, sortieren ein, schauen nach der passenden Bekleidung und: hören zu. Alles zusammen ist wichtig. "Corona hat großen Schaden angerichtet. Im finanziellen und im psychischen Bereich", sagt Petra Lehmann. "In diesen Zeiten kommt sehr viel Herz zu kurz. Es fehlen die Umarmungen."

"Heimat ist da, wo man willkommen ist" heißt es auf der Homepage des 2016 gegründeten Vereins. Heimatstern e.V. ist ein Hilfsangebot für Menschen in Not, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion. Es sind Mütter und Väter, die hierher kommen, Rentner, Berufstätige mit geringem Einkommen, Arbeitslose. Viele von ihnen sind wohnungs- oder obdachlos, verbringen die Nächte im Freien, im Kälteschutz der Landeshauptstadt München, in Pensionen oder Gemeinschaftsunterkünften.

"Von Obdachlosigkeit sind häufig Männer betroffen", weiß Petra Lehmann. Für sie sei Kleidung besonders wichtig. Aber: "An gut erhaltene Herrenkleidung zu kommen, ist wie ein Sechser im Lotto." Sie sei dankbar für jede Spende, doch manchmal würden Kleidungsstücke abgegeben, die dreckig seien oder an denen einfach ein Reißverschluss nicht mehr funktioniere. "Unsere Gäste brauchen aber funktionsfähige Kleidung, besonders in dieser Jahreszeit." Neben warmen Jacken und Schuhen seien auch immer Socken und Unterwäsche gefragt - für Frauen und Männer gleichermaßen. "Socken und Unterwäsche dürfen aber aus hygienischen Gründen nur Neuware sein", so Petra Lehmann.

Freude über eine Winterjacke

"Petra, hast du eine Winterjacke für mich?" Ein Gast steht vor den Räumen des Heimatsterns. Er trägt eine dunkle, leicht wattierte Jacke. Ideal für den Herbst, für eisige Tage aber schlicht zu dünn. Petra Lehmann wirft einen kurzen Blick darauf. "Ich fürchte, ich habe im Moment nichts Wärmeres", sagt sie. Trotzdem verschwindet sie nach drinnen. Kurz darauf kommt sie mit einer Herrenjacke zurück. "Zieh die drüber, das müsste warm genug sein." Der Besucher strahlt. "Passt perfekt."

Es sind Augenblicke wie diese, in denen Petra Lehmann weiß, dass sie das Richtige tut. "Aber ohne mein Team wäre das alles nicht möglich", sagt sie. Mit zu ihrem Team gehören ihr Mann Tilman Haerdle und ihr Ex-Mann Robert Schultz. "Ich bin unendlich dankbar, dass wir alle so gut zusammenarbeiten und uns verstehen", so die 52-Jährige. Warum sie das alles macht? Schließlich hätte die zweifache Mama und vierfache Hundebesitzerin ja genug zu tun. "Wenn ich sehe, dass Menschen vor meiner Haustür Hunger haben, dann helfe ich", sagt sie. Ganz einfach.

Zusammenarbeit mit Münchner Tafel

In dem kleinen Raum mit den Lebensmitteln wird inzwischen weiter gepackt und eingeordnet. Dank der Zusammenarbeit mit der Münchner Tafel ist es dem Heimatstern möglich, regelmäßig bedürftige Menschen mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Für obdachlose Bürger, die keine Kochmöglichkeit haben, bereitet das Team Tüten vor: Semmeln, Wurst, Obst, Konserven kommen hinein. "Fischkonserven sind sehr begehrt", sagt Petra Lehmann. Aber auch das: Dinge, die sich einfach erwärmen lassen, etwa Suppen oder Eintöpfe in der Dose.

Seit Corona sind die Ausgabebedingungen erschwert. Niemand kann mehr in den Laden. Abstand und Maske sind das oberste Gebot. Im Idealfall auch die Impfung. Damit nicht alle auf einmal anstehen – in der Regel sind es 90 bis 130 Personen pro Ausgabetag – hat sich das Heimatstern-Team ein System ausgedacht. Die Gäste erhalten vorab eine Uhrzeit, zu der sie vorbeikommen können. Dadurch gibt es nicht so viele Kontakte und die Wartezeit verkürzt sich enorm. Tilman Haerdle, IT-Spezialist, hat dazu Listen angelegt mit Namen der Kunden sowie den Dingen, die sie benötigen – und mögen. "Manche Menschen essen lieber Nudeln als Reis, wieder andere mögen keinen Käse", betont Petra Lehmann. So werde alles individuell zusammengepackt. Neben Lebensmitteln gibt es auch Kosmetikprodukte. Duschgel oder Shampoo, Artikel, die für die meisten Bürger selbstverständlich sind, werden hier dringend benötigt. Nach Absprache werden zudem Einzeltermine angeboten, etwa für die Kleiderausgabe.

Begleitung bei Ämterbesuchen

Doch der Verein hilft noch bei anderen ganz praktischen Dingen. So gehört die Beratung in Sachen Bürokratie, die Hilfe im Umgang mit Ämtern und persönliche Begleitung bei Ämterbesuchen zum Angebot des Heimatsterns. Die Spannweite reicht von Anträgen auf Kindergeld, ALGII-Hauptanträgen, Personalausweisen bis hin zur Korrespondenz mit Staatsanwaltschaft und Gerichten.

Das Angebot des Heimatsterns ist niederschwellig. "Um sich registrieren zu lassen, muss man nur vorbeikommen", sagt Petra Lehmann. Ein Nachweis über den Bezug von Arbeitslosengeld II wäre günstig. "Wir können aber nicht unendlich viele Leute annehmen. Wir müssen auch an die Tafel-Ausgaben verweisen. Es macht zum Beispiel keinen Sinn, wenn jemand aus Sendling zu uns kommt." Dank eines guten Netzwerkes seien jedoch vielfältige Hilfsmöglichkeiten gegeben. Heimatstern e.V. erhält Unterstützung von Privatpersonen, Organisationen und offiziellen Einrichtungen.

Weitere Infos wie die Bedarfsliste für Sachspenden, aber auch ein Überblick über alle Projekte des Vereins finden sich im Internet www.heimatstern.org

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Artikel vom 07.12.2021
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