Schmalzgebäck und Hochprozentiges

Schliersee · Kirchweih in Bayern

An Kirta, zu Hochdeutsch Kirchweih, dreht sich alles um  Kirchen und Kapellen.	Fotos: Wasmeier

An Kirta, zu Hochdeutsch Kirchweih, dreht sich alles um Kirchen und Kapellen. Fotos: Wasmeier

Schliersee/München · Schon in einer Woche feiern wir Kirchweih oder Kirta, wie wir hier bei uns sagen. Für das Fest gibt es regional sehr unterschiedliche Bezeichnungen, gemeint ist immer dasselbe. Denn es geht ursprünglich um die Weihe der Kirche. Vielen Ortes fiel das mit dem Namenstag des Patrons oder der Patronin zusammen.

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Aber auch hier hat die Kirche irgendwann für Vereinheitlichung gesorgt, Sie erinnern sich vielleicht, beim Erntedankfest ist es genauso. Das heißt, heute wird Kirchweih bis auf ein paar wenige Ausnahmen in ganz Bayern am dritten Sonntag im Oktober gefeiert.

Dazu sind allerhand Bräuche überliefert. Am bekanntesten dürfte wohl die Kirtahutsche sein. Mit Hutschen bezeichnet man in Bayern das Schaukeln. Aber die Kirtahutsche ist nicht irgendeine Schaukel, sondern vielleicht eher vergleichbar mit einer großen Schiffschaukel, wenngleich sie nicht um einen Drehpunkt schaukelt, sondern an zwei Hängepunkten befestigt ist. Also vom Prinzip her so, als wenn sie eine normale Schaukel von der Seite her anschieben. Dazu kommt, dass die Sitzfläche ein langer Balken ist, auf dem zahlreiche Personen Platz finden. Die jungen Burschen wollten natürlich immer ihren Schneid beweisen und es besonders wild angehen lassen. So versuchte jeweils einer oder gar zwei an jedem Ende, die Schaukel richtig in Schwung zu bringen. Der Nervenkitzel entsteht weniger durch den Höhenunterschied, sondern durch die Vorwärts- und Rückwärtsbewegung. Die Mädel ließen sich gern beeindrucken und erst wenn alle kreischten, hatten die Burschen ihr Ziel erreicht. Bei den etwas älteren mischte sich schon einmal die Besetzung. Denn auf der Schaukel konnte man dem oder derjenigen, auf den man ein Auge geworfen hatte, ohne aufzufallen näherkommen. Sie müssen sich vorstellen, im Alltag hatten die Jugendlichen vor noch wenigen Jahrzehnten bei weitem nicht die Freiheiten, wie es heute üblich ist.

Eine anderer Brauch ist ebenfalls vom Imponiergehabe der Burschen geprägt, der Kirtaschnaps. Die Burschen ziehen dabei von Haus zu Haus und trinken ­dabei einen oder mehrere Schnäpse. Allerdings ist der Grat hierbei sehr schmal. Ich empfehle Ihnen da lieber auf Genuss zu setzen statt auf Menge. Denn selbstverständlich ist ein guter Brand ein runder Abschluss eines guten Essens.

Bei uns im Museumsdorf werden in der Schnapsbrennerei verschiedene Spirituosen hergestellt, von Klassikern wie Obstbränden bis hin zu unserem Bierschnaps, dessen Ausgangsprodukte in unserer eigenen Museumsbrauerei entstehen. Unser Museumsbier ist im Übrigen immer ein guter Begleiter zum Kirtaessen. Mit viel handwerklichem Geschick stellen wir es nach traditioneller Rezeptur in einem Brauverfahren wie vor 300 Jahren her.

Apropos Handwerk, am Samstag und Sonntag des Kirtawochenendes findet auch dieses Jahr wieder unser traditioneller Handwerkermarkt statt, mit Handwerkern aus ganz Bayern, die ihr Handwerk präsentieren und Ihre Waren anbieten. Entdecken Sie alte Techniken in aktueller Machart und genießen Sie dabei den farbenfrohen Herbst in den Schlierseer Bergen. Falls Sie an Kirta in unserem altbayerischen Wirtshaus Mittagessen wollen, empfehle ich Ihnen vorher zu reservieren. Unsere Küchenmannschaft verwöhnt Sie gern mit traditionellen Kirtaschmankerln. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 09.10.2021
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