Vaterstetten · Die Schwaige Hergolding

Höfe, Häuser und Flüchtlingsfamilien in Hergolding ist das Thema der gleichnamigen Ausstellung, die ab dem 15. September in der vhs Bildungszentrum in Vaterstetten zu sehen sein wird. Der Eintritt ist frei. Foto: Gemeindearchiv

Vaterstetten · Ulrike Filtner, Gemeindearchivarin der Gemeinde Vaterstetten, forscht schon seit Jahren zum Thema „Höfe, Häuser und Flüchtlingsfamilien im Gemeindegebiet Vaterstetten“. Zu diesem Thema gab es bereits eine vielbeachtete Ausstellung und sogar zwei Publikationen.

Der zweite Band widmet sich ausschließlich dem heutigen Dorf Hergolding und ist Grundlage für die geplante Ausstellung im vhs-Bildungszentrum. Die Ursprünge Hergoldings gehen auf eine Schwaige zurück, deren Entstehung bereits im 11. Jahrhundert nachgewiesen ist. Unter "Schwaige" ist ein mittelalterlicher Gründlandbetrieb zu verstehen, auf welchem Rinder gehalten wurden. Es handelte sich dabei stets um obrigkeitliche Gründungen, mit denen die Nahrungsversorgung - Milch, Butter und vor allem Käse - verbessert werden sollte. Der Verwalter eines solchen Gutes war der "Schwaiger".

In der Ausstellung wird von der Entstehung der Schwaige und von ihren vielen Besitzern berichtet, die nicht die Eigentümer waren, sondern das Land gegen Pacht bewirtschaften durften. Erst nach der Säkularisierung ging das Land über vom klösterlichen Besitz in den Privatbesitz der Bauern über. Die Schwaige wurde zum Gut und erlebte ein ungeahntes Wachstum vor allem unter den Besitzern Josef Holly und Georg Kessler. Nach dem Ersten Weltkrieg gelangte es in viele Hände und wurde am Ende durch den Verkauf an die Bayerische Bauernsiedlung in ein Dorf mit 13 Hofstellen umstrukturiert. Jetzt kamen Familien aus Franken, Baden-Württemberg, Niederbayern und Oberbayern und mit ihnen wurde Hergolding ein Dorf. In der Ausstellung trifft man auf diese Familien und ihre Geschichten in Wort und Bild.

"Entstehen konnten Broschüre und Ausstellung nur, weil die heutigen Familien sich erinnert haben an ihre Großeltern und Eltern. Bei der Niederschrift der Chroniken kam noch ein weiterer interessanter Aspekt zu Tage und zwar die großen Veränderungen in der Landwirtschaft, die in den letzten 80 Jahren stattgefunden haben", berichtet Ulrike Filtner. "Geht man heute durch Hergolding, so trifft man nur noch zwei Bauernhöfe an, die noch Tierhaltung haben, alle anderen Landwirte haben sich zusätzlich neue wirtschaftliche Standbeine suchen müssen." Die Ausstellung in der VHS ist vom 15. September bis zum 22. Oktober zu den üblichen Öffnungszeiten (9 bis 20 Uhr) im vhs-Bildungszentrum, Baldhamer Straße 39 zu sehen (im 2. Stock). Der Eintritt ist frei. Das Buch zur geplanten Ausstellung ist bereits erschienen und kann an der Pforte des Rathauses und in der Bücherei erworben werden.

Streifzug durch die Vaterstettener Geschichte

Wer sich mehr für die Heimatgeschichte interessiert, findet Wissenswertes in den im Rathaus erhältlichen Druckschriften, wie "Gemeindegeschichte(n) Band 2", "Die Dorfkirche in Vaterstetten", Bildband "Fotoalbum der Gemeinde Vaterstetten" und nicht zuletzt im Gemeindearchiv, das den Mitbürgern im Rathaus Einblick in mehr als 5.000 Zeitungsartikeln und Urkunden, in über 3.000 geschichtlichen Fotos sowie in viele historische Landkarten und Pläne gewähren kann.

Das Wappen der Gemeinde deutet mit den Farben Weiß und Blau übrigens auf die bayerische Landeszugehörigkeit hin. Ein grünes Seerosenblatt im weißen Feld verweist auf die grundherrschaftlichen Beziehungen zum Kloster Tegernsee, ein goldener Pfahl im blauen Feld auf die alten Straßen, die für die Geschichte der Gemeinde von großer Bedeutung waren.

Artikel vom 08.09.2021
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