In Gedenken an die Opfer

Vor fünf Jahren wurden bei einem Attentat in München neun Menschen getötet

OB Dieter Reiter mahnte, dem Hass keine Chance zu lassen und für ein buntes und vielfältiges München zu kämpfen, wo es notwendig sei. Foto: Robert Bösl

OB Dieter Reiter mahnte, dem Hass keine Chance zu lassen und für ein buntes und vielfältiges München zu kämpfen, wo es notwendig sei. Foto: Robert Bösl

München · Der 22. Juli 2016 hat München verändert. An diesem Tag wurden bei einem Attentat im Münchner Norden neun Menschen getötet und fünf schwer verletzt. Fast alle der neun überwiegend jugendlichen Todesopfer hatten einen Migrationshintergrund. Der Täter, ein 18-Jähriger richtete sich selbst, bevor die Polizei seiner Habhaft werden konnte.

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Oberbürgermeister Dieter Reiter bezeichnete bei der Gedenkveranstaltung vergangene Woche deshalb die grausame Tat daher auch als Anschlag auf das bunte, vielfältige und tolerante München und erklärte: "Dieser 22. Juli vor fünf Jahren hat auch unsere Stadt, hat München unwiderruflich verändert. Wenn neun Menschen ermordet werden, nur weil der Mörder sie einem Teil der Gesellschaft zuordnet, auf den er seinen menschenverachtenden Hass gerichtet hat, dann ist diese Stadtgesellschaft anschließend nicht mehr dieselbe. Was an diesem Tag geschah, galt uns allen. Der Anschlag auf neun junge Menschen war auch ein Anschlag auf das friedliche und vielfältige München. Auf unser München, in dem Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und verschiedenster Herkunft seit langem gut zusammenleben. In dem es viele Gemeinsamkeiten gibt und in dem wir unsere Unterschiede als Bereicherung sehen. Denn Menschen aus unterschiedlichen Ländern leben in unserer Stadt seit Generationen, Menschen aus über 180 Nationen leben hier, sind unsere Freunde und Nachbarn. Auch heute, fünf Jahre nach dieser schrecklichen Tat fällt es schwer, Worte für das Unfassbare zu finden."

Sein ganz besonderes Mitgefühl gehörte den Angehörigen, die ihre Familienmitglieder verloren haben: "Ich sehe in Ihre Gesichter, liebe Angehörige, sehe Ihren Schmerz und die unendliche Traurigkeit, die Sie alle jeden Tag begleiten muss und heute ganz besonders. Nur einmal die Zeit zurückdrehen, nur einmal noch soll sie, soll er zur Tür herein kommen, am Abend nach der Schule, nach der Arbeit, nach einem Treffen mit Freunden - einmal noch ihre Stimme hören, sein Lachen. Und doch wissen wir alle, dass das nicht mehr geschehen wird."

Dieter Reiter betonte, dass man nicht dem Hass die Oberhand überlassen wolle, sondern weiterhin das Miteinander pflegen müsse. So forderte er: "Unsere Gesellschaft überlassen wir nicht denjenigen, die Menschen wegen ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung in gut und schlecht einteilen. Der heutige Gedenktag setzt aber auch noch ein weiteres Zeichen für unsere Gesellschaft, für dieses Land: Zwar war es ein Einzeltäter, der hier vor fünf Jahren die Leben von neun Menschen aus menschenverachtenden Beweggründen genommen hat. Aber wir dürfen niemals die Augen davor verschließen, dass dies nicht der einzige Attentäter in unserem Land war, der aus rassistischen und menschenfeindlichen Motiven heraus getötet hat. Denn was hier geschah, war nicht die isoliert für sich stehende Tat eines Einzelnen. Dieser Anschlag gehört vielmehr zur blutigen Spur des rechten Terrors, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten durch Deutschland zieht und immer wieder auch München erreicht. Wir dürfen niemals diese Taten vergessen und noch weniger die Opfer und ihre Hinterbliebenen und auch nicht die Überlebenden. Heute gedenken wir den neun Menschen, die hier vor fünf Jahren ermordet wurden. Heute ist aber auch der Tag, an dem ich alle Menschen, die in unserer Stadt leben, bitte, Rassismus in allen seinen Formen an jedem Tag entschieden entgegenzutreten. Das sind wir den Ermordeten und Ihnen, den Angehörigen, an diesem schweren Tag schuldig. Und dazu mahnt uns die Erinnerung an Armela, Can, Dijamant, Guiliano, Hüseyin, Roberto, Sabine, Selçuk und Sevda an diesem 5. Jahrestag ihrer Ermordung. Auch deshalb werden wir sie in uns und im städtischen Gedächtnis auch weiterhin präsent halten. Für Euch. Und für Sie."

Auch Ministerpräsident Markus Söder sprach zu den Angehörigen und Gästen der Trauerfeier. Bayerns Ministerpräsident rief vehement zum Kampf gegen Rechtsextremismus auf. So betonte er: "Das war eine klar politisch motivierte Gewalttat" und weiter: "Für uns alle ist das ein Tag, der sich ins Gedächtnis eingebrannt hat."

Markus Söder forderte: "Rassismus wächst wie ein Tumor in unserer Gesellschaft. Er muss entschieden bekämpft werden." Auch die Angehörigen der Opfer sprachen bei der Trauerfeier, die Schrecken dieser Tat sind für sie auch nach fünf Jahren nicht verblasst.

Zunächst war damals die Polizei von einem Amoklauf aus Rache ausgegangen, die Tat wurde 2018 allerdings dann als rassistisch motiviert eingestuft.

Artikel vom 26.07.2021
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