Aufbruch ins Ungewisse

Bayerns Amateurfußballer starten in die Saison 2021/22

Regionalligist SV Heimstetten (weiß) und Bayernligist VfB Hallbergmoos, hier bei einem Testspiel im August 2020, dürfen endlich wieder Punktspiele bestreiten. Foto: Christian Riedel

Regionalligist SV Heimstetten (weiß) und Bayernligist VfB Hallbergmoos, hier bei einem Testspiel im August 2020, dürfen endlich wieder Punktspiele bestreiten. Foto: Christian Riedel

Bayern/München/Landkreis · Unterhaching, Heimstetten, Hallbergmoos, Ismaning, Garching, Deisenhofen, Pullach: Viel gehobenen Amateurfußball gibt es im Münchner Umland zu sehen. Die Regionalligisten und Bayernligisten starten nach langer Punktspielpause in die neue Saison – und hoffen, dass trotz Pandemie endlich wieder Normalität einkehrt.

So seh ich das: Benjamin Schuldt über den Fußball in Corona-Zeiten

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Die nicht auf dem Fußballfeld zu Ende gespielte, sondern im Frühjahr vorzeitig abgebrochene "Corona-Saison" 2019/21 ist Geschichte. Schon am Donnerstagabend beginnt mit der Partie TSV Aubstadt gegen SpVgg Unterhaching die Spielzeit 2021/22 in der Regionalliga Bayern.

20 Mannschaften stark, ist die Liga attraktiv wie nie zuvor. Sie präsentiert sich als bunte Mischung aus ehemaligen Profi-Standorten, zweiten Mannschaften der Bundesligisten und Amateurvereinen, darunter waschechte Dorfclubs wie Pipinsried, Aubstadt oder Buchbach. Der Meister steigt diesmal direkt in die 3. Liga auf. Eine Umfrage unter allen Trainern der Regionalliga prognostiziert einen heißen Vierkampf zwischen Unterhaching (mit dem neuen Cheftrainer Sandro Wagner), dem FC Bayern II (angeleitet von Martín Demichelis), dem zuletzt erst in der Relegation gescheiterten 1. FC Schweinfurt 05 und der SpVgg Bayreuth. Mit dem Aufstieg wird der SV Heimstetten wohl nichts zu tun haben. "Wir sind der Verein mit dem kleinsten Etat und müssen erneut alles raushauen, um den Klassenverbleib zu schaffen", ließ Trainer Christoph Schmitt in der Umfrage verlauten.

Die Bayernligen und Landesligen starten kommende Woche in die Saison. Jedoch stehen schon am Samstag, 17. Juli, spannende Duelle in der Qualifikationsrunde zum Toto-Pokal an, wie das Derby VfB Hallbergmoos-Goldach gegen FC Ismaning. Die Hallbergmooser haben vom Saisonabbruch profitiert und sind per Quotientenregel zum ersten Mal in die Bayernliga aufgestiegen. Damit werden im Stadion am Airport namhafte Gegner vorbeischauen, vom Traditionsverein Schwaben Augsburg über die zweite Mannschaft des TSV 1860 München bis zum Ex-Regionalligisten VfR Garching. "Die Bayernliga ist extrem stark und attraktiv besetzt. Wir möchten uns etablieren und mit großer Leidenschaft in jedes Spiel gehen", meint Anselm Küchle, Sportlicher Leiter des VfB, der zum ersten Mal die höchstklassige Mannschaft im Landkreis Freising stellt.

Im Kreis Erding sind nun die Sportfreunde Schwaig als Landesliga-Aufsteiger die beste Mannschaft, im Kreis Ebersberg spielt kein Team höher als in der Bezirksliga. Hingegen kommen gleich vier von 19 Vereinen in der Bayernliga aus dem Landkreis München: VfR Garching, FC Deisenhofen, FC Ismaning und SV Pullach. Die Garchinger mussten nach fünf Jahren in den sauren Apfel beißen und aus der Regionalliga absteigen – ausgerechnet zum 100. Geburtstag des Vereins. In der Jubiläumssaison möchte der VfR mit einer stark veränderten Mannschaft wieder für erfreuliche Resultate sorgen, erklärt Trainer Benjamin Flicker: "Für was es am Ende reichen wird, wird davon abhängen, wie gut und schnell es die jungen Spieler schaffen, ihr volles Potenzial abzurufen." Helfen soll Ex-Profi Stephan Thee, der früher für Unterhaching, Burghausen und Osnabrück in der 3. Liga spielte.

Als Team mit dem zweitbesten Punktquotienten hinter Meister Pipinsried beendete der FC Deisenhofen seine erste Saison in der Bayernliga. Die Mannschaft aus der Gemeinde Oberhaching spielt jetzt nur eine Liga unter dem prominenten Nachbarn SpVgg Unterhaching. "Wir wollen an die gute Leistung der vergangenen Saison anknüpfen und uns langfristig in der Bayernliga etablieren", erklärt Teammanager Alex Schleicher. "Chancen nach oben haben wir mit unserer Mannschaft immer. Andererseits ist das zweite Jahr immer das schwerere." Ein Alleinstellungsmerkmal hat Deisenhofen: Trainer Hannes Sigurdsson ist der einzige ehemalige isländische Nationalspieler in der Bayernliga.

Bleibt neben dem Bayernliga-Meister von 2017, dem mangels tauglichem Stadion "unaufsteigbaren" SV Pullach, der zuletzt in den unteren Tabellenregionen zu finden war, der FC Ismaning. Der Verein, der vor 21 Jahren im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund spielte und später den heutigen Bundesliga-Stürmer Florian Niederlechner hervorbrachte, beendete die Saison auf Platz zehn. Jetzt wollen die Ismaninger gleich sechs Akteure aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft integrieren. "Ziel ist es, einen Umbruch zu erzielen und sich im gesicherten Mittelfeld zu halten", erklärt Vorstandsmitglied Sandra Caterino. "Wir erhoffen uns eine spannende Saison mit möglichst keinen Unterbrechungen."

"Unterbrechung" ist ein gutes Stichwort – denn ob die Saison wie geplant abläuft, weiß niemand. Schließlich steigen die Corona-Infektionszahlen wieder leicht an. "Nach der schwierigen letzten Saison hoffen wir natürlich, dass die neue Spielzeit normal über die Bühne gehen kann", meint Anselm Küchle vom VfB Hallbergmoos. "Falls es wieder eine Unterbrechung geben sollte, werden wir mit allen Beteiligten zielführende Lösungen finden." Benjamin Flicker vom VfR Garching denkt positiv: "Wir beschäftigen uns mit den sportlichen Dingen und setzen uns nicht mit dem auseinander, was eventuell passieren kann." Beim Nachbarn FC Ismaning sieht man sich für den Fall der Fälle gerüstet. "Wir hatten die Möglichkeit des ersten Lockdowns genutzt, um uns bestmöglichst für diese Zeit abzusichern", betont Sandra Caterino. "Diese Organisation würde für weitere Unterbrechungen weiter von Nutzen sein."

Hartes Programm mit mehreren englischen Wochen

Solange die Sieben-Tages-Inzidenzen stabil unter 50 liegen, dürfen 1500 Zuschauer die Spiele besuchen. Bis zu 200 können auf Sitzplätze untergebracht werden, diese müssen fest zugewiesen werden. Zudem sind die Vereine in der Pflicht, Kontaktdaten der Gäste zu erfassen. Rein sportlich steht eine anspruchsvolle Spielzeit bevor. In der Regionalliga Bayern besteitet jede Mannschaft 38 Spiele, in der Bayernliga Süd sind es 36 Spiele. Allein bis zur Winterpause Anfang Dezember sind 25 Spieltage angesetzt.

Eine Alternative hätte es gegeben: Zur Abstimmung unter den Vereinen stand eine Vorrunde in zwei Gruppen, mit anschließender Final- und Abstiegsrunde. Auch der FC Deisenhofen hatte sich für diese Variante ausgesprochen, die in den Bayernligen aber keine Mehrheit fand. "Man hätte flexibler auf Unterbrechungen reagieren können", meint Teammanager Alex Schleicher. "So sind es mehrere englische Wochen, die alle Vereine stemmen müssen." Teils sind diese mit weiten Auswärtsfahrten verbunden: Regionalligist SV Heimstetten muss an einem Dienstagabend in Schweinfurt antreten, der VfB Hallbergmoos an einem Mittwoch in Regensburg. Allerdings werden die Beteiligten auch das in Kauf nehmen – Hauptsache, der Ball darf endlich wieder rollen!

Von Benjamin Schuldt

Die ersten Spiele

  • Freitag, 16. Juli, 19 Uhr SV Heimstetten - FC Memmingen (RL)
  • Samstag, 17. Juli, 14 Uhr FC Augsburg II - FC Bayern II (RL)
  • Samstag, 17. Juli, 14 Uhr VfB Hallbergmoos - FC Ismaning (Toto-Pokal)
  • Samstag, 17. Juli, 14 Uhr SV Pullach - TSV Schwabmünchen (Toto-Pokal)
  • Samstag, 17. Juli, 17 Uhr 1. FC Penzberg - FC Deisenhofen (Toto-Pokal)
  • Freitag, 23. Juli, 18.30 Uhr SV Pullach - FC Ismaning (BL)
  • Samstag, 24. Juli, 17 Uhr VfB Hallbergmoos - Türkspor Augsburg (BL)
  • Samstag, 24. Juli, 18 Uhr VfR Garching - SV Kirchanschöring (BL)
  • Sonntag, 25. Juli, 17 Uhr TSV Kottern - FC Deisenhofen (BL)

Artikel vom 15.07.2021
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