Kühe weiden in den Hochlagen

München/Schliersee · Sommer auf der Alm

Ganz oben im Freilichtmuseum liegt die Alm. Foto: Markus Wasmeier

Ganz oben im Freilichtmuseum liegt die Alm. Foto: Markus Wasmeier

München/Schliersee · Ein romantisches Bild verbinden wir mit der Alm. Ruhe, Abgeschiedenheit und landschaftliches Idyll. Aber damit verbunden waren auch viele Entbehrungen für den Senner während des Almsommers. Außerdem war man im Hochgebirge dem Wetter unmittelbarer ausgeliefert und es ist sicher nichts für schwache Nerven, ein verirrtes Rind im Unwetter zu suchen. Seit ein paar Jahren haben wir auch im Freilichtmuseum eine Alm. Aber keine Angst, eine Bergtour müssen Sie für den Besuch unserer Alm nicht antreten.

Altbayerisches Dorf: Markus Wasmeiers Freilichtmuseum
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Trotzdem liegt sie leicht oberhalb des altbayerischen Dorfes, um den Almcharakter nachzuempfinden. Die Geschichte wie wir zur Alm kamen ist mindestens genauso abenteuerlich, wie das Almleben selbst. Denn der Abtransport des Gebäudes im Gebirge forderte einiges an Logistik. Mit Helikopter und schwerem Gerät wurde die zerlegte Alm ins Tal gebracht und anschließend im Freilichtmuseum wieder aufgebaut. Wer sich genauer für dieses Abenteuer interessiert, bei uns im Museumsladen gibt es eine DVD mit den Hintergründen zum kuriosen Umzug.

Almwirtschaft ist schon seit der Bronzezeit in der Gegend um Hallstatt nachgewiesen, also etwa um 1500 v. Chr. Damals wie heute wollte man das begrenzte Futterangebot im Tal erweitern und höhere Lagen nutzen. Aufgrund des raueren Klimas in den Höhenlagen geht das aber nicht ganzjährig und die Tiere wurden nur für den Sommer dorthin verbracht. Meist wurden die Tiere auf mehrere Etappen erst auf die niedrigeren Almen, den Niederlegern gebracht. Nachdem die Weiden dort abgegrast waren ging es weiter zur Hochalm oder Oberleger.

Allerdings nur für den sehr kurzen Sommer, danach ging es über einen weiteren Halt im Niederleger wieder zurück ins Tal. Die lange Tradition der Almwirtschaft bringt mit sich, dass große Teile der Alpen somit eigentlich Kulturlandschaften sind, denn die Tiere halten die Weidegründe baumfrei. Unsere Alm, ein Seitkaser diente der Milchwirtschaft. Seitkaser heißt die Bauform, weil die Kühe seitlich von der eigentlichen Käsekammer zum Melken angebunden werden. Wie Sie schon lesen können, es dreht sich alles um den Käse. Denn die Milch konnte auf der Alm nicht gekühlt werden und musste gleich haltbar gemacht werden. Dies geschah durch die Herstellung von Käse, der dann ins Tal transportiert werden konnte.

Das war oft die Aufgabe vom Hütebuben, der die schwere Last ins Tal und den neuesten Klatsch und Proviant auf die Alm gebracht hat. Neben Almen zur Milchwirtschaft gibt es auch reine Jungviehhaltung. Da die Kalmen, wie die »jugendlichen« Kühen genannt werden noch keine Milch geben, macht es die Bewirtschaftung etwas leichter. Auch Schafe und Ziegen wurden auf Almen getrieben. Mit den kleineren Vierbeinern konnte man in noch höhere Lagen ziehen als mit den Kühen.

Almwirtschaft ist schon seit der Bronzezeit bekannt

Wenn Sie bei uns im altbayerischen Dorf den Weg zur Alm nehmen, erreichen Sie sie in vielleicht zwei Gehminuten. Aber ich finde, das reicht, um sich unterwegs vorzustellen, wie sich der Hütebub wohl gefühlt hat, als er nach langem Aufstieg endlich die Hütte vor sich sah. In unserer Alm sehen Sie die Käsekammer und oberhalb den Einstieg zur Schlafkammer des Hütebuben. Rechts auf der Seite ist der Platz, an dem die Kühe gemolken wurden. Selbst wenn die Kühen nur für diese kurze Zeit im Raum waren, können Sie sich vielleicht vorstellen, welcher Geruch auf so einer Alm geherrscht hat. Ja, ein Idyll hat halt auch seinen Preis. So schnell wie Sie die Alm im altbayerischen Dorf erklommen haben, sind Sie auch wieder zurück am Dorfplatz, wo unser Wirtshaus »Zum Wofen« in den Biergarten lädt. Selbstverständlich gibt es dort auch einen Käse zur Brotzeit. Wenn Sie dann mit frisch gebackenem Brot und einem in der historischen Brauerei selbtsgebrauten Museumsbier in die Schlierseer Berge blicken, wird das Almleben in der Phantasie lebendig, ganz ohne Geruchsbelästigung.

Ich freu mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 09.07.2021
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