Die weite Welt des Bergsteigens

Digitale Bergkultur: Online-Angebot des Alpinen Museums für zuhause

Das Alpine Museum ermöglicht einen digitalen Besuch der Jubiläumsausstellung "Die Berge und wir". Foto: Alpines Museum DAV

Das Alpine Museum ermöglicht einen digitalen Besuch der Jubiläumsausstellung "Die Berge und wir". Foto: Alpines Museum DAV

München · Moderner, offener, barrierefreier - das Alpine Museum des Deutschen Alpenvereins wird umgebaut. Bis voraussichtlich Sommer 2023 bleibt das Haus geschlossen. Trotzdem muss niemand auf kulturelle Berg-Highlights verzichten: Das Alpine Museum präsentiert sich ab sofort digital, virtuell und mit einem bunten Angebot.

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Das Alpine Museum schließt seine Türen. Aktuell ziehen die Bibliotheksbestände, das Archiv, die Sachgut-, Grafik- und Kunstsammlung in ein externes Depot um. Ab Juni beginnt der Umbau, durch den das Museum modernisiert wird und zukünftig größere und offenere Ausstellungs- und Bibliotheksflächen erhält. „Unsere Bibliothek bekommt einen prominenten Platz im Gebäude“, erzählt Melanie Grimm, Vize-Präsidentin des DAV. „Dadurch bekommt der Aufenthalt im Alpinen Museum für Besucherinnen und Besucher insgesamt eine neue Qualität. Außerdem schaffen wir endlich behindertengerechte Zugänge.“

Auf Bergkultur muss während der Schließung dennoch niemand verzichten. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren in den vergangenen Wochen sehr fleißig und haben ein abwechslungsreiches, digitales Angebot kreiert“, freut sich Friederike Kaiser, Geschäftsbereichsleiterin Kultur beim DAV.

Virtuell durch die Jubiläumsausstellung

Ein besonderes kulturelles Highlight ist der virtuelle Rundgang durch die Jubiläumsausstellung „Die Berge und wir“, realisiert von Thomas Rychly. „Wir freuen uns sehr über die Digitalisierung unserer Jubiläumsausstellung“, erzählt Melanie Grimm. „Ab sofort können Bergbegeisterte aus ganz Deutschland trotz Museumsschließung Alpinkultur von zuhause aus genießen.“ Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Menschen, die sich im Alpenverein engagieren und ihn gestalten. Sie zeigen stellvertretend, wie sich Vorlieben, Haltungen und Werte im Lauf von über 150 Jahren wandelten, aber auch, wie die Menschen sich in den Bergen bewegten und mit wem sie unterwegs waren. Eine Reise durch anderthalb Jahrhunderte Berggeschichte, das bedeutet auch: Von der Entdeckerfreude über den Schwierigkeitsalpinismus bis hin zur Individualisierung des Bergsports – die Entwicklungen im Verein spiegeln oftmals auch gesamtgesellschaftliche Veränderungen wider. „Die Ausstellungsobjekte, Bilder und Dokumente stammen größtenteils aus den Sammlungen von ÖAV und DAV, ihrer Sektionen und Mitglieder“, erklärt Friederike Kaiser. „Viele von ihnen wurden 2019 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und ermöglichen einen neuen Blick darauf, wie sich der Alpenverein entwickelte und sich das Interesse an den Bergen und dem In-die-Berge-Gehen verschob.“

Auch das Archivportal der Alpenvereine in Deutschland, Österreich und Südtirol, das Historische Alpenarchiv, wurde mittels einer fortschrittlicheren Software fit für die digitale Zukunft gemacht und ermöglicht trotz Schließung des Museums den Zugang zu einem Großteil der Sammlungen. In dem Archiv werden die Bestände der drei Alpenvereine, die nach 1945 aus dem ehemaligen DuOeAV entstanden sind, virtuell vereinigt. „Dafür mussten über 200.000 Datensätze umgezogen werden“, berichtet Sandra Tesauro, Bibliothekarin beim DAV. Das Ergebnis ist eine moderne, übersichtlichere, benutzerfreundlichere Oberfläche und vor allem eine sehr schnelle Suche. „Den Nutzer erwartet eine einzigartige Sammlung aus Gemälden, Dokumenten, Grafiken, Fotografien, Plakaten und Gebrauchsgegenständen der Kulturgeschichte des Alpenraums“, freut sich Stefan Ritter, Archivar beim DAV.

Das Alpine Museum ändert seine Gestalt

Neu im digitalen Bergkultur-Angebot ist auch ein Bautagebuch. Es informiert alle Interessierten über den Fortschritt im Museumsumbau. Berichte der verantwortlichen Architekten, Michael Feil Architekten Regensburg, sind ebenso geplant wie eine Web-Kamera, die die Veränderungen visuell dokumentiert. Aktuell erzählen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Museum und Archiv, was es bedeutet, wenn rund 50 Tonnen Bergkultur eingepackt und für die Dauer des Umbaus umgezogen werden müssen. Für Stefan Ritter ein ungewohnter Anblick: „Waren die alten Archivräume stets abgedunkelt, sehen wir nun große, sonnendurchflutete Räume, in denen sich lediglich noch die Stahlskelette der Regale befinden. Das Museum hingegen hat sich in eine riesige Lagerfläche verwandelt, fast wie bei Indiana Jones. 47 Paletten und circa 100 Umzugskartons warten nun auf den Weitertransport und Wiederaufbau im neuen Depot.“

Rückblick und digitaler Abschied

"Das Alpine Museum lebt natürlich nicht allein von Ausstellungen“, merkt Friederike Kaiser an. „Sondern in erster Linie von den Besucherinnen und Besuchern, die sich für Bergkultur interessieren. Deshalb wollten wir anlässlich der Schließung auch ihnen ein Forum geben. Quasi ein digitaler Abschied, da ein Adieu vor Ort aufgrund von Corona nicht realisierbar war.“ Gemeinsam mit Mitarbeitern des DAV erzählen sie, warum das Alpine Museum sie begeistert und worauf sie sich in 2023 freuen.

Artikel vom 03.03.2021
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