SpVgg Unterhaching taumelt Richtung Abstieg

Löwen siegen in hektischem Drittliga-Derby

Entscheidung: Stefan Lex trifft zum 3:1. Foto: Anne Wild

Entscheidung: Stefan Lex trifft zum 3:1. Foto: Anne Wild

München-Giesing-Unterhaching · Es war keine fußballerische Feinkost, das sportliche Kräftemessen zwischen dem TSV 1860 München und der SpVgg Unterhaching. Dazu stand für beide Kontrahenten am Freitagabend zu viel auf dem Spiel. Am Ende von außerordentlich intensiven 90 Minuten, die durch zahlreiche Zweikämpfe und Fouls geprägt waren, setzten sich die Münchner Löwen verdient mit 3:1 (1:0) gegen die Vorstädter durch.

Es sei »um jeden Zentimeter gekämpft« worden, seine Mannschaft habe zu seiner Freude vor dem Tor »heute endlich wieder kaltschnäuzig« agiert und »die wenigen Möglichkeiten, die uns gegeben wurden, eiskalt genutzt«, beschrieb Giesings Trainer Michael Köllner nach Schlusspfiff seine Eindrücke.

Bei den Gastgebern vertrat der erst 18-jährige Niklas Lang den gesperrten Marius Willsch auf der Verteidigerposition. Weil sich während des Aufwärmens bei Daniel Wein eine Verletzung im Oberschenkel bemerkbar gemacht hatte, rutschte zudem kurzfristig Mittelfeldspieler Erik Tallig in die Startelf. Die Nervosität war bei beiden Teams vom Anpfiff weg spürbar. Wenige Strafraumszenen und das was in der Fußballersprache gerne Abnutzungskampf genannt wird, kennzeichneten die erste Halbzeit. Der Unparteiische Florian Badstübner sorgte mit souveräner Spielleitung dafür, dass die Gemüter nicht überkochten.

Einen ersten Warnschuss der Gäste durch den stark spielenden Ex-Löwen Alexander Fuchs entschärfte Marco Hiller im Tor der Löwen (5. Min.). Auf der Gegenseite kam Sascha Mölders nach einer Flanke von Tallig im Strafraum zum Abschluss, traf den Ball aber nicht richtig (10. Min.). Nach der Anfangsviertelstunde unterliefen den Gästen immer mehr Fouls im Mittelfeld. Die Weiß-Blauen rückten mit Freistößen zunehmend näher an das vom Belgier Jo Coppens gehütete Tor heran. Ein von Richard Neudecker getretener »ruhender Ball« segelte in der 35. Minute in den Sechzehnmeterraum. Coppens versuchte mit der Faust im Getümmel zu klären, sprang dabei aber seinem eigenen Mitspieler in den Rücken – die Kugel landete bei Dennis Erdmann, der nicht lange fackelte und mit einem satten Volleyschuss das 1:0 erzielte. Ein Abschluss von Luca Marseiler ans Außennetz (41. Min.) war die letzte Tormöglichkeit der Gäste vor dem Pausenpfiff.

Nach Wiederbeginn hätte Tallig früh für einen zweiten Treffer der Hausherren sorgen können. Er war nach einem Fehlpass der Spielvereinigung an den Ball gekommen, scheiterte aber mit seinem Schuss aus rund 18 Metern Torentfernung am Lattenkreuz (51. Min.). Talligs Ärger über die verpasste gute Gelegenheiten dürfte vier Minuten später noch gestiegen sein. Diesmal trafen nach einem Eckball von Felix Schröter die Gäste. Einen Kopfballversuch des jungen Felix Göttlicher klärte Semi Belkahia auf der Torlinie vor die Füße des fast doppelt so alten Robert Müller. Der Drittliga-Rekordspieler (337 Partien) jagte den Ball aus kurzer Entfernung zum 1:1-Ausgleich ins Netz (55. Min.).

Der heftige Jubel der Vorstädter war noch nicht recht verklungen, da schlugen die Löwen zurück. Nach einer gelungenen Kombination über den linken Flügel hob Außenverteidiger Phillipp Steinhart eine gefühlvolle Flanke in den Strafraum. Coppens und Mölders stiegen außerhalb des Fünfmeterraums hoch, der Torhüter versuchte im Luftduell mit der Hand an den Ball zu gelangen, konnte aber nicht entscheidend klären – Mölders setzte mit dem Rücken zum Tor zum Fallrückzieher an und traf spektakulär zum 2:1 (66. Min.).

In der Schlussviertelstunde wurde das Spiel immer wieder unterbrochen. Zahlreiche Nickeligkeiten hemmten den Spielfluss. Die Spielvereinigung erhöhte das Risiko und den Löwen boten sich Räume zum Gegenstoß. Eine von Steinhart eingeleitete Konterattacke schien schon verspielt, da kam im Nachsetzen Mölders an den Ball. Der Kapitän des TSV 1860 flankte an den Fünfmeterraum, wo der mitgelaufene Stefan Lex den Fuß in die Hereingabe hielt und zum 3:1 traf (81. Min.). In der Nachspielzeit kam bei den Giesingern der 18-jährige Juniorenspieler Marco Mannhardt zu seinem Debüt in der Profimannschaft.

Unterhachings Trainer Arie van Lent, den Fans der Vorstädter unter der Woche in einem Schreiben an den Klubvorstand Manfred Schwabl mit aggressiver Rhetorik angegangen waren, blieb auch im zwölften Spiel in Folge mit seiner Mannschaft ohne Sieg. Was der Erfolg im Derby für den TSV 1860 München im Kampf um die vorderen Plätze wert ist, wird sich in den kommenden beiden Auswärtsspielen zeigen. Am nächsten Samstag sind die Sechzger beim MSV Duisburg (14 Uhr, live im Bayerischen Fernsehen) und eine Woche später beim Halleschen FC gefordert. Die SpVgg Unterhaching braucht mittlerweile ein kleines Fußballwunder, um den drohenden Abstieg in die Regionalliga noch zu verhindern.

(as)

Artikel vom 27.02.2021
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