Es knackt und knistert

Eisrettungen: BRK Wasserwacht muss stets einsatzbereit sein

Es ist gerade trügerisch, sich darauf zu verlassen, dass das Eis in jedem Fall schon halten muss.  Foto: Daniel Mielcarek

Es ist gerade trügerisch, sich darauf zu verlassen, dass das Eis in jedem Fall schon halten muss. Foto: Daniel Mielcarek

München/Landkreise · Die kalten Temperaturen der vergangenen Tage haben dazu geführt, dass sich auf einigen Seen und Kanälen in Bayern eine Eisschicht gebildet hat. Doch vielerorts sind die Eisflächen noch nicht tragfähig. Das heißt: Die Eisdecke ist zu dünn und folglich besteht Lebensgefahr. Aufgrund der niedrigen Wassertemperaturen verliert ein ins Eis eingebrochener Mensch innerhalb kurzer Zeit das Bewusstsein und läuft Gefahr, zu ertrinken. Die Wasserwacht Bayern warnt daher eindringlich vor dem Betreten von nicht tragenden Eisflächen!

Die ehrenamtlichen Wasserretter und die Schnelleinsatzgruppen der Wasserwacht Bayern sind rund um die Uhr für Notfälle auf dem Wasser und die Eisrettung mit Wasserrettern und Einsatztauchern einsatzbereit. Die beste Rettung ist aber die, die gar nicht erst benötigt wird, daher wird zur Vorsicht geraten: Das Eis trägt in vielen Fällen nicht. Also nicht aufs Eis gehen und im Notfall Hilfe unter der Nummer 112 anrufen.

Wie verhält man sich, wenn das Eis knackt?

Falls das Eis knistert und knackt, am besten flach hinlegen, um das Gewicht zu verteilen und in Bauchlage ruhig in Richtung Ufer bewegen bzw. robben. Wenn man selbst ins Eis eingebrochen ist: Ruhe bewahren, laut um Hilfe rufen und auf sich aufmerksam machen. Sich falls möglich am Rand des Eises festhalten und/oder auf dickeres Eis hochziehen, gegebenenfalls auch seitwärts mit Händen und Füßen gleichzeitig. Falls das Eis beim Versuch, raufzuklettern, weiter einbricht, kann man sich langsam Richtung Ufer bewegen, indem man mit Ellenbogen oder Fäusten die Eisfläche zerschlägt, bis man ans Ufer gelangt.

Die Wasserwacht-Bayern fasst dringend folgende Regeln für den Ernstfall zusammen:

  • Laut um Hilfe rufen. In jedem Fall vermeiden, dass man unter das Eis gerät. So wenig wie möglich bewegen, um möglichst wenig Körpertemperatur zu verlieren.
  • Sofort Hilfe holen über die Notrufnummer 112. Die eingebrochene Person beruhigen.
  • Nur mit Hilfe von Hilfsmitteln wie Rettungsring, Leitern (teilweise an Seen am Uferbereich vorhanden), Ästen, Abschleppseil oder ähnlichen Gegenständen, die zur Verfügung stehen, die eingebrochene Person absichern.
  • Nur ans eisige Wasser gehen, wenn man selbst über eine dritte Person mit einem Seil gesichert ist.
  • Die verunfallte Person an Land bringen, in der stabilen Seitenlage lagern und vor Kälte schützen, bis der herbeigerufene Rettungsdienst eintrifft.

Eisflächen auf natürlichen Gewässern sollten besser gemieden werden, zum Schlittschuhlaufen stehen vielerorts Eislaufbahnen zur Verfügung. Wer dennoch Wintersport auf dem Eis treiben möchte, sollte grundsätzlich nur an bewachten Gewässern und nie allein auf das Eis gehen sowie auf die Warnungen der örtlichen Behörden, der lokalen Medien und Hinweis- und Verbotsschilder vor Ort achten.

Die konkreten Gefahren an zugefrorenen Gewässern sind mannigfaltig: Die Eisstärke, ihre Beschaffenheit und somit die Tragfähigkeit können stark schwanken und sich selbst in einem kleinen Umkreis enorm verändern. Deshalb ist es trügerisch, sich darauf zu verlassen, dass das Eis schon halten werde. Denn die Entwicklung des Eises ist von vielen Faktoren abhängig, beispielsweise von Luft- und Wassertemperatur, Wind, Strömung (unter anderem von einmündenden Bächen, Flüssen oder Quellen), von der Wassertiefe und einem sich ändernden Wasserstand, Pflanzenbewuchs unter Wasser, Schnee auf dem Eis (der isolierend wirkt und so potenzielle Schwachstellen verdeckt) oder Erwärmung des Eises durch Sonnenschein, den wir in den letzten Tagen hatten. Dies sind nur einige Beispiele, wie die Eisbildung ungünstig sein kann. Es muss in der Regel mehrere Wochen strengen Frost geben, damit Gewässer richtig zufrieren.

Informieren kann man sich bei den Behörden vor Ort wie beispielsweise den Wasserwirtschaftsämtern oder den zuständigen städtischen Referaten. Diese geben teilweise das Eis offiziell frei. An diesen Gewässern finden sich Hinweisschilder, ob das Eis betreten werden darf oder nicht, zudem liegen am Ufer in der Regel Seile, Ringe und Leitern bereit. Auch das Betreten dieser Eisflächen geschieht jederzeit auf eigene Gefahr.

Denn unter anderem dunkle (bzw. schwarze) Stellen im Eis zeigen an, wenn die Schicht noch viel zu dünn ist. Auch verschneite Eisflächen und bewachsene Uferzonen sind gefährlich. Ebenso sind Seen, die von Bächen oder Flüssen durchzogen sind, gefährlich. An den Ein- oder Ausflüssen kann innerhalb weniger Meter das Eis deutlich dünner als auf dem Rest des Sees sein.

"Die beste Rettung ist die, die gar nicht erst benötigt wird"

Seit 135 Jahren sorgt die Wasserwacht des Roten Kreuzes für Sicherheit am und im Wasser. Mit rund 130.000 Mitgliedern, davon 70.000 Aktiven, ist die Wasserwacht-Bayern der größte Landesverband und zugleich größte Wasserrettungsorganisation im Freistaat. In Bayern gibt es 556 Ortsgruppen, über 623 Wasserrettungsstationen, 256 Schnelleinsatzgruppen sowie fünf Wasserrettungszüge für den Katastrophenfall.

Neben der Wasserrettung ist die Prävention des Ertrinkungstods die zentrale Aufgabe der Wasserwacht. Diese erfüllt die Wasserwacht durch Wassergewöhnungskurse für Kleinkinder, Schwimmkurse für Kinder- und Jugendliche, die Ausbildung zum Rettungsschwimmer und zum Wasserretter sowie die fachspezifischen Ausbildungen im Rettungstauchen, Bootsführen oder für Führungsaufgaben. In zahlreichen Bädern und an vielen Binnen- und Fließgewässern sorgt die Wasserwacht für Sicherheit. In einigen Bundesländern, auch in Bayern, ist die Wasserwacht Teil des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes und stellt mit den Schnelleinsatzgruppen Fachleute für Rettungen am und im Wasser. Zu den Aufgaben gehört auch der Gewässer-, Natur- und Umweltschutz.

Bei der Wasserwacht kann man ehrenamtlich tätig sein, etwa im BRK München, Tel: 089/2373-285, oder BRK Ebersberg, Tel.: 08092/20 95 25.

Weitere Infos unter www.brk-muenchen.de und www.kvebersberg.brk.de

Bleiben Sie sicher und gesund!

Artikel vom 15.01.2021
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