Endlich raus aus dem Elend

Aying · Völlig verwahrlostes Pferd aus der Isolation gerettet

In Aying wurde ein 14-jähriger Wallach, von oben bis unten mit Schmutz und Fäkalien verklebt, vorgefunden. Foto: privat

In Aying wurde ein 14-jähriger Wallach, von oben bis unten mit Schmutz und Fäkalien verklebt, vorgefunden. Foto: privat

Aying/München · Die Tierschutzinspektoren wurden erneut vom Veterinäramt München-Land zu einer Beschlagnahmung diesmal im südlichen Landkreis gebeten. Bei einer Routinekontrolle eines Schafhalters hatte ein Landtierarzt durch Zufall ein schwer vernachlässigtes Pferd vorgefunden und sofort sichergestellt.

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Da auf der Weide einige Schafe fehlten, wurde im Stall nachgesehen, wo unerwarteterweise ein 14-jähriger Wallach, von oben bis unten mit Schmutz und Fäkalien verklebt, offenbar bereits seit eineinhalb Jahren alleine in einer Einzelbox sein trauriges Dasein fristete. Seine Hufe waren schon so lang, dass sie sich nach vorne aufrollten. Deshalb und aufgrund von Muskelschwund nach jahrelangem Bewegungsmangel konnte der arme Kerl kaum mehr laufen. Die letzte tierärztliche Versorgung lag bereits acht Jahre zurück. Tierschutzinspektoren konnten den verängstigten Wallach nach gutem Zuspruch und Beruhigung sicher verladen und zunächst in eine Pferdeklinik bringen. Dort wurde er erstmal medizinisch versorgt, gewaschen und durchgecheckt. Seine Hufe wurden geröntgt und durch einen Hufschmied gekürzt.

Nach vier Tagen Klinikaufenthalt konnte Jacky, so nannte der Tierschutzverein das Pferd, auf einen idyllischen Reiterhof in Vaterstetten ziehen, wo er liebevoll aufgepäppelt und in eine freundliche Pferdeherde integriert wird.

Pferde brauchen auch soziale Kontakte

Pferde sind Herdentiere. Sie brauchen unbedingt Sozialkontakt zu Artgenossen. Die tatsächliche Gruppenhaltung in einem Offenstall ist rechtlich nicht vorgeschrieben, erfüllt die natürlichen Bedürfnisse von Pferden nach Interaktion jedoch am besten. Im Tierschutzgesetz festgehalten ist jedoch, dass Pferden zumindest Sicht-, Hör- und Geruchkontakt zu anderen Pferden ermöglicht werden muss. Nur Jungpferde sind zwingend in Gruppen zu halten.

Da der Begriff „Pferd“ im Tierschutzrecht sämtliche domestizierte Tiere der Pferdegattung umfasst, wäre es rechtlich zulässig, ein Pony, einen Esel, ein Maultier oder auch einen Maulesel als Sozialpartner für ein Pferd zu halten. Aus ethologischer Sicht ist dies aufgrund des unterschiedlichen Sozial- und Fressverhaltens aber sehr problematisch. Rinder, Schafe, Ziegen etc. sind dagegen auf keinen Fall artgerechte Sozialkontakte, weder in ethologischer noch rechtlicher Hinsicht.

Zudem legt die Tierschutzverordnung fest, dass Pferde täglich Bewegung erhalten müssen – in Form von Freilauf und/oder anderweitiger „Nutzung“: also geritten, geführt, im Fuhrwerk oder einer Führmaschine bewegt werden sollen.

Weitere Infos unter www.tierschutzverein-muenchen.de

Artikel vom 26.11.2020
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