Overtourism? Bergtouren im ungewöhnlichen Corona-Sommer 2020

Es wird eng auf und in den Bergen

Ganz schön was los: Die Parkplatzsuche entwickelt sich mancherorts zur "Schlüsselstelle". Foto: Stefan Dohl

Ganz schön was los: Die Parkplatzsuche entwickelt sich mancherorts zur "Schlüsselstelle". Foto: Stefan Dohl

München/Landkreis · Mit Bayern und Baden-Württemberg gehen die letzten Bundesländer in die Sommerferien. Ihren Sommerurlaub planen viele Menschen wegen Corona in Deutschland oder im nahen Ausland. Die Alpen sind dabei ein ganz besonders beliebtes Ziel. Aber wie lässt sich der Andrang auf die Berge mit den Vorsichtsmaßnahmen zum Infektionsschutz vereinbaren? Und welche Besonderheiten sind dabei im alpinen Hochsommer zu beachten?

Auf in die bayerischen Alpen
Wanderungen in den Münchner Hausbergen
Mit Touren-Tipps von Münchner Wochenanzeiger-Redakteur Stefan Dohl

Staus, überfüllte Parkplätze, zugeparkte Straßen und Scharen von Tagestouristen – das war und ist die Realität in vielen Ferienorten in den bayerischen und angrenzenden Alpenregionen. Mit den Sommerferien dürfte sich dieses Problem noch verschärfen, zumindest an den touristischen Hotspots.

Auch am Berg wird es wohl hier und da eng werden, vor allem bei den Hüttenübernachtungen und manchmal wohl auch bei der Einkehr. Eine schöne Zeit in den Bergen ist trotzdem keinesfalls ausgeschlossen. Jetzt kommt es ganz besonders auf eine gute Tourenplanung an, die eben auch berücksichtigt, wo und zu welcher Zeit mit vielen Menschen zu rechnen ist.

Je besser die Ortskenntnisse und die alpinistische Erfahrung, desto eher sind alternative Touren das Mittel der Wahl. Wer sich nicht so gut auskennt, sollte zeitlich flexibel sein oder Tisch und Bett reservieren. Übrigens gehört auch Gelassenheit zu den Dingen, die in diesem Bergsommer wichtiger sind als zu normalen Zeiten.

Gelassenheit am Weg, um einander ausweichen zu können. Gelassenheit auf der Hütte, wenn Speis und Trank ein bisschen länger dauern. Und Gelassenheit und Rücksichtnahme gegenüber den Menschen, die womöglich zum ersten Mal in den Bergen unterwegs sind, weil sie statt Mittelmeer den Bergurlaub gebucht haben und nun die ersten Schritte in alpiner Umgebung tun.

Trotz Ferienlaune und immer weiter gelockerter Corona-Maßnahmen sollte die Pandemie-Situation nicht in Vergessenheit geraten. Auch in den Bergen gilt es, das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten.

Der Deutsche Alpenverein (DAV) gibt diese Empfehlungen:

  • Gut planen: Touren im Vorfeld mit Bedacht wählen. Die beliebtesten Hotspots wenn möglich vermeiden.
  • Rücksicht nehmen: Das fängt beim Parken an und endet auch am Berg nicht. Bitte ausgewiesene Parkplätze nutzen und Parkverbote beachten! Rücksicht und Gelassenheit gegenüber anderen am Berg machen schöne Bergerlebnisse für alle möglich. Und Rücksicht gegenüber der Natur sollte auch in Corona-Zeiten selbstverständlich sein.
  • Zurückhaltend wandern und bergsteigen: Mehr Menschen als sonst zieht es in die Berge. Dadurch häufen sich Unfälle und die Bergwacht muss zu vielen Einsätzen ausrücken. Gleichzeitig sind Rettungseinsätze derzeit coronabedingt deutlich aufwändiger. Touren unter dem individuellen Leistungsniveau sind deshalb derzeit sinnvoll.
  • Abstand halten: Das gilt am Berg ebenso wie im Tal. Auf Wanderwegen funktioniert das meistens ganz gut, hier und da sind kurze Wartezeiten oder kleinere Ausweichmanöver nötig. Auf Hütten gelten die Regeln des jeweiligen Landes und die Maßnahmen, die die Wirtsleute ihren Gästen erklären.

Seit Mai machen die Berghütten sukzessive wieder auf. Inzwischen haben auch viele Hochgebirgshütten geöffnet, allerdings je nach Land unter mehr oder weniger strengen Regeln. Es ist nachvollziehbar, dass viele Menschen wegen der eingeschränkten Hüttenkapazitäten auf die Idee kommen, im Freien übernachten zu wollen. Freies Campen mitten in der Natur ist aber in weiten Teilen der Alpen nicht erlaubt. DAV

Artikel vom 29.07.2020
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