Thema Verkehrssicherheit

Landwirtschaftliche Großfahrzeuge im Landkreis

Christian Satzl ist Sicherheitsberater bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Er moderierte jetzt eine große Expertenrunde für die Medienvertreter. Foto: kw

Christian Satzl ist Sicherheitsberater bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Er moderierte jetzt eine große Expertenrunde für die Medienvertreter. Foto: kw

Landkreis-Erding · Jetzt sind sie wieder auf den Straßen des Landkreises unterwegs: Schwere Erntemaschinen, allen voran Mähdrescher, die im Zuge des Strukturwandels in der Landwirtschaft immer größer werden. Sie werden von vielen Autofahrern nur unter der Überschrift „Verkehrshindernis“ gesehen, reizen oft genug zu waghalsigen Überholmanövern.

Mehrere schwere Unfälle im Kreis Erding in den vergangenen Monaten haben jetzt dazu geführt, dass die Polizei zusammen mit dem Bayerischen Bauernverband, Berufsgenossenschaft, Lohnunternehmern und ihrem Verband an die Öffentlichkeit gegangen ist. Es galt, aufzuklären, um Verständnis zu werben dafür, dass die Mähdrescher nun mal nicht auf die Seite hüpfen können, wenn es eng wird.

Zugleich macht sich unter den Profis auf den Maschinen aber auch ein gewisser Frust breit: „Alle wollen frische Ware, aber niemand will landwirtschaftliche Fahrzeuge auf den Straßen sehen“, brachte es der Vizepräsident des Verbandes der Bayerischen Lohnunternehmer Johann Kobler auf den Punkt. Dabei hat es Veränderungen gegeben: Diese überbreiten Fahrzeuge brauchen, wenn es um neue Genehmigungen geht, ein Begleitfahrzeug mit einer unmissverständlichen Warnung auch für den Gegenverkehr. Die Alt-Genehmigungen, nach denen eine derartige Regelung noch nicht gilt, laufen langsam aus, so dass in einigen Jahren alle derart breiten Maschinen ein Begleitfahrzeug brauchen. Ausnahmen gibt es unter anderem für Straßen, die mehr als sechs Meter breit sind. Die Polizei hat diese Neuordnung bereits begrüßt, schaffe sie doch Rechtssicherheit.

Auf allgemeines Verständnis können alle Beteiligten hoffen, haben doch die zuständigen Ministerien das zusammen mit dem Bayerischen Bauernverband erarbeitet und sich damit auch die Zustimmung der Berufsstandsorganisation gesichert. Der Bayerische Bauernverband macht mit seinen Vertretern vor allem darauf aufmerksam, dass ohne Landwirt schlicht nichts zu essen auf den Tisch komme, und die Ernte müsse eben eingebracht werden.

Da das Klima auch unberechenbarer werde, bestehe ein erheblicher Zeitdruck. „Jeder muss schauen, dass er fertig wird“, so die Vertreter der Landwirtschaft. Stress geht immer auf Kosten der Sicherheit, und gerade auf diesem Feld ist Sicherheitsberater Christian Satzl von der Berufsgenossenschaft am Zug. Der verwies darauf, dass die Lohnunternehmer ihre Fahrer regelmäßig zu schulen haben. „Einmal pro Jahr ist Pflicht“, sagte er vor den Medienvertretern und erhielt die Bestätigung, dass das auch tatsächlich geschieht.

Dabei sind die Lohnunternehmer samt ihren Fahrern gar nicht auf Konfrontation aus, sondern schauen, dass sie auch mal rechts raus fahren können, damit sich der dahinter entstandene Stau abbauen kann. Das geht aber eben längst nicht überall. Die Vertreter der Landwirtschaft können keinerlei Verständnis dafür aufbringen, dass die Fahrer von landwirtschaftlichen Maschinen sogar einen Vogel gezeigt bekommen, nur weil sie auf den Straßen unterwegs sind. Sie beklagen teilweise eine Ellenbogenmentalität auf den Straßen. Dabei könne im Erntegeschäft keiner einen Unfall brauchen: „Wenn es einen Unfall gibt, steht sowieso alles.“ kw

Artikel vom 03.07.2020
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