Krankenhausapotheke der München Klinik verteilt die zentral beschafften Covid-19-Medikamente

München Klinik Schwabing wird zur Verteilstelle

Dr. Steffen Amann, Chefapotheker der Krankenhausapotheke der München Klinik und sein Team haben die Medikamentensituation fest im Griff. Foto: Klaus Krischock

Dr. Steffen Amann, Chefapotheker der Krankenhausapotheke der München Klinik und sein Team haben die Medikamentensituation fest im Griff. Foto: Klaus Krischock

München · Das BMG hat das HIV-Therapeutikum Kaletra® (Lopinavir, Ritonavir) sowie die in Japan zugelassenen Arzneimittel Avigan® (Favipiravir) und Foipan® (Camostat) und Chloroquin-haltige Arzneimittel zur Behandlung von Covid-19-Patienten mit schweren Verlaufsformen zentral beschafft.

Corona-Erkrankung (COVID-19) mit Virus SARS-CoV-2
Corona (COVID-19) beschäftigt München und die Landkreise
Hier finden Sie aktuelle Regelungen und Infos zu Teststationen, Nachbarschaftshilfe, Einkaufsnotdienste u.v.m.

Als Verteilstellen wurden jetzt in Deutschland 18 Apotheken von Universitätskliniken sowie Apotheken der STAKOB-Behandlungszentren (STAKOB = Ständiger Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger) ausgewählt, die von der Bundeswehr gleichmäßig beliefert werden und die Medikamente weiterverteilen. Die neu geschaffene Verteilungsstruktur könnte zusätzlich an Bedeutung gewinnen, wenn das BMG eventuell weitere Arzneimittel zentral verteilt.

Häufig angefragt wird z.B. das erfolgsversprechende Ebola-Medikament Remdesivir – die München Klinik beteiligt sich hier aktiv als eines der deutschen Studienzentren an der Forschung.

Die München Klinik Schwabing ist eine von zwei ausgewählten Verteilstellen in Bayern und das einzige STAKOB-Behandlungszentrum im Freistaat – diesen Zentren kommt bei der bundesweiten Versorgung von Patienten mit hochansteckenden Erregern eine besondere Bedeutung zu, da sie eine besondere infektiologische Expertise im Bereich des Personals, der technischen Ausstattung und der Labordiagnostik vorhalten (mehr Informationen und Übersicht der STAKOB-Zentren hier: Robert-Koch-Institut).

In Schwabing wurden Ende Januar die ersten Covid-19-Patienten in Deutschland („Webasto-Cluster“) behandelt – seit der weiteren Verbreitung des Erregers Sars-CoV-2 in Deutschland hat die Klinik über 600 Covid-19-Patienten behandelt, über 500 Patienten konnten bereits entlassen werden. Der zentral gesteuerte Prozess zur bundesweiten Verteilung der antiviralen Medikamente ist ein weiterer Schritt, die Versorgung von Covid- 19-Patienten flächendeckend auszubauen. „Es ist wichtig, dass die Verteilung dieser knappen Arzneimittel sehr gezielt und mit der pharmazeutisch-logistischen Expertise durch die Krankenhausapotheken erfolgt.

Sobald ein Arzneimittel als mögliche Medikation für Covid-19-Patienten diskutiert wird, ist der Markt leergekauft. Das haben wir bei Hydroxychloroquin (z.B. Quensyl®) oder Lopinavir mit Ritonavir (z.B. Kaletra®) gesehen, bis hin zu Versorgungsnöten der Patienten, die diese Arzneimittel regelhaft benötigen. Wir geben die Arzneimittel, die für Covid-19-Patienten nicht zugelassen sind, nur für konkrete Patienten zum individuellen Heilversuch aus. So ist sichergestellt, dass Patienten damit behandelt werden können und nicht Vorräte angelegt werden“, sagt Dr. Steffen Amann, Chefapotheker der Krankenhausapotheke der München Klinik.

So funktioniert die Verteilung

Aktuell gibt es noch kein Arzneimittel mit einer Zulassung für die Behandlung von Covid-19 oder einer allgemeinen Therapieempfehlung. Der Einsatz der zentral beschafften Arzneimittel erfolgt daher ausschließlich im Rahmen einer Einzelfallentscheidung als individueller Heilversuch ohne eine offizielle Therapiezulassung. Die Klinikärzte treffen die klinisch-therapeutische Entscheidung und der Patient muss einwilligen. Die zuständige Krankenhausapotheke fordert dann das Arzneimittel bei der vom BMG als Verteilstelle festgelegten Krankenhausapotheke an. Diese gibt das Arzneimittel an die bestellende Apotheke weiter. Die Verteilstellen können lokal unterschiedliche Bedarfe untereinander ausgleichen.

So funktioniert die Arzneimittelmittelherstellung

Angesichts der aktuellen Covid-19-Pandemie und der gerade in der Anfangszeit bundesweit angespannten Materialsituation, hat die München Klinik im Bereich der Desinfektionsmittel seit mehreren Wochen auf eine Eigenproduktion durch die Krankenhausapotheke umgestellt, um die Verfügbarkeit sowohl für Mitarbeitende als auch Patienten sicherzustellen.

Die Apotheke hat in den letzten Wochen schon über 4.000 Liter Desinfektionsmittel selbst hergestellt und in über 6.000 Flaschen gefüllt. Auch sterile Arzneimittel zur Injektion stellt die Krankenhausapotheke inzwischen her, um die Versorgungsengpässe vor allem zur Schmerzbehandlung und Dauernarkose der Intensivpatienten zu überbrücken.

In der Krankenhausapotheke am Standort Schwabing erfolgt die Herstellung der Desinfektionsmittel und sterilen Arzneimittel. Dabei gelten für eine Krankenhausapotheke die gleichen Regeln wie für die Industrieproduktion. Alle Ausgangsstoffe müssen die erforderliche Pharmaqualität nachweisen und vor der Verwendung geprüft werden. Die Herstellung erfolgt nach detaillierten Protokollen und jede Einwaage, Zumischung und jeder Produktionsschritt müssen dokumentiert werden. Das hergestellte Produkt wird nach allen Regeln geprüft und untersucht. Abschließend erfolgt eine Endkontrolle aller Dokumente und Messergebnisse. Nur wenn alle Anforderungen erfüllt sind, kann das Produkt zur Anwendung freigegeben werden.

Artikel vom 28.04.2020
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...