"Eine Krippe für Moosach"

Pfarrer Martin Cambensy, St. Martin, über das Weihnachtsfest

Der Moosacher Pfarrer Cambensy und der Moosacher Anzeiger wünschen ihren Lesern eine besinnliche Weihnacht. Foto: Daniel Mielcarek

Der Moosacher Pfarrer Cambensy und der Moosacher Anzeiger wünschen ihren Lesern eine besinnliche Weihnacht. Foto: Daniel Mielcarek

Moosach · Allmählich ist wieder die Zeit gekommen, in der wir mehr oder weniger große Krippen aufstellen - viele mit Liebe ausgesucht und geschmückt. Deshalb lade ich Sie heute ein zu einer kleinen vorweihnachtlichen Fantasiereise.

Stellen Sie sich vor, wir würden gemeinsam eine ganz große und schöne Krippe für unser Stadtviertel gestalten und aufstellen. Wer müsste da alles vorkommen - und welche Gegenstände und Bauten bräuchten wir dafür? Zusatzaufgabe: Die Krippe müsste die Gegenwart mit der Weihnachtserzählung verbinden.

Nun, der Platz vor dem Pelkovenschlössl würde sich schon gut eignen. Mit den fröhlichen Buden des Hüttenzaubers, dem Maibaum, der für unsere Vereine steht, mit der Alten Sankt Martinskirche, die eine lange geschichtliche Kontinuität der Moosacher widerspiegelt, dem Hacklhaus und dem Schlössl, belebte Kulturzentren, und dem Kriegerdenkmal. An der Krippe denken wir auch an Leid und an vielfaches Sterben.

Die Häuser ringsum stehen für das alte Bethlehem, das zur Zeit Jesu schon eine Vorstadt von Jerusalem war. Ein Mittelzentrum wie Moosach. Bewohner mit vielfältigen Berufen, Handwerker, Büroangestellte, Lehrer. An den alten neapolitanischen oder tirolerischen Krippen stellt man gerne auch einen Schreiner oder einen Schuster auf, einen Bäcker oder Friseur. Heute müssten wir vielleicht einen Computer eines großen Rechenzentrums hinstellen. Eine Apotheke und Ärzte. Dazu einen Roboter mit künstlicher Intelligenz. Ein SUV geht gar nicht, weil der Platz Gott sei Dank eine autofreie Fläche ist. Höchstens eine Feuerwehr - oder Polizeiauto würde passen. Oder ein Elektroroller.

Und ein Wirtshaus. Und ein Café. Auf die Wiederbelebung des Spiegl dürfen wir ja hoffen! Wir haben immerhin den Alten Wirt und viele gute kleine Restaurants, italienisch, kroatisch, asiatisch, griechisch. Und Stüberl - umstritten, aber für manche ein Ort der Zuflucht im persönlichen Elend!

Das Wichtigste aber wären Lebewesen. Tiere, Viecherl und Zamperl und Menschen, gleich welchen Alters und welcher Herkunft. Sogar Preissn! Herumsausende Kinder und Boule spielende Senioren. Dazu Blumen, Wiesen, Bäume und Sträucher. Bestimmt haben Sie viele weitere gute Ideen, was es bei der Krippe für Moosach noch bräuchte.

Was macht sie aber zu einer echten Krippe im Sinne der biblischen Weihnachtserzählung? Eine Krippe ist ein Futterstand. Im christlichen Glauben erinnern wir dadurch daran, dass vor zweitausend Jahren Gott selber uns zum Brot des Lebens geworden ist. Er will, dass unser Leben gelingt und glückt. Aber er will auch, dass wir seine Liebe weiterschenken und bereit sind, einander zu nähren, zu stärken, zu helfen, zu trösten, zu bilden und gemeinsam die Zukunft zu bestellen zum Wohle aller.

Zu einer Krippe gehören Engel und Hirten. Ja, auch die sind wir selber - achtsam füreinander da.

Wenn ich dankbar auf das vielfältige soziale und kulturelle Engagement in unserem Stadtviertel schaue, komme ich zu dem Schluss, dass wir diese Krippe schon längst haben! Der christliche Glaube mag für viele von uns eine Quelle der Vergewisserung, aber auch der Entlastung sein: Gott ist uns nahe - durch ein kleines Kind kommt Glück und Friede - es geht letztendlich alles gut mit uns aus! Und das spiegeln auch die vielen kleinen Krippen in unseren Häusern und Kirchen wider.

Ihnen allen frohe gesegnete Weihnachten und ein schönes Fest der Liebe und Hoffnung!

Pfarrer Martin Cambensy

Artikel vom 25.12.2019
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