45 Jahre aktiv für den TSV unterwegs: Richard Hörle zum Ehrenmitglied ernannt

Ehrung für Turnvater Richard Hörle

 Der Geehrte mit seinen drei besonderen Vorzeigeturnern und sportlichen Ziehsöhnen: Richard Hörle freut sich über das Kommen von Marcel Nguyen, Felix Remuta und Lukas Dauser (v.li). Foto: RedH

Der Geehrte mit seinen drei besonderen Vorzeigeturnern und sportlichen Ziehsöhnen: Richard Hörle freut sich über das Kommen von Marcel Nguyen, Felix Remuta und Lukas Dauser (v.li). Foto: RedH

Unterhaching · Richard Hörle war freudig gestimmt an diesem gelungenen Abend beim TSV Unterhaching. Die Turnabteilung des TSV hatte eine Einladung für seine drei WM-Teilnehmer Lukas Dauser, Marcel Nguyen und Felix Remuta passenderweise verbunden mit einer ganz besonderen Ehrung.

Der Unterhachinger Turnvater Richard Hörle wurde im Kreise einer gefühlt vollständig anwesenden Turngemeinde geehrt für sein umfangreiches Lebenswerk als Trainer, Betreuer, Organisator und Seelentröster der Geräteakrobaten in Personaluniun. Fast 45 Jahre wirkt Hörle bislang im Verein. Weshalb auch der gemeinsame Auftritt mit den drei aktuell besonders erfolgreichen seiner Athleten vom Verein sensibel arrangiert.

Denn auch, wenn der 77-jährige Altmeister derzeit gesundheitlich infolge schwerer Erkrankungen viele Talsohlen durchleidet. Am vergangenen Mittwoch war ihm vor allem die Freude über das Zusammentreffen mit jenen Jungs anzumerken, die er einst als Nachwuchs-Coach auf die heutige Erfolgsspur gesetzt hatte. Dazu waren alte Wegbegleiter gekommen, um die Turner zu begrüßen und vor allem um den Turnvater hochleben zu lassen. Das freute Hörle sichtlich fast noch mehr als die besondere Ehre, die ihm seitens des heimischen Traditionsvereins bereits am Tag zuvor zuteil wurde. Denn seit vergangener Woche ist Richard Hörle Ehrenmitglied im TSV Unterhaching. „Die höchste Auszeichnung innerhalb unseres Vereins“, wie Turnchef Oskar Paulicks in seiner Begrüßung betonte.

Richard Hörle hat diese Auszeichnung und Wertschätzung seiner Sportkameraden in jedem Fall verdient. „Es ist wohl schwieriger, beim Papst eine Audienz zu bekommen als diese drei Vorzeigeturner an einem Abend zusammen zu bekommen“, hatte Paulicks launig angemerkt. Für ihren alten Coach hatten die drei das trotz dauernder, leistungssportlich bedingter Zeitnöte dennoch allzu gerne möglich gemacht.

„Deinen ersten Trainer vergisst Du ohnehin nicht“, erklärte Marcel Nguyen, während er Hörle freundschaftlich drückte. „Ein ganz besonderer Trainer“ sei er gewesen, erklärte der zweifache Olympia-Silber-Gewinner, den einst die Mama in der TSV-Halle vorbeigebracht hatte und dessen überragendes Talent Hörle „sofort gesehen“ hat.

Eine Talentebeschau, die auch bei Dauser und Remuta bestens gelang. Beide hatten jüngst bei der Heim-WM im Kader der Deutschen Nationalmannschaft geturnt- Dauser am Barren nach Vorkampfbestnote hatte nur durch einen Patzer im Finale Edelmetall verpasst. Nguyen hatte wegen einer Schulterverletzung pausieren müssen bei der Heim-WM. Am Büffet nach den Grußworten hatten die Drei und ihr alter, doch so jung gebliebner Trainer viel Stoff zum Fachsimpeln Das anstehende DM-Mannschaftsfinale war da nur eine Randnotiz – zumal Rekonvaleszent Nguyen und der am Fuß operierte Remuta gar nicht erst dabei sind.

Viel wichtiger ist der Blick in Richtung Olympia 2020. Denn im Turn-Mutterland Japan bei den Spielen in Tokyo wollen alle drei wieder mit dabei sein. Die „Quali“ mit dem deutschen Team ist fix. Richard Hörle macht das stolz. Seit 1975 ist er dem TSV Unterhaching treu verbunden. Im nord-württembergischen Ingelfingen geboren und aufgewachsen, kam der junge Richard bereits früh in enge Verbindung mit seinem geliebten Turnsport. „Auf Landesniveau war ich ein brauchbarer Turner“, erzählt das Urgestein bekannt bescheiden. Am Sprung und am Boden sei er gut gewesen. Besonders geprägt hat Hörle aber der frühe Kontakt mit Eberhard Gienger. Der spätere Reck-Weltmeister und Olympia-Dritte wuchs im nahen Künzelsau auf. Man kannte sich.

Der ältere Hörle verfolgte aufmerksam und wohl schon durch die Brille des späteren Übungsleiters die Entwicklung des Hochtalentierten. „Ein sehr eleganter Turner“, schwärmt der jetzt Geehrte in der Nachbetrachtung. Eine Eleganz, die spätestens seit Mitte der Siebziger auch Hörle selbst am Mattenrand verkörperte. Den Bahnangestellten hatte es mit seiner Gattin 1975 nach Unterhaching „verschlagen“. Er wurde gefragt, „ob ich am Aufbau einer Turnabteilung mitarbeiten“ wolle. Wollte er. Aus den Anfängen ist vor allem auch dank Hörles immensem Wirken in tausenden Stunden als Coach und Mentor im Laufe der Jahre eine der Vorzeige-Turneinrichtungen Deutschlands entstanden.

Neben den ebenfalls immer erfolgreicheren Damen scheinen Unterhachings männliche Geräte-Akrobaten in den Jahrgangs-Ranglisten weit vorne auf. Das Elite-Team Exquisa Oberbayern turnt in Bundesliga zwei, die Vorzeige-Nachwuchsriege im Teen-Alter präsentiert bereits in der Regionalliga prächtige Leistungen. Ein Top-Trainer-Team um Hörle-Wegbegleiter, Chefchoach und Landestrainer Kurt Szilier führt junge Talente bereits ab dem Vorschulalter zu höheren Turnweihen.

Die Basis hierzu hat einer wie Hörle maßgeblich gelegt. Als „Trainer-Legende“ adelte ihn Paulicks in herzlichen Worten. „So einen Typen findest du heute fast nicht mehr“, gestand ein anderer, der es wissen muss. Cyrus Salehi ist intimer Kenner der heimischen Turnszenerie. „Er war eines meiner frühen Talente“ betonte Hörle, während sich die beiden herzlich begrüßen. Salehi, heute als Physiotherapeut für die Nationalturner unterwegs und als „Wundheiler“ auch für die Unterhachinger Top-Turner nach wie vor aktiv, ist dem Verein auch aufgrund seiner tollen Erfahrungen mit dem eigenen Nachwuchs-Coach tief verbunden geblieben. „Der Richard ist ein besonderer Mensch“ würdigt ihn Salehi.

Am Ende des Abends geht es, wie sollte es anders sein, noch in die Turnhalle im Bauch der Bayernwerk-Arena am Utzweg. Eine bunte Leistungsschau des Nachwuchses steht an. Hörle sitzt ganz bescheiden am Rande und genießt. „Das ist die Basis“, bemerkt er versonnen. Seine drei Turn-Musketiere von der Spitze des sportlichen Lebens nicken zustimmend. Man versteht sich. RedHe

Artikel vom 02.12.2019
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