Naturschutz heißt Arbeit

Ein Besuch des zweitältesten Naturschutzgebiets Bayerns

Knochenarbeit ist der Abtransport des Mähgutes bei den Pflegearbeiten. Der weiche Boden verbietet den Einsatz von schwerem Gerät. Foto: kw

Knochenarbeit ist der Abtransport des Mähgutes bei den Pflegearbeiten. Der weiche Boden verbietet den Einsatz von schwerem Gerät. Foto: kw

Moosinning/Neueching · Im Süden des Landkreises Erding ist das zweitälteste Naturschutzgebiet ganz Bayerns: 400 Meter lang, aber vergleichsweise schmal, rechts und links teilweise intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen mit dem entsprechenden Düngereintrag. Der Bund Naturschutz, Kreisverband Erding, hat die Pflege übernommen und arbeitet hierbei mit dem „Alpenkranzl“ aus Erding zusammen.

Diese Pflege kann technisch nur von Hand gemacht werden. Es handelt sich nämlich um die Überreste eines Niedermoores, wo der Bund Naturschutz schon 1933 damit begonnen hat, Flächen aufzukaufen, um dieses zu erhalten. 6.36 Hektar hat das Gebiet, in dem heute der „wohlriechende Lauch“ oder auch Schneidried wachsen.

Der Pflegeplan sieht darum vor, dass bei den Pflegemaßnahmen immer wieder „Inseln“ nicht gemäht werden sollen, damit die hier lebenden Pflanzenarten aussamen können. Das geschieht jetzt auch, und in diesem Frühherbst waren wieder weit über 20 Freiwillige damit beschäftigt, das Mähgut aus dem Gebiet heraus zu schaffen. Das ist enorm wichtig, weil der Düngereintrag aus den landwirtschaftlichen Flächen sonst zu einer drastischen Veränderung der Pflanzengesellschaften führen kann.

Durch den Entzug von etlichen Tonnen pflanzlichen Materials in jedem Jahr bei diesen Mähaktionen wird das Gebiet „ausgemagert“, eine Sache, die in vielen anderen Naturschutzgebieten ebenfalls als Zielvorgabe gilt.

Hintergrund ist, dass viele Pflanzenarten, die auf mageren Böden wachsen, bei Düngung von anderen, fette Böden bevorzugenden Arten, verdrängt werden. Kaum zu glauben, aber trotz des Baches „Gfällach“, der das Gebiet streift, leidet es unter Wassermangel. Hier gibt es sogar deutliche Schwächen bei „Wikipedia“, die Beschreibung hier ist an dieser zentralen Stelle ungenau.

Die Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz Gabriele Betzmeir ist hier klar besser informiert: „Es gibt hier Zielkonflikte“, sagte sie, ohne jemanden konkret anzugreifen. Die Folgen des Wassermangels sind drastisch: Die „Kanadische Goldrute“, eine Neophytenart, die sich enorm aggressiv ausbreitet, bildet einen ganz wesentlichen Teil des Mähgutes. Diese invasive Pflanzenart ist dabei, etliche andere Pflanzen zu verdrängen. „Eigentlich müssten wir sogar zwei Mal im Jahr mähen“, meinte Gabriele Betzmeir. „Aber das ist nicht zu leisten.“

Eine stärkere Vernässung des Moorgebietes bleibe darum das Ziel. „Die Kanadische Goldrute mag keine nassen Böden“, wusste die Kreisvorsitzende. Die typischen seltenen, teilweise auf der roten Liste stehenden, Pflanzenarten der Moore hätten bei einer stärkeren Vernässung der Fläche bessere Chancen, auch wenn das Mäharbeiten noch einmal schwieriger gestalten würde. Schon jetzt verbietet sich nämlich wegen des weichen Bodens jedes schwere Gerät, weshalb Handarbeit gefragt ist. Gemäht wird mit einem Balkenmäher, der von Hand geführt werden muss.

Das Mähgut muss dann zusammengerecht, auf Plastikplanen geladen, und dann auf diesen Planen an den Rand des Gebietes gezerrt werden, wo die Haufen dann von der Gemeinde Moosinning abtransportiert werden, wofür der Bund Naturschutz dankbar ist. Entlastung für das Gebiet hat vor gar nicht allzu langer Zeit der Landkreis geschaffen, indem er eine benachbarte Wiese angekauft hat. Damit, so die Kreisvorsitzende, werde ein Puffer geschaffen, der sehr hilfreich sei. kw

Artikel vom 18.10.2019
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