Ein Paar, dass Kunstgeschichte schrieb

Erstmals Ausstellung zu Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky: Ab 21. Oktober im Kunstbau

Marianne von Werefkin, Selbstbildnis, 1910, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Foto: Lenbachhaus

Marianne von Werefkin, Selbstbildnis, 1910, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Foto: Lenbachhaus

Maxvorstadt · Alexej von Jawlensky (1864–1941) und Marianne von Werefkin (1860–1938) sind in den Kanon der Kunstgeschichte als eines der wegweisenden Künstlerpaare der Avantgarde eingegangen. Eine neue Ausstellung im Kunstbau des Lenbachhauses, Luisenstraße 33, stellt sie nun erstmals als private wie künstlerische Partner vor.

In einer ungewöhnlichen Architektur fügen sich die einzelnen Stationen ihres künstlerischen Schaffens zu einem opulenten Panorama von über 190 Werken zusammen. Zu sehen sind außerdem Jawlenskys "Köpfe" und späten "Gesichter", auf die Werefkins Theaterszenen, Arbeiterdarstellungen und Visionen seelischer Zustände antworten.

Die beiden bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten Alexej von Jawlensky (1864–1941) und Marianne von Werefkin (1860–1938) zählen zu den wegweisenden Figuren der expressionistischen Avantgarden und sind noch nie in einer gemeinsamen Ausstellung gezeigt worden. Die Schau im Lenbachhaus unternimmt es nun zum ersten Mal, beide als Künstlerpaar vorzustellen. Fast dreißig Jahre waren sie in Leben und Werk eng miteinander verbunden. Die Ausstellungseröffnung findet statt am 21. Oktober, 19 Uhr, der Eintritt dazu ist frei. Die Ausstellung ist bis 16. Februar 2020 zu sehen.

1896 waren beide gemeinsam aus Sankt Petersburg nach München gekommen. Werefkin unterbrach hier zunächst für zehn Jahre ihre malerische Tätigkeit, um sich der Förderung von Jawlenskys Talent zu widmen und sich intensiv mit Kunsttheorie und der aktuellen Kunstproduktion ihrer Zeit zu beschäftigen. Jawlensky begann mit Stillleben und Figurendarstellungen zu experimentieren, ein großes Vorbild für ihn war Vincent van Gogh.

Mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter hielten sie sich 1908 in Murnau auf und fanden hier gemeinsam zu einer expressiven und starkfarbigen Malerei.

Während Jawlenskys Murnauer Landschaften zunehmend abstrakter wurden, entwickelte Werefkin ihre spezifische Figurenmalerei, die sich der menschlichen Existenz und ihrem schicksalhaften Ausgeliefertsein an äußere und innere Mächte widmete. Mit der von Jawlensky und Werefkin 1909 mitbegründeten Neuen Künstlervereinigung München, – die sich in ihrer Wohnung in der Münchner Giselastraße zusammenfand – und aus der zwei Jahre später der Blaue Reiter hervorging, haben sie als Vordenkerin (Werefkin) und malerischer Impulsgeber (Jawlensky) dieser beiden Vereinigungen Kunstgeschichte geschrieben.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gingen Werefkin und Jawlensky ins Schweizer Exil, wo sie in engsten räumlichen Verhältnissen miteinander lebten und arbeiteten, bevor sie sich 1921 schließlich trennten. Werefkin blieb in Ascona, während Jawlensky mit seiner Familie nach Wiesbaden zog. Jeder für sich, wie bereits vorher in ihrer Gemeinschaft als Paar, leisteten sie einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der modernen Kunst am Beginn des 20. Jahrhunderts.

In einer ungewöhnlichen Ausstellungsarchitektur fügen sich die einzelnen Stationen ihres künstlerischen Schaffens bis hin zu beider Spätwerk zu einem opulenten Panorama von über 190 Werken zusammen. Inspiriert von der thematischen Idee der Lebensmenschen, finden in der Architektur die vielfältigen gegenseitigen Ergänzungen, Irrwege, gemeinsamen und getrennten Wege ihren Platz. Begleitet werden sie von einer überwältigenden Galerie von Jawlenskys "Köpfen" und späten "Gesichtern", auf die Werefkins Theaterszenen, Arbeiterdarstellungen und Visionen seelischer Zustände antworten.

Der Film von 2019 "Lebensmenschen über das Künstlerpaar wird während der Öffnungszeiten des Museums im Georg-Knorr-Saal des Lenbachhauses in einem Loop gezeigt, beginnend zu jeder vollen Stunde, mit einer letzten Vorführung um 17 Uhr.

Am Beginn der Ausstellung erwartet die Besucher das "Forum", ein einladender Aufenthaltsbereich. Neben ihm entpuppt sich der Raum für die Kunstvermittlung als ein "Salon für Charakterköpfe".

Besucher können selbst kreativ werden

Die Kunstvermittlung am Lenbachhaus lädt in diesem "Salon" alle Besucherinnen und Besucher ein, die vielen Porträts der Ausstellung durch das eigene künstlerische Arbeiten zu erforschen. Staffelei- sowie Spiegelwände und Zeichenutensilien stehen für (Selbst-)porträts bereit. Eigene Requisiten und Maskeraden können gerne mitgebracht werden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Öffentliche Führungen: 12. November, 10. Dezember 2019 und 21. Januar 2020 jeweils um 10.15 Uhr, 12.15 Uhr, 14.15 Uhr und 16.15 Uhr; 22. und 29. Oktober, 5., 19. und 26. November, 3. und 17. Dezember 2019 sowie 7., 14. und 28. Januar, 4. und 11. Februar 2020, jeweils um 10.15 Uhr, 12.15 Uhr, 14.15 Uhr, 16.15 Uhr und 18.15 Uhr.

Artikel vom 10.10.2019
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