"Daad I, Sollt ma net?"

Die Schlossbrauerei Ebersberg erwacht aus Dornröschenschlaf

Die "Macher" des Ebersberger Bieres (von links): Martin Otter, Franz Otter, Sebastian Otter und Gerd Otter.  Foto: Tanja Gronde

Die "Macher" des Ebersberger Bieres (von links): Martin Otter, Franz Otter, Sebastian Otter und Gerd Otter. Foto: Tanja Gronde

Ebersberg · Mit Stolz haben die Betreiber der Schlossbrauerei Ebersberg im September ihr Bier präsentiert: Ein Helles im Stil "Münchner Hell". Inspiriert von alten Rezepten der Schlossbrauerei, kombiniert mit dem Know-How von heute sind die vier Bieridealisten Martin, Gerd, Sebastian und Franz Otter vor einigen Monaten zur Tat geschritten, und haben ein Rezept zusammen mit einem Braumeister entwickelt, das von der "Camba Bavaria" - Brauerei in Truchtlaching gebraut wurde.

Abgefüllt wird es in die typischen Ebersberger Schlossbrauerei- Flaschen in Grafing. Die Idee die Marke wieder zu beleben kam den drei Brüdern Martin, Gerd und Sebastian in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder. Aber erst die Entwicklung der letzten zehn Jahre im Bereich des Bieres, die Gründung kleinerer Brauereien, der Wunsch der Kunden nach Regionalität und auch die Möglichkeit von Lohnbrauen machten es möglich, den Traum der Familie zu wagen. "Wann so wirklich der Ursprung der Idee war, lässt sich gar nicht mehr so richtig sagen", meinte Geschäftsführer Marin Otter beim Pressegespräch am letzten Freitag, 6. September am Firmensitz in den Mauern der ehemaligen Brauerei "Daad I, Sollt ma net ? - hamma immer wieder gedacht", schmunzelte der studierte Agrarwissenschaftler. Und vielleicht war es seine Frau Monika, die gesagt hat, jetzt macht's endlich, oder Sohn Franz oder auch Bruder Sebastian, der den letzten Anstoss gegeben hat.

Franz Otter ist für's Marketing verantwortlich und präsentierte am Vormittag den Weg, den Design und Etiketten gemacht haben. Nun kommen die Flaschen im schlichten Design daher: ein helles Etikett mit dem Schriftzug, dem Logo der Brauerei und dem goldenen Stadtwappen. "Auch mit dem Rücketikett haben wir uns viel Mühe gegeben: Es zeigt nicht nur die Inhaltsstoffe, sondern ist in den Ebersberger Farben gestaltet", so Franz Otter. Gebraut wurden zunächst 10 Hektoliter. Auch bei großem Absatz wird es keine Engpässe geben: "Der nächstes Sud ist schon in Auftrag gegeben", beruhigt der zweite Geschäftsführer Sebastian Otter. Der Buchhändler und Biersommelier beschreibt das Bier als leichtes Alltagsbier, ein Bier das Lust auf mehr macht. Leichte Hopfennote und eine strohgelbe Farbe, dabei schlank und süffig. "Es ist ein neues Rezept, das auf Altem beruht", so Sebastian Otter, "ein Rezept aus den 70iger Jahren, als die Brauerei geschlossen wurde, lässt sich nicht eins zu eins wieder brauen." Nicht nur die Brautechnik, auch die landwirtschaftlichen Rohstoffe haben sich entwickelt, so dass sich nicht nur Geschmack, sondern auch Vorlieben verändert haben. "Wir wollen damit an eine Tradition anknüpfen, die vor über 600 Jahren begonnen hat", beschreiben die Betreiber ihre Motivation. 1400 hat das Schloss Ebersberg, das damals Kloster der Benediktiner, dann der Jesuiten und zuletzt der Malteser war, (die Klöster der Ordensritter nannte man Schloss) das Leutgeb und Schankrecht bekommen, also das Recht selbst produzierte Biere auszuschenken. Hermann Schmederer, der Urgroßvater der Otterbrüder, hatte dann 1901 die Ebersberger Brauerei übernommen und daraus eine der modernsten Landbrauereien in Südbayern gemacht. 1974 wurde das Brauen im "Schloss" in Ebersberg eingestellt. Das Brauereisterben hatte auch die Kreisstadt getroffen. Nun hofft die Familie, dass das Bier das ihnen schmeckt auch bei den Ebersbergern ankommt.

Es ist ab dem 21. September in den Ebersberger Märkten Getränke Anderl, Edeka Peschel, Korn und Rewe Sattler zu kaufen, sowie bei BuchOtter. Dass übrigens am 21. September auch Oktoberfest–Anstich ist, ist absoluter Zufall. Es ist auch Matthäus-Tag, also der Tag an dem das Bierbrauen einst seinen Anfang nahm – vor 619 Jahren. Und wenn das Bier gut angenommen wird, dann gibt es vielleicht in ein paar Jahren wirklich eine eigene Wirtshausbrauerei im historischen Schloss Ebersberg.

Artikel vom 10.09.2019
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