Zaungucker erwünscht

Tag der offenen Gartentüre lockt am Sonntag, 30. Juni im Landkreis

Luise und Rudolf Wanninger freuen auch auf viele nette Gäste in ihrem zauberhaften Garten in Grünwald. Foto: hw

Luise und Rudolf Wanninger freuen auch auf viele nette Gäste in ihrem zauberhaften Garten in Grünwald. Foto: hw

Wie viel Geduld man als Gärtner bisweilen aufbringen muss, um die Früchte seiner Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes ernten zu können, beweist der traumhaft schöne Garten von Luise und Rudolf Wanninger, die ihr Kleinod am Tag der offenen Gartentüre am 30. Juni von 10 bis 17 Uhr für die Besucher öffnen werden. So gibt es in ihrem Garten einen wunderbaren Feigenbaum, der seine Besitzer stolze 25 Jahre auf seine Früchte warten ließ, dann gab es allerdings auch gleich 30 Stück, verrät Luise Wanninger im Interview.

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Der Garten in der Wörnbrunner Straße 18 in Grünwald befindet sich bereits seit 1938 in Familienbesitz, wie Rudolf Wanninger berichtet. Seine Eltern haben damals praktisch auf der grünen Wiese gebaut, so Wanninger. An exotische Pflanzen war damals selbstverständlich nicht zu denken. Vielmehr wurde der Garten zur Selbstversorgung genutzt, so gab es Obstbäume, Gemüsebeete und Beerensträucher. Gartenarbeit war damals kein Hobby sondern lebensnotwendig. 1946 wurde das Haus von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und erst im Jahre 1949 wieder an die Familie zurückgegeben. Die zwischenzeitlichen Nutzer hielten dort 40 Hühner, so dass kaum noch ein Grashalm auf dem Grundstück zu finden war. Heute ist der Garten eine gekonnte Mischung aus exotischen Pflanzen, Bonsai-Bäumen und heimischen Blumen. „Ein rein asiatischer Garten wäre mir zu karg, ich mag es, wenn es auch entsprechend blüht“, berichtet die passionierte Gärtnerin.

Früher seien sie gerne und weit gereist, mit dem Alter ließ die Reiselust indes nach, sodass sie sich immer mehr dem Garten zugewandt hätten, berichtete Luise Wanninger. Nicht nur Ideen haben sie sich von ihren Reisen mitgebracht, sondern auch beispielsweise einen Ableger eines Mammutbaums (Sequoioideae aus den USA). Der Ableger hatte damals in einen Koffer gepasst, jetzt misst er mehrere Meter. Einen betörenden Duft verströmt die Calamondin, die mittlerweile so groß geworden ist, dass es zwei Mann braucht, um sie im Oktober in ihr Winterquartier umzuziehen. Auch von ihren Asienreisen hat das Ehepaar Wanninger nicht nur Urlaubsfotos mitgebracht, sondern auch viele Erinnerungsstücke, für die Rudolf Wanninger nach asiatischem Vorbild ein Geisterhaus gebaut hat. „Das Aufstellen von Geisterhäusern hat in Thailand eine lange Tradition. Dies ist für die Geister, die im und vor dem Haus leben, bestimmt“, erklärt er. Überhaupt gibt es im Garten der Familie Wanninger an jeder Ecke etwas Neues und Schönes zu entdecken, sodass sich auch ein zweiter und ein dritter Blick auf das kleine, grüne Paradies lohnt.

Eine großartige Aktion vom Kreisverband

Wie wunderbar und erfüllend die Gärtnerei sein kann, davon können auch die zahlreichen Teilnehmer berichten, die am 30. Juni wieder zum Tag der offenen Gartentür im Landkreis München und Miesbach einladen. In ganz Bayern findet diese Aktion statt, im Landkreis München sind es 15, im Landkreis Miesbach sind es zehn und in der Stadt München ebenfalls zahlreiche Gärten, die sich über naturinteressierte Besucher freuen. Organisiert und veranstaltet wird dieser Tag im Landkreis München von den Kreisfachberaterinnen für Gartenbau, Landespflege und Grünordnung des Landratsamtes München in Zusammenarbeit mit dem Bezirksverband und dem Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege. Zum 20. Mal findet die beliebte Aktion statt, die ihre Wurzeln in England hat und dort 1927 zur Erinnerung an Königin Alexandra ins Leben gerufen um Anregungen für den eigenen Garten zu sammeln und zum Gedankenaustausch unter Gleichgesinnten. Die dabei entstehenden Gespräche intensivieren auch den Kontakt zwischen den Freizeitgärtnern, den Gartenbauvereinen, der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege und den Firmen des Garten- und Landschaftsbaus. So wird der Tag der offenen Gartentür ein Erlebnis, ein Urlaub und eine Lehrstunde in einem. »Auch als erfahrener Hobbygärtner kann man an einem solchen Tag immer noch Neues entdecken, gemeinsam fachsimpeln und sich inspirieren lassen«, klärt Rainer Schäfers, Vorsitzender des Kreisverbands Münchens für Gartenkultur und Landschaftspflege. Spannend ist es auch für einen Gartenprofi wie ihn, sich am Tag der offenen Tür von ganz verschiedenen Gärten inspirieren zu lassen: Vom Rosen-Eldorado zum Paradies für heimische Insekten, vom handtuchgroßen Vorstadtgarten über einen gemeinsam bewirtschafteten Acker, von Schul- und Integrationsgärten über ländliche Hausgärten, Gärten mit Bienenhaltung, Natur- und Hanggärten, Gärten mit Streuobst- und Blumenwiesen, Künstlergärten, historische Gärten bis hin zu Gärten mit Natur- oder Schwimmteichen reicht die Palette der Angebote.

»Die Vielfalt ist es, die diese Aktion so anziehend und spannend macht«, betont Rainer Schäfers weiter. Alle Teilnehmer eint indes die Liebe zum Gärtnern, Gestalten und das Arbeiten in der frischen Luft mitten in der Natur. Denn ohne Arbeit auch kein ertragreicher Garten, lautet die einfache Gleichung. Wobei die wenigsten Hobbygärtner tatsächlich von Arbeit sprechen, vielmehr vom Ausgleich zur Selbigen. Im Garten scheint einerseits die Zeit stillzustehen, andererseits fliegen bei der Gartenarbeit die Stunden manchmal nur so dahin, ein Ort mit einer besonderen Magie eben. Seit 15 Jahren bewirtschaftet Renate Müller im Gewerbering 10a in Holzkirchen ihren rund 1.000 Quadratmeter großen Garten. Der Garten liegt eingebettet in ein Gewerbegebiet und ist von außen nicht einsehbar. Umso größer ist die Faszination, wenn man durch das Tor in ein grünes Paradies eintritt und sich wie in einer anderen Welt fühlt. Der Garten weist mehrere Areale auf und bietet für jede Lebenslage den richtigen Platz. Gleich zu Anfang erwarten einen Beerensträucher, Hochbeete und Obstbäume, ein Garten zum Genießen im ganz eigentlichen Sinn. „Die Kirschen auf dem Baum teilen wir uns immer ganz redlich mit den Vögeln, die allerdings meistens mehr erwischen als wir“, erklärt die passionierte Gärtnerin. Außerdem gibt es auch noch Zwetschgen, Äpfel, Birnen und Quitten und natürlich jede Menge frischer Kräuter. Im Garten gibt es auch einen großen Teich, in dem sich sogar Goldfische tummeln und auf dem Seerosen schwimmen.

Aber auch an zahlreiche Farbtupfer im Garten haben Renate Müller und ihr Mann gedacht. Kletterrosen, Funkien und viele andere Blumen findet man dort. Zur Schädlingsbekämpfung gibt es keine Chemie in ihrem Garten sondern Hausmittel, wie beispielsweise einen alten borstigen Pinsel gegen Blattläuse. „Meine Enkel sind oft zu Besuch, die sollen im Garten alles naschen können“, erklärt Renate Müller ihr Engagement. Engagiert ist sie nicht nur im eigenen traumhaften Garten sondern auch im Gartenbauverein Holzkirchen, der in diesem Jahr wieder den Lehrgarten des Obst- und Gartenbauvereins im Ortsteil Marschall einlädt. Vom Ortskern aus muss man Richtung Miesbach fahren. Zirka 400 m nach Ortsende (kurz vor der Bundesstraße) rechts einbiegen Richtung Marschall, nach 200 m links, schon ist man da. „Der Kreislehrgarten, den der Gartenbauverein angelegt hat, war damals der erste in seiner Art im Landkreis“, bekennt Renate Müller nicht ohne Stolz.

Der Vereinslehrgarten mit 500 Quadratmetern Fläche besteht seit 2011. Er umfasst ein Gartenhaus, Kräuterschnecke, Barfußpfad, Insektenhotel, Lesesteinhaufen, Beerensträucher, Staudenbeete u.v.m. Daneben befindet sich auf 3.500 Quadratmeter eine neu angelegte Streuobstwiese mit Bienenhaus. Mit dem Umweltgarten in Neubiberg ist auch ein weiteres Kleinod am Tag der offenen Gartentür beteiligt. Der Umweltgarten feierte im vergangenen Jahr seinen stolzen 30. Geburtstag. Kein geringerer als der bekannte Tierfilmer Professor Heinz Sielmann war damals im Mai 1988 zur Eröffnung gekommen und hatte die Schirmherrschaft für dieses einzigartige Projekt übernommen. Einzigartig auch deshalb, weil viele Neubiberger Bürger und Vereine kostenlos mit Hand anlegten, um dieses Naturparadies zu erschaffen. Bis heute wird ehrenamtliches Engagement im und für den Umweltgarten groß geschrieben. Angeregt durch Bürger und dann initiiert durch den damaligen Ersten Bürgermeister Josef Schneider beschloss der Gemeinderat im Oktober 1984 einstimmig die Verwirklichung eines naturnahen Ökogeländes. In Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen, Fachleuten und engagierten Bürgern entstanden binnen weniger Jahre verschiedene Biotope und eine Heimstatt für bedrohte Tierarten auf dem Areal zwischen S-Bahn und Äußerer Hauptstraße. 20 verschiedene Bereiche wurden dabei angelegt: Vom Steingarten über Staudenbeete, von der Streuobstwiese bis zum Bienenhaus reicht das Repertoire an Fauna und Flora. Aber nicht nur Pflanzen aller Arten finden im Umweltgarten ein Zuhause, sondern auch Ponys, Schafe, Ziegen, Kaninchen, Hühner, Gänse und Enten.

Wie in einer großen bäuerlichen Gemeinschaft leben die Haustiere im Umweltgarten zusammen. Sehr zur Freude der Besucher, vor allem der Kinder, kann man die Tiere dort hautnah erleben. Der Umweltgarten befindet sich an der Äußeren Hauptstraße 10 und ist auch mit der S-Bahn (S7) gut zu erreichen. Für die Kinder gibt es außerdem einen schönen Spielplatz. Außerdem geöffnet ist die Gartenoase auf ca. 50 Quadratmeter von Regina Probst in der Platanenstraße 34 in Taufkirchen: Ein kleiner Reihenhausgarten mit Staudenpflanzungen, die schon seit ca. 20 Jahren bestehen und sehr schön mit einjährigen Pflanzen kombiniert sind. Gartenglück auf der Parzelle wird in der Kleingartenanlage ,,Am Waldweg’’ e.V. im Englwartinger Weg 2 in Taufkirchen geboten. Viele der 141 Parzellen (zwischen 250 – 400 m2) öffnen für die Besucher. Außerdem sind die Streuobstwiese und eine Vogelschutzhecke zu besichtigen. Sitzgelegenheiten, Kinderspielplatz und Toiletten sind vorhanden. Eröffnet wird der Tag der offenen Gartentüre übrigens ganz offiziell um 10 Uhr am „Preisgekrönten Integrationsprojekt“ in Taufkirchen, Am Bahnsteig. Landrat Christoph Göbel, Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander und Mitarbeiter vom Bezirksverband Oberbayern für Gartenkultur und Landespflege werden dabei ein paar Grußworte sprechen. In diesem Integrationsprojekt bewirtschaften rund zehn Nationen kleine Gartenparzellen auf einem von der Gemeinde gepachteten Stück Acker. Jeder darf anbauen was er mag, wer mitmachen möchte, muss auch bei den Gemeinschaftsarbeiten wie beispielsweise beim Umsetzen des Komposthaufens mitanpacken. "Man tauscht sich aus, gießt für den Nachbarn auch mal das Beet mit wenn er im Urlaub ist und lernt sich so besser kennen", erklärt das Organisatoren-Duo Gabi Zaglauer-Swoboda und Dorothee Bischof.

Alle Gärten findet man unter www.gartenbauverein.org unter Veranstaltungen.

hw

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