Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Aus dem Rathaus (Ausgabe Juni 2019)

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister. Foto: Privat

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister. Foto: Privat

Ottobrunn · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, es gibt unangenehmere Dinge, die mich ins Schwitzen bringen, als Radfahren. Nein, das ist stark untertrieben. Ich liebe Radfahren! Und ich empfinde es als eine der schönsten Seiten meiner Aufgabe als Bürgermeister, dass ich den Weg ins Rathaus und viele meiner Dienstfahrten auf dem Drahtesel zurücklegen kann.

(Dass mir kurz nach meinem Amtsantritt vor zwölf Jahren mein ziemlich neuwertiges Fahrrad direkt vor dem Rathaus geklaut wurde – geschenkt!)

Die Vorteile des Fahrrads aus rein verkehrstechnischer Sicht sind unbestreitbar: Es ist emissionsfrei und benötigt wenig Verkehrsfläche. Zu Recht nimmt es eine prominente Rolle in der Fahrt aufnehmenden Diskussion um die Mobilität von morgen ein.

Einem vor ein paar Wochen durchgeführten Fahrradklimatest zufolge ist Ottobrunn für Fahrradfahrer die Hölle (ich übertreibe etwas). Als ich dies las, fragte ich mich, ob es noch ein anderes Ottobrunn gibt. Unser Ottobrunn konnte eigentlich nicht gemeint sein. Aus meiner Sicht ist Ottobrunn ein Radfahrerparadies – na ja, nicht ganz, aber fast. Diese zugegebenermaßen gewagte Behauptung mache ich insbesondere daran fest, dass bei fast allen unseren Ortstraßen eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h gilt. Eine Regelung, von der vor allem Radler profitieren. Und dann gibt es noch die Ost-West-Verbindung über die Eichendorffstraße, den Karl-Valentin-Weg und die Friedrich-Rückert-Straße zur Lenbachallee, auf der Radfahrer stets Vorfahrt haben.

Warum aber sind dann so viele Radfahrer auf der Putzbrunner Straße und auf der Ottostraße unterwegs, wenn es doch für sie so einen tollen Weg gibt? So die typische Frage von genervten Autofahrern. Die Radfahrer wiederum reklamieren, dass sich manche Ziele eben besser über die beiden Hauptstraßen erreichen lassen und fordern deshalb, auch diese radfahrerfreundlich auszubauen.

An dieser Stelle scheint mir eine Klarstellung angebracht: In Ottobrunn ist kein einziger Radweg benutzungspflichtig. Das bedeutet: Nicht nur auf der Ottostraße, der Putzbrunner Straße und der Unterhachinger Straße, sondern selbst auf der Rosenheimer Landstraße, wo es im Gegensatz zu den anderen genannten Straßen recht ordentlich ausgebaute Radwege gibt (zumindest auf Ottobrunner Gemeindegebiet), dürfen Radfahrer »ganz normal« auf der Straße fahren.

Warum auch nicht? Wer mit dem Rad beispielsweise zur Arbeit fährt, soll das meiner Meinung nach auf für sie oder ihn schnellstmögliche, bequemste und sicherste Weise tun dürfen. Mindestens zwei dieser Voraussetzungen sind auf dem Radweg nicht gegeben. So müssen Radfahrer, die auf einem ausgebauten Radweg unterwegs sind, praktisch an jeder Einmündung damit rechnen, dass Autofahrer quer zu ihrer Spur stehen. Das ist oft gar keine böse Absicht.

Wer als Autofahrer sicher in eine Straße einbiegen will, muss eben so nah wie möglich an diese heranfahren, um diese einsehen zu können. Auch die Gefahr, als Radfahrer unverschuldet in den toten Winkel eines Lkw zu geraten, ist auf dem Radweg häufig größer. Radfahrern dagegen, die auf der Straße fahren, kann dies nur passieren, wenn sie einen Lkw – ordnungswidrig – rechts überholen.

Keine Frage, in Sachen Mobilität stehen wir vor einem Paradigmenwechsel, der viele Veränderungen mit sich bringen wird. Wir sollten davor keine Angst haben, sondern uns darauf freuen. Am Ende des Prozesses, da bin ich mir sicher, wird ein Gewinn an Lebensqualität für alle stehen.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr Thomas Loderer,
Erster Bürgermeister

Artikel vom 05.06.2019
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