Verantwortungsvoll & lecker

Freizeitstätten am Hart und im Hasenbergl sind "nachhaltig"

Der Abenteuerspielplatz im Hasenbergl (Foto) und das Kinderhaus am Hart beteiligen sich am Programm des Kreisjugendrings München für ein nachhaltiges Essens- und Getränkeangebot. Foto: privat

Der Abenteuerspielplatz im Hasenbergl (Foto) und das Kinderhaus am Hart beteiligen sich am Programm des Kreisjugendrings München für ein nachhaltiges Essens- und Getränkeangebot. Foto: privat

Am Hart/Hasenbergl · Der Abenteuerspielplatz ABIX in der Weitlstraße 125 im Hasenbergl und das Kinderhaus Harthof in der Wegenerstraße 7 haben ihre Häuser auf nachhaltige Getränke und Nahrungsmittel umgestellt. Damit haben sie die Nachhaltigkeitsstrategie in Sachen Ernährung erfolgreich umgesetzt.

Jetzt wurden die beiden Freizeitstätten mit dem natürlich2-Zertifikat ausgezeichnet. Ab sofort dürfen sie ihr kulinarisches Angebot als „verantwortungsvoll und lecker“ bezeichnen.

"Würden die Kinder da mitmachen? Wie lassen sie sich überzeugen?" Am Anfang gab es noch Bedenken. Die Kollegen wollten die Verpflegung umstellen und nur noch gesunde und regionale Lebensmittel, am besten aus Bio-Anbau verwenden. Die Reaktion der Kinder war überraschend. „Wir mussten sie gar nicht überzeugen, sie waren sofort dabei!“, berichtet Pädagogin Sabine Lange. „Sogar die Neunjährige, die im Frühling Geburtstag hat und sich dazu immer Erdbeerkuchen wünscht, hat das total locker aufgenommen“, sagt sie. Denn Erdbeeren sind zu der Zeit noch nicht reif, zumindest nicht im Münchner Norden. Und künftig soll es sie in den Freizeitstätten auch nur dann geben, wenn sie Saison haben.

Neben den Getränken und Snacks im Thekenverkauf kommen jetzt nur noch tierische Produkte (etwa Eier, Milchprodukte, Fleisch, Wurst), Trockenwaren (etwa Nudeln, Reis, Mehl, Konserven) sowie Öle und Fette zum Einsatz, die zu 100 Prozent biologisch hergestellt sind. Außerdem achten die Freizeitstätten darauf, dass sie ausschließlich fair gehandelten Kaffee, MSC-zertifizierten Fisch sowie regionales und saisonales Obst und Gemüse verwenden, das nach Möglichkeit auch ein anerkanntes Bio-Siegel trägt.

Für alle spürbar verändert hat sich zum Beispiel das Einkaufen, sowohl beim pädagogischen Team als auch gemeinsam mit den Kindern und Teenies. Da wird jetzt bewusst auf die Herkunft der Waren und auf Biosiegel geachtet. Und gerätselt, was nun nachhaltiger ist. Die eingeschweißte Bio-Gurke aus Spanien? Oder die von hier, ohne Plastik, aber auch ohne Bio-Siegel? „Das gibt spannende Diskussionen!“, sagt Lange lachend.

Damit die Umstellung bei den Kindern etwas bewirkt, geht sie mit ihnen gar nicht erst in vorbildliche Bioläden, die die Kinder sonst nie betreten. „Lieber besuchen wir zusammen Geschäfte, in denen sie oft einkaufen“, berichtet Lange. Das kann auch der ganz normale Supermarkt oder der Discounter nebenan sein. Dort suchen Kinder dann mit den Pädagoginnen und Pädagogen nach den „besten“ Lebensmitteln und diskutieren, welche das sind. Den Kindern in der Backstube hat die Umstellung sogar Spaß gemacht, sie gingen detektivisch auf die Suche nach Bio-Siegeln. Und haben sich ganz genau damit auseinandergesetzt, was zum Beispiel der Begriff „Bio-Milch“ genau bedeutet.

Mit den neu ausgezeichneten Freizeitstätten sind nun bereits 23 Kinder- und Jugendtreffs natürlich2-zertifiziert, auch derzeit durchlaufen wieder neue Einrichtungen den Zertifizierungsprozess. Jedes Jahr sollen vier bis acht Häuser dazukommen und ihr Angebot umstellen.

Dieses Engagement des Kreisjugendrings-München (KJR) in Sachen Nachhaltigkeit wird auch in Fachkreisen anerkannt. So hat der deutsche Nachhaltigkeitsrat das Projekt „natürlich2 - verantwortungsvoll und lecker“ mit dem Qualitätssiegel „Werkstatt N-Projekt“ ausgezeichnet.

„Mit ‚natürlich2’ wollen wir den Kindern und Jugendlichen unserer Einrichtungen ein gesundes Essensangebot anbieten“, sagt Projektleiter Artur Bürgel. „Als großer Träger von Kinder- und Jugendeinrichtungen sehen wir es als unsere Verpflichtung, einen zukunftsfähigen und nachhaltigen Lebensstil vorzuleben.“

Vorbild für nachhaltige Entwicklung

Seit Jahren setzt der KJR vielfältige Maßnahmen um, die das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung verfolgen. Im Jahr 2012 wurde die Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, an der sowohl die pädagogische Arbeit sowie sämtliche Betriebsabläufe ausgerichtet werden.

Das Programm "natürlich2" läuft seit 2014. Erklärtes Ziel ist es, alle Freizeitstätten des KJR für diese nachhaltigen Standards im Bereich Essens- und Getränkeangebot zu zertifizieren.

Zudem sind fast die Hälfte – nämlich 23 – der 50 KJR-Freizeitstätten und der 8 KJR-Kindertageseinrichtungen sowie die KJR-Geschäftsstelle in der Paul- Heyse-Straße bereits "Ökoprofit"-zertifiziert, weitere werden folgen. Sie alle wirtschaften umweltfreundlich und sparen dabei sowohl Ressourcen als auch Geld. Einige Freizeitstätten nehmen am Programm fifty/fifty teil. Sie sparen Strom, Heizenergie und Wasser und bekommen als Anreiz die eingesparten Energiekosten zu 50 Prozent ausbezahlt. Damit können die Häuser zusätzliche Spielmaterialien oder Freizeitangebote finanzieren.

Für Kinder und Jugendliche finden regelmäßig Aktionstage statt, bei denen sie spielend lernen, sorgsam mit Ressourcen umzugehen. Auch eine Tauschparty für Kleidung, Bücher, Spielzeug und anderes sowie eine „Schnibbelparty“, also Kochen mit vor dem Wegwerfen geretteten Lebensmitteln hat der KJR bereits mitorganisiert. Auch Fortbildungen im Bereich BNE (Bildung für Nachhaltige Entwicklung) gehören zum KJR-Weiterbildungsangebot.

Mehr unter www.kjr-m.de/nachhaltigkeit

Artikel vom 10.04.2019
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