Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Aus dem Rathaus (Ausgabe März 2019)

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister. Foto: Privat

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister. Foto: Privat

Ottobrunn · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, was kostet ein Kilometer U-Bahn? Eine spannende Frage. Schon vor rund einem Vierteljahrhundert trieb sie einige visionäre Ottobrunner Kommunalpolitiker um, die von einer Verlängerung der U-Bahn von Neuperlach nach Ottobrunn träumten.

Aber damals schien das Thema noch nicht reif zu sein. Und heute? Die Diskussionen um das Thema U-Bahn haben in den vergangenen Wochen Fahrt aufgenommen. Grund und Anlass war die Veröffentlichung einer vom Landkreis München in Auftrag gegebenen »Untersuchung zur Ermittlung einer kostengünstigen baulichen Machbarkeit«. Die Betonung liegt auf »kostengünstig«.

Ergebnis der Untersuchung: Je nach Streckenverlauf und Anzahl an Bahnhöfen würden sich die Kosten der Verlängerung der U-Bahn von Neuperlach Süd über die Universität der Bundeswehr und Ottobrunn bis zur Bundesstraße B 471 derzeit auf zwischen 300 und 400 Millionen Euro belaufen. Kostensteigerungen nicht eingerechnet. Das entspricht rund 60 bis 70 Millionen Euro pro U-Bahn-Kilometer.

Gewaltige Summen also, und das, obwohl zumindest die geologischen Voraussetzungen für einen U-Bahn-Bau in Ottobrunn geradezu ideal sind: Der Untergrund ist sehr kiesig und das Grundwasser fließt relativ tief.

Die Höhe der Kosten einer U-Bahn-Linie ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist der verkehrliche Nutzen, gemessen an den zu erwartenden Fahrgastzahlen und somit an den voraussichtlichen Erträgen. Hier besteht naturgemäß ein Zielkonflikt. Mit hohen Erträgen ist nur zu rechnen, wenn die U-Bahn dicht besiedeltes Gebiet erschließt. Je besser sie dies tut, desto teurer wird sie. Eine U-Bahn, die Wohngebiete weiträumig umfährt, mag zwar günstig im Bau und Betrieb sein, ist jedoch auch weitgehend nutzlos.

Deutlich wird dieses Spannungsverhältnis in den Trassenvarianten, die in der Land-kreis-Untersuchung diskutiert werden (die Studie kann unter https://muenchen.more-rubin1.de/sitzungen_top.php?sid= 2019-VA-31 heruntergeladen werden).

Die Vorschläge reichen von einer eher teuren Ost-Trasse, die weitgehend der Rosenheimer Landstraße folgt, bis zu einer besonders kostengünstigen West-Trasse, die den Landschaftspark unterquert und im südlichen Bereich direkt neben der Autobahn verläuft.

Bei der Bewertung der einzelnen Trassenvarianten sollten Schnellschüsse vermieden werden. Liest man allerdings die Ausführungen zu den westlich verlaufenden Trassen, so müssen aus Ottobrunner Sicht jedoch unweigerlich die Alarmglocken schrillen. Eine westlich verlaufende U-Bahn würde nämlich laut Studie »auf die Entwicklungspotentiale heute noch landwirtschaftlich genutzter Flächen in Unterhaching und Taufkirchen Ost« bauen. Im Klartext: Im Zuge des U-Bahn-Baus würde Unterhachinger Bebauung unausweichlich unmittelbar an unsere Ortsgrenze heranrücken. Und auch die Taufkirchner Pläne zur Ausweisung von Gewerbeflächen zwischen der Ludwig-Bölkow-Allee und Autobahn erhielten zusätzlichen Auftrieb.

Als Fazit bleibt festzuhalten: Zur Lösung der sich weiter verschärfenden Verkehrsprobleme ist eine U-Bahn durch Ottobrunn zwingend notwendig. Die Kosten sind zwar hoch, doch sollten sie nicht gescheut werden. Nicht die richtigen Weichen zu stellen, führt nämlich ebenfalls zu Kosten – in Form von Verkehrsstaus mit all ihren negativen Begleiterscheinungen.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Artikel vom 20.03.2019
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