Bundesbildungsministerium zeichnet "Naturindianer" aus

V.l.: Kornelia Haugg (Abteilungsleiterin Allgemeine und berufliche Bildung; BMBF), Oliver Fritsch und Ursula Helfrich (naturindianer-kids gUG) und Walter Hirche (Internationaler Berater der Nationalen Plattform BNE, DUK). F: naturindianer/DUK

München/Haidhausen/Ramersdorf · Unverfälschte Natur vor Ort zu erleben, ist gerade für Großstadtkinder nicht immer überall uneingeschränkt möglich. Das es dennoch geht, beweisen Initiativen wie die "Naturindianer", die unter anderen in Untergiesing und Ramersdorf aktiv sind. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die Naturindianer vor kurzem als herausragende Bildungsinitiative für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet.

Unter dem Motto „Ausgezeichnet“ prämierten Staatssekretär Christian Luft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Maria Böhmer, kürzlich in Bonn insgesamt 32 Lernorte, 43 Netzwerke und sechs Kommunen. Ursula Helfrich und Oliver Fritsch, die beiden Geschäftsführer der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft "Naturindianer" mit Sitz in München-Haidhausen, nahmen die Auszeichnung persönlich entgegen.

Staatssekretär Christian Luft hob die gesellschaftliche Bedeutung der gewürdigten Initiativen hervor. „Wir brauchen in Deutschland und der Welt ein noch stärkeres Bewusstsein für einen schonenden Umgang mit Ressourcen und der Notwendigkeit eines nachhaltigen Lebens", meinte Luft. Hierfür spiele Bildung für nachhaltige Entwicklung eine Schlüsselrolle. "Die ausgezeichneten Initiativen leisten einen wichtigen Beitrag", erklärte der Staatssekretär. Die Jury lobte den Einsatz der Naturindianer, Bildung für nachhaltige Entwicklung als tragende Bildungssäule in all ihre Konzepte aufzunehmen.

Die Naturindianer wurden im Oktober 2004 von dem Geografen und Naturerlebnispädagogen Olly Fritsch als Umweltbildungseinrichtung gegründet. Das Ziel war und ist es, den Münchner Kindergarten- und Grundschulkindern ganzjährig die vielfältige Natur in ihrem eigenen Umfeld nahe zu bringen. Fritsch und seine Frau und Mitgeschäftsführerin Ursula Helfrich wohnten damals in Haidhausen und suchten ein Büro. "Von einer Bekannten erfuhren wir, dass in der Milchstraße Büroräume zu vermieten wären", erzählt Fritsch. So kommt es, dass die Naturindianer heute ihren Sitz in Haidhausen haben, wenngleich ihre Territorien an verschiedenen Orten in und um München liegen. Dazu gehören zum Beispiel das Forsthaus Kasten, die Pfarrwiese in Grünwald oder das Ökologische Bildungszentrum in Englschalking. Alle Angebote und Projekte der Naturindianer finden draußen statt.

2012 etablierten die Naturindianer in Kooperation mit der Grundschule am Agilolfingerplatz den Naturhort Untergiesing. "Es ist der erste Hort, der schulische Räume für die Erledigung der Hausaufgaben nutzt und ansonsten sein Klassenzimmer im natürlichen Umfeld der Kinder hat", erklärt Olly Fritsch. Zum "Klassenzimmer" werden in diesem Fall die Isarauen. Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit sei auch hier die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, meint Fritsch: "Die Kinder überlegen gemeinsam, wie man die Welt ein kleines Stückchen lebensfreundlicher machen kann – mit jedem Angebot und jedem Projekt."

Auch in Ramersdorf haben die Naturindianer schon ihre Spuren hinterlassen: Bei der Ramersdorfer Prärie handelt es sich um ein naturnahes, innerstädtisches Grundstück, das einem Gartencenter gehört. Bäume wachsen auf dem Gelände, auch Bienenvölker stehen dort. In der Ferienzeit betreuen die Naturindianer hier jeweils bis zu 25 Kinder, für sozial benachteiligte Familien gibt es eine Förderung durch die Stadt München. 2019 soll zudem erstmals ein Feriencamp auf der Kinder- und Jugendfarm Ramersdorf stattfinden.

Artikel vom 04.01.2019
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