Wie ein Kieler Nordlicht Bairisch lernen will: ein Treffen mit Bairisch-Botschafter Gerhard Holz

Feldmoching · Bairisch-Nachhilfeunterricht mit Stammtisch

Der Bairisch-Botschafter aus Feldmoching lädt Donnerstag wieder zu seinem über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannten Stammtisch ein. Foto: Daniel Mielcarek

Der Bairisch-Botschafter aus Feldmoching lädt Donnerstag wieder zu seinem über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannten Stammtisch ein. Foto: Daniel Mielcarek

München/Feldmoching · Die Bayrischen Elemente sind hierzulande sehr präsent: Bier, Weißwurscht, Lederhose und das »Servus«. Mit all den Werten, denen man im Münchner Alltag begegnet, fühlt man sich selbst als Nordlicht, welcher ich bin, trotzdem sehr heimisch.

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Artikel vom 23.10.2018: Boarischer Stammtisch

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Denn »Heimat ist nicht nur das Geburtshaus«, wie Gerhard Holz sagt. Ich treffe mich mit dem Mann, der sich hier in München für Bairische Kultur einsetzt wie kaum ein anderer, und beginne das Gespräch mit einem kurzen »Hallo.« Und schon habe ich alles falsch gemacht.

Wenn man sich mit Gerhard Holz für ein Interview trifft, ist es angebracht, sich boarisch zu begrüßen und sollte sich beim Ausrutscher »hallo« anhören, wie man es hätte besser bzw. boarisch machen können. Nicht umsonst wird er als »Bairisch-Botschafter« betitelt, der sich für die Pflege, den Erhalt und die Förderung der bairischen Mundarten und der süddeutschen Hochsprache einsetzt. Auch ich fühle mich gefördert (und leicht überfordert), als ich meinen kurzen, aber intensiven Boarisch-Förderunterricht bekomme. Als Kieler Sprotte, die vor einem Jahr erst nach München gezogen ist, lerne ich gerne den ein oder anderen regionalsprachlichen Insider, um »dazu zu gehören« und »integriert« zu sein. Dies gleicht aber schon eher einem Fremdsprachenunterricht. Eine bairische Sprache zählt neben meinen anderen Sprachen noch nicht zu meinem Fremdsprachen-Repertoire.

»Habedehre«. So beginnt nun nach der Erklärung endlich unser »richtiges« Treffen. Man merkt sofort, das Gerhard Holz die Personifizierung vieler bayerischer Werte darstellt, so findet man die Werte schon bei der Begrüßung wieder. Es gibt bei ihm kein neutrales »Hallo« zu hören.

Semmel kommt von »simila«

Das vom Plattdeutsch stammende »moin«, das ich seit Kindesalter benutze, wirkt da eher – milde ausgedrückt – »sprachfaul« in seinen Ohren. Im wortkargen Norden sagt ein »moin« allerdings bekanntlich mehr als tausend Worte oder Werte. Nun konfrontiere ich ihn auch noch mit dem norddeutschen »Fischbrötchen«, das ich in München oft (so oder so ähnlich) gesehen habe. »Bei uns heißt es Fischsemmel«, sagt Holz. Schließlich ist es ja kein Fisch in einem kleinen Brot, also muss man das Wort »Brot« nicht »verkleinern«. Er verweist auf die Wortwurzel »simila« hin, die lateinischen Ursprungs ist. Die Römer haben nämlich die erste Semmel importiert und die Südeinflüsse hörten nicht damit auf. Als ich frage, ob es stimme, dass »Monaco di Baviera« die nördlichste Stadt Italiens sei, schmunzelt er: »charmant ist die Bezeichnung auf alle Fälle«.

Bestimmt gebe es südlich von Bayern mehr kulturelle und sprachliche Gemeinsamkeiten als mit dem Norden. Man denke da an die Tiroler und Südtiroler, mit denen sich die Bayern ja besonders gut verstehen. »Allerdings sind die Bayern Bayern«, muss man da betonen. Dass sich vieles trotzdem vermischt, hat zuletzt einer meiner italienischen Freunde bewiesen, der auf seinem Weg zum Oktoberfest eine Rast in Südtirol machte. In Südtirol (Anm.: italienisches Staatsgebiet) hörte der Italiener mehr Deutsch als Italienisch. Auf der Wiesn angekommen (Anm.: trotz hoher Ausländerrate deutsches Staatsgebiet) erlauschte er erstaunlicherweise mehr Italienisch als Deutsch.

München hat sich folglich stark entwickelt, diese Entwicklung sieht auch Gerhard Holz. Mit den Menschenmassen sind viele Dialekte und Sprachen hinzugekommen, nicht zuletzt ein »moin«, »hi« oder »ni hao«. Um den bayerischen Kern im Einheitsbrei nicht zu ersticken, ist es eben schön, solche Menschen wie Gerhard Holz zu haben, die dem entgegenwirken wollen. So setzt er sich ehrenamtlich bei der FBSD (Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V.) ein.

Ein bisschen was mitnehmen von anderen Spracheinflüssen darf man ja schon: aber eben nur ein bisschen. Man braucht schließlich nicht ein bairisches Wort für alles. Oder wie würde man sonst hierzulande zum Beispiel einen Computer oder ein Tablet anders bezeichnen wollen?

Testen Sie Ihr Bairisch!

Versuchen Sie zu erraten, wofür die folgenden Wörter stehen. Die Antwort steht am Ende des Artikels.

1) Bluad vo da Katz
a) Rotweinsorte aus Bayern
b) Infusionslösung
c) ein gemäßigter Fluch

2) Gugumma
a) Schau einmal herüber!
b) Radiergummi
c) Gurke

3) Druad/Druud
a) Nachthexe
b) Getreideacker
c) Truhe

Beliebter Stammtisch

Der beliebte Stammtisch »Boarisch gredt, gsunga und gspuit« findet das nächste Mal am Donnerstag, 25. Oktober um halb 8 Uhr auf d‘Nacht im Feldmochinger Hof in der Feldmochinger Straße 389 statt. Dazu hat der Veranstalter Gerhard Holz den Schauspieler Dieter Fischer eingeladen. Der Fernseh- und Theaterschaupieler ist einem breiten Publikum durch Filme und Serien bekannt. In seinen Rollen in »Der Kaiser von Schexing«, im »Komödienstadel« in »Gipfelsturm«, bei »München 7«, im »Tatort«, in »SoKo 5113« in »Polizeiruf 110« in »Hitler vor Gericht« und »Familie für Fortgeschrittene« zeigt er seine Vielseitigkeit. Auch als Leser der »Heiligen Nacht« von Ludwig Thoma und aktuell als Kriminalhauptkommissar Anton Stadler, bei den »Rosenheim­- Cops«, ist der Schauspieler als bekennender Dialektsprecher sehr geschätzt, beliebt und erfolgreich. Die musikalische Umrahmung übernehmen die Weikertshofer Bläser und der Weikertshofer Zwoagsang aus Oberweikertshofen. Auch das gemeinsame Singen wird dabei wieder gepflegt. Der Eintritt ist frei.

Bairisch-Rätsel: 1b, 2c, 3a.
Daniel Mielcarek

Artikel vom 22.10.2018
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