Firmen- & Familienjubiläum

Ottobrunn · Die Schreinerei Vordermaier feiert ihr 90-jähriges Bestehen

Anderl und Johanna Vordermaier betreiben bis heute ihr Fachgeschäft für Holzfiguren und Krippen. Foto rechts oben: Das Angebot im Laden wurde jeweils  angepasst. Foto rechts unten:  Schreinerei Vordermaier: Schon immer ein echtes Schmuckstück. F: hw/priv

Anderl und Johanna Vordermaier betreiben bis heute ihr Fachgeschäft für Holzfiguren und Krippen. Foto rechts oben: Das Angebot im Laden wurde jeweils angepasst. Foto rechts unten: Schreinerei Vordermaier: Schon immer ein echtes Schmuckstück. F: hw/priv

Ottobrunn · Was für ein Glück für Ottobrunn, dass es Andreas Vordermaier 1926 in seiner Wahlheimat, den USA, so gar nicht gefallen wollte. Wer weiß, ob es heute sonst das Ottostraßenfest oder den beliebten Christkindlmarkt gäbe?!

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Aber von vorne: Andreas Vordermaier begründet 1928 mit dem Kauf des Grundstücks in der Ottostraße, damals Ecke Kufsteiner Straße (heute Bergstraße) die Schreinerei Vordermaier, die am Freitag, 19. Oktober, und am Samstag, 20. Oktober, ihr 90-jähriges Firmenjubiläum feiert.

In dritter Generation leitet heute Andreas Vordermaier jun. die Schreinerei, die im Laufe der Jahrzehnte immer weiter expandierte. Aber wieder zurück zu Andreas Vordermaier. Nicht aus Abenteuerlust hatte es ihn 1922 in die USA (New Jersey) gezogen, sondern aus Liebe. Centa Schroll hieß seine Angebetete, die schon zwei Jahre zuvor nach New York ausgewandert war, und dort ihr Glück als Kindermädchen versuchte. Sie heirateten 1923 in den USA. Heimisch wurde der damalige Schreinergeselle dort nicht, was unter anderem daran lag, dass er in Amerika keine Arbeit gefunden hatte.

So kehrte das Paar 1926 zurück nach Ottobrunn, wo Andreas Vordermaier seine Prüfung zum Schreinermeister ablegte. 1928 kaufte er dann das besagte Grundstück in Ottobrunn und baute darauf ein Haus für sich und seine Frau, das auch gleichzeitig als erste Werkstatt diente. Auch Kinder waren dem Ehepaar beschieden. 1933 wurde Sohn Andreas (Anderl) geboren und 1944 Tochter Erika. Bereits im Jahr 1927 hatte das Paar einen Pflegesohn angenommen, der aber leider bereits 1966 verstarb.

Die Zeiten der Existenzgründung waren hart für das Ehepaar Vordermaier, die Weltwirtschaftskrise hatte auch vor Ottobrunn und seiner Umgebung nicht Halt gemacht. Um seine Familie zu ernähren, war ihm keine Arbeit zu schade. Nach einer Abordnung nach Kiel im Jahr 1940/41 um dort beim Wiederaufbau der schwer zerstörten Stadt zu helfen, wurde er 1942 wieder nach Ottobrunn geholt, um dort beim Aufbau der Luftforschungsanstalt München mitzuarbeiten.

Nach dem Krieg musste das Leben weiter gehen und die Schreinerei Vordermaier wurde um einen Laden für Haushaltswaren erweitert, der ab 1948 von Centa Vordermaier betrieben wurde. Dort verkaufte sie unter anderem Eisenwaren, Haushaltswaren und Spielwaren. Auch in Sachen Werbung hatte das Familienunternehmen Vordermaier schon immer die Nase vorn.

So verteilte Centa Vordermaier 1948 handgetippte Wurfzettel, mit denen sie für die Geschäftseröffnung warb. Sohn Anderl ließ sich ab 1958 am Staatlichen Holztechnikum Rosenheim zum Fachmann für Holzverarbeitung ausbilden. Gemeinsam arbeitete die Familie Hand in Hand. Im gleichen Jahr heiratete Anderl Vordermaier seine jetztige Frau Johanna Hönigsmann, die fortan im heimatlichen Betrieb mit anpackte. Anderl und Johanna Vordermaier haben drei Kinder (Hildegard, Gerda und Andreas jun.).

Wie flexibel die Firma auf ihre Kundenwünsche reagierte, erkennt man schon am umfangreichen Repertoire der Schreinerei: In den 50er Jahren fertige die Schreinerei Vordermaier unter anderem Tausende von so genannten »Fernsehschifferl«. Das waren hölzerne Schiffsmodelle in drei Größen, die mit einer Glühbirne ausgestattet wurden. Diese stellte man auf die Fernseher und schaltete sie bei Einbruch der Dunkelheit ein, um den Hell-Dunkel-Kontrast zwischen Fernsehbild und Umgebung abzumildern. Weiter im umfangreichen Angebot, Holzwaren wie zum Beispiel Nudelbretter, Fleischbretter, Kochlöffel, Kleiderbügel, Pickelstiele, Nähkästchen usw. sowie auch Sarganfertigungen.

Im Laufe der Jahrzehnte wuchs das Unternehmen, nicht nur personell, sondern auch räumlich. Andreas Vordermaier jun. besuchte ab 1977 die Berufsschule für Holztechnik und legte schließlich 1987 seinen Meistertitel ab. 1996 gründete er eine eigene Firma für Schreinerarbeiten und Innenausbau. Der Laden, den Centa und Johanna Vordermaier betrieben, passte sein Sortiment stets den Kundenwünschen an und erweiterte das Angebot im Laufe der Jahre um Bastelbedarf.

Ab dem Jahr 1961 führt der Laden auch Modellbauzubehör. Tochter Hildegard Bachmann übernahm 1999 zusammen mit ihrem Ehemann Werner das Modellbau- und Bastelgeschäft und eröffnete gegenüber ein neues Ladengeschäft. Im Laden in der Ottostraße 28 findet man heute Holzschnitzkunst aus Südtirol, Krippen sowie jede Menge Krippenzubehör. Am 1. Juni 2008 erlffneten Hildegard und Werner Bachmann im Nachbarhaus in der Ottostraße 26 einen Spielwarenladen. Zugleich trat ihr Sohn Florian in das Familienunternehmen ein, der heute die Geschäftsführung des Spielwarenladens inne hat.

Der Erfolg gibt der Familie Vordermaier bis heute recht: Qualität, Kompetenz und Freundlichkeit zahlen sich aus. »Zu den ganz großen Qualitäten zählen bei uns der Kundenservice und das große Know-How«, erklärt Susanne Vordermaier, die Ehefrau von Andreas Vordermaier jun. »Wir hören zu und versuchen, die Wünsche unserer Kunden so umzusetzen, wie sie sich das vorstellen«, erklärt die Ottobrunner Geschäftsfrau weiter. Die Familie Vordermaier hat aber nicht nur am Erfolg des Familienunternehmens gearbeitet, sondern sich seit je her im Ort engagiert. So gehörten sie federführend dem Verein an, der den Ottobrunner Christkindlmarkt, der in seinen Anfängen an der Schwaige stattfand, ins Leben gerufen hat.

Und nun noch zum Thema Straßenfest: Das entstand aus einem Sommerfest, das die Läden in der Ottostraße, Ecke Bergstraße, die sich damals »Das Freizeiteck« nannten, organisiert hatten. Auch hier war die Familie Vordermaier wieder federführend mit von der Partie. Das Fest kam bei den Besuchern so gut an, dass sich daraus das Ottostraßenfest entwickelte.

Gefeiert wird nun auch das Firmenjubiläum, das auch irgendwie ein Familienjubiläum ist. Besondere Aktionen und Angebote gibt es deshalb am 19. Oktober von 9.00 bis 12.30 Uhr und von 14.00 bis 18.00 Uhr sowie am Samstag, 20. Oktober, von 9.00 bis 13.00 Uhr. Alle sind zum Mitfeiern eingeladen.

Artikel vom 16.10.2018
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