Elterninitiative am Luitpoldgymnasium kämpft für Hausaufgabenbetreuung

Kein Geld für Schüler

Lehel · Donnerstag, 15 Uhr. 10 Fünftklässler sitzen im Raum 3K des Luitpold-Gymnasiums, tief über ihre Hefte gebeugt.

Einige haben die Stirn in Falten gelegt und die Zunge zwischen die Zähne geklemmt, während sie eine knifflige Mathe-Aufgabe lösen. »Früher war ich nach der Schule allein zu Hause und hab’ mich gelangweilt«, erzählt ein Schüler.

Zum Glück ist das jetzt anders geworden: Seit einem Monat gibt es am Luitpold-Gymnasium eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder berufstätiger Eltern, initiiert von den Eltern selbst. So weit so gut. Die Sache hat nur einen kleinen Haken: Die Betreuung (4x pro Woche) ist nicht ganz billig. 67 Euro im Monat müssen die Eltern dafür berappen: ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann. Daher hat sich Charlotte Gavish, die Initiatorin des Projekts, gleich am Anfang um staatliche und städtische Zuschüsse bemüht.

In der Grundschule, die ihr Sohn bis letzten Sommer besuchte, war das kein Problem. Doch am Luitpold-Gymnasium: Fehlanzeige! Vom Freistaat ist vorerst kein müder Euro zu erwarten, weil an staatlichen Gymnasien keine Zuschüsse für Mittagsbetreuung vorgesehen sind. Wie das Kultusministerium mitteilte, soll sich das ab dem nächsten Schuljahr zwar ändern, entsprechende Förderrichtlinien lägen aber noch nicht vor.

Eben darauf verwies auch die Stadt, die Mittagsbetreuung an städtischen Schulen aber ohne weiteres bezuschusst. Charlotte Gavish ist über diese Zwei-Klassen-Politik verärgert: »Das ist eine unglaubliche Benachteiligung für Gymnasiasten an staatlichen Schulen. Die müssen sehen, wo sie bleiben, wenn die Eltern sich die Betreuung nicht leisten können.«

Charlotte Gavish denkt dabei vor allem an einen Fall: Ein Junge aus Russland, der erst seit 2 Jahren in Deutschland lebt. Seit mehreren Wochen prüft das Jugendamt, ob man dem Kind einen Zuschuss gewähren kann. Doch wenn diese Frage geklärt sei, so verlautete aus dem Sozialreferat, müsse man erst noch prüfen, ob nicht eine Betriebserlaubnis für die Hausaufgabenbetreuung notwendig ist. Angesichts solch »vornehmer Zurückhaltung« hat die Eltern–initiative nun Nägel mit Köpfen gemacht: Der Junge wird unentgeldlich aufgenommen.

Und einige Spender, Sponsoren und freiwillige Helfer für das Projekt sind inzwischen auch gefunden. Der Elternbereit hat einen Bücherschrank gestiftet und zahlt künftig einen Schüler der Oberstufe, der die »Kleinen« beaufsichtigt. Außerdem haben sich ehemalige Lehrerinnen als ehrenamtliche Aushilfen angeboten und der BA Altstadt-Lehel hat finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt. So sind die Schüler des Luitpold-Gymnasiums am Ende wohl doch nicht die »Dummen«. rme

Artikel vom 14.02.2002
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