Aufwändige Sanierung des Wilhelmsgymnasium: Schüler ziehen wieder ein

Lehel · Sporthalle in elf Meter Tiefe

Bereits im Juli 2018 schwebten die Zeus-Giebelfiguren in den dritten Stock des sanierten Wilhelmsgymnasium ein. Am ersten Schultag ist Enthüllung.	Foto: Ref. für Bildung und Sport

Bereits im Juli 2018 schwebten die Zeus-Giebelfiguren in den dritten Stock des sanierten Wilhelmsgymnasium ein. Am ersten Schultag ist Enthüllung. Foto: Ref. für Bildung und Sport

Lehel · Dass eine Schule saniert werden muss, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Aber die dreijährige Sanierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Wilhelmsgymnasium in der dicht bebauten Innenstadtlage durch das Baureferat war dann doch eine besondere Herausforderung; eine elf Meter im Boden versenkte Sporthalle ist nur eines der Highlights.

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Ein anderes ist eine 30 Meter lange Figurengruppe im 3. Obergeschoss, die eine originalgetreue Nachbildung der Giebelfiguren des Zeustempels aus dem antiken Olympia ist. Hinter der originalgetreuen Fassade aus dem 19. Jahrhundert ist nun eine moderne Schule zu finden. Das Staatliche Wilhelmsgymnasium zieht zum Schuljahresbeginn am 11. September zurück in das Stammhaus an der Thierschstraße. Während der Sanierungsarbeiten war die komplette Schule ausgelagert an der Oettingenstraße am Tivolipark. Für das Schuljahr 2018/19 wurden 82 neue Schülerinnen und Schüler angemeldet. Insgesamt werden im kommenden Schuljahr rund 560 Jungen und Mädchen am Wilhelmsgymnasium unterrichtet.

Seit 140 Jahren befindet sich das mit 450 Jahren älteste Gymnasium Münchens am Standort Thierschstraße. Das altehrwürdige Schulgebäude, das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, war in die Jahre gekommen, so das Baureferat: Feuchtigkeitsschäden, Brandschutzmaßnahmen, veraltete Haustechnik sowie mangelnde Wärmedämmung forderten dringend eine Komplettsanierung.

Außerdem brauchte die Schule für einen zeitgemäßen Unterrichtsbetrieb dringend mehr Unterrichtsflächen. Eine Pausenhalle für Regenwetter fehlte komplett und die beiden Sporthallen waren ebenfalls sanierungsbedürftig. Nicht zuletzt bedurfte die denkmalgeschützte historische Fassade dringend der Restaurierung.

Gemäß der Vorschriften des Denkmalschutzes blieb die Optik der Außenansicht erhalten. Hinter der nun restaurierten Fassade des Gebäudes hat sich jedoch viel getan: 1.650 Quadratmeter zusätzliche Flächen sind entstanden – fünf zusätzliche Klassenzimmer, Fachlehrsäle, eine neue Sporthalle, eine neue Pausenhalle, Verwaltungsräume und diverse Nebenräume. Der Denkmalschutz verlangte, dass die Außenfassade erhalten blieb. So wurde zum Beispiel der marode Mitteltrakt entlang der Maximilianstraße unter Erhalt der denkmalgeschützten Fassade abgebrochen und neu aufgebaut – hinter der wie eine Kulisse stehen gebliebenen Außenwand entstand eine tiefe Baugrube. Durch den geschickten Wiederaufbau dieses Bauteils wurden zwei zusätzliche Geschosse für Unterrichtsräume gewonnen.

Eine der beiden Sporthallen wurde zugunsten der Integration fehlender Unterrichtsräume aus dem Bestandsgebäude ausgelagert und im Bereich des Pausenhofs elf Meter tief im Erdboden versenkt. So konnte darüber im Anschluss an den Mittelteil des historischen Altbaus auch eine neue Pausenhalle entstehen.

Die zweite Sporthalle wurde saniert. Für den barrierefreien Zugang wurden zwei Aufzüge eingebaut. Zudem fanden umfangreiche Brandschutzmaßnahmen sowie statische und akustische Maßnahmen statt. Feuchtigkeitsschäden wurden beseitigt, Fenster saniert beziehungsweise ausgetauscht. Außerdem erfolgte eine energetische Sanierung und die Kompletterneuerung der gesamten Haustechnik sowie die Aktivierung der bisher ungenutzten südlichen Freifläche als Pausenbereich und »grünes Klassenzimmer«.

Insgesamt hat der Stadtrat für das Großprojekt an der Thierschstraße Baukosten in Höhe von 46,34 Millionen Euro bewilligt. Dazu kommen noch die Kosten für das Ausweichquartier an der Oettingenstraße mit 7,28 Millionen Euro.

Das Ensemble aus 21 Figuren, das 1:1 dem Original vom Westgiebel des Zeustempels aus dem antiken Olympia entspricht, ist 3,5 Meter hoch und 30 Meter lang und besteht aus Stahl und Alabasterstuck. Anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München wurde im Deutschen Museum eine Rekonstruktion des Westgiebels des Zeustempels ausgestellt, die 1976 wieder abgebaut wurde. Die Einfassung wurde dabei zerstört, die Statuen aber blieben erhalten und wurden im »Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke« eingelagert. Für die Öffentlichkeit waren die Statuen seither nicht mehr zugänglich.

Neu eingezogen: Die Giebelfiguren des Zeustempels

Die Generalinstandsetzung des humanistischen Wilhelmsgymnasiums mit Latein ab Stufe 5 und Griechisch ab Stufe 8 als Sprachen (neben Englisch Stufe 6 und optional Italienisch ab Stufe 10) eröffnet die Möglichkeit, die Statuen als Dauerleihgabe dort aufzustellen und für die Schülerinnen und Schüler, für Studierende, Wissenschaftler sowie anderen Interessierten zugänglich zu machen.

Dargestellt ist die Hochzeit des griechischen Helden Peirithoos. Die Originale sind im Archäologischen Museum in Olympia/Griechenland ausgestellt. Die Kopien dieser Giebelfiguren werden nun am 11. September um 12 Uhr in der Schule enthüllt. Auch das Schuljahr wird aus Anlass des »Neubezugs« auf ganz besondere Weise begonnen, informiert die Schule: Der erste Schultag beginnt mit einem musikalischen Festmarsch von der Pavillonanlage in der Oettingenstraße zurück zum Stammgebäude in der Thierschstraße.

Alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 bis 12 sowie alle Lehrkräfte und Eltern, Freunde der Schule sind herzlich eingeladen, daran teilnehmen. Geplant ist, dass sich die Schulgemeinschaft um 8 Uhr auf dem Platz vor dem Chinesischen Turm trifft. Im Schulgebäude selbst erwarten uns dann die Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen mit ihren Eltern in der neuen Pausenhalle.

Als rein humanistisches Gymnasium versteht sich die Schule als Mittler zwischen Tradition und Moderne: Die Schule fühlt sich der humanistischen Tradition verpflichtet und fördert zugleich die Naturwissenschaften. Namhafte, ganz unterschiedliche Persönlichkeiten waren an der Schule als Schüler oder Lehrer: darunter Carl Spitzweg, Lion Feuchtwanger, Ludwig Thoma, Ödön v. Horvath, Golo Mann, Thomas Goppel, Ludwig Spaenle, Odilo Lechner, Julian Nida-Rümelin oder Jonas Kaufmann. red

Artikel vom 05.09.2018
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