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Stefanie Greggs neuer Roman über Liebe, Akzeptanz und Kriegstraumata
Ottobrunn · »Der Sommer der blauen Nächte«
Autorin Stefanie Gregg auf Recherchereise im italienischen Manarola, bei der sie, wie immer, ihr Mann Mark begleitete.
Ottobrunn · Die Ottobrunner Autorin Stefanie Gregg war wieder fleißig: Im Mai erschien ihr neuer Roman »Der Sommer der blauen Nächte« und damit ihr achtes Werk. Während die Autorin mit Krimis begann, schreibt sie mittlerweile fast ausschließlich belletristische Romane.
Im neuen Buch geht es um die Geheimnisse einer kürzlich verstorbenen Malerin namens Marie. Beim Durchsehen des Nachlasses stößt ihre Tochter Jule auf Ungereimtheiten. Wo sind die blauen Bilder, die Lieblingsserie ihrer Mutter? Was bedeutet die seltsame Widmung eines Antiquars in einem Buch ihrer Mutter? Gab es möglicherweise im Leben der Mutter– neben dem Ehemann – noch einen anderen Mann? Die junge Psychologin begibt sich auf die Spuren der Mutter und landet u.a. in Manarola, dem kleinsten Dorf der Cinque Terre in Italien. Sie erinnert sich, dass sie hier schon einmal als Siebenjährige war… Mein Ottobrunn sprach mit der Autorin über ihr neues Werk.
MO: Wie kamen Sie auf die Idee zu Ihrem neuen Roman?
Stefanie Gregg: Das
Leben verläuft oft nicht so, wie man es sich vorgestellt hat. Das ist das
eigentliche Thema dieses Buches. Menschen sind nicht perfekt. Unvorhergesehene,
ungeplante und unerwünschte Dinge geschehen. Und dennoch sind wir Menschen
und sollten so gut es geht auch Unperfektes hinnehmen können – als Teil
des Lebens, manchmal sogar als Chance. Meine Hebamme hat immer gesagt: Was
man nicht ändern kann, muss man akzeptieren. Darüber wollte ich gerne schreiben.
MO: Neben den Wirren der Liebe ist auch Kriegserfahrung ein Thema.
Wie kamen Sie darauf?
Stefanie
Gregg: Kriegstraumata sind ein Feld, das früher gerne verschwiegen
wurde. Männer aus dem zweiten Weltkrieg, die nahezu alle kaum noch schlafen
und oft nicht mehr arbeiten konnten, darüber sprach man nicht. Heute wird
das aufgearbeitet, beispielsweise bei traumatisierten Kriegsrückkehrern
unserer Bundeswehr aus Afghanistan oder anderen Kriegsgebieten. Auch Flüchtlinge
aus Kriegsgebieten leiden unter massiven Traumata. Ich finde es sehr wichtig,
diese Probleme zu thematisieren.
Im Roman bleibt ein Mann nach einer unglücklichen Liebe mit gebrochenem Herzen zurück und entscheidet sich, als Arzt in Kriegsgebiete nach Afrika zu gehen. Ich selbst war in mehreren Ländern Afrikas, ich liebe diesen Kontinent, habe dort jedoch auch Auswirkungen der zahlreichen Kriegsaktivitäten sehen müssen.
Beispielsweise haben wir in Kenia einen Mann kennengelernt, der uns in einem Gespräch erzählte, wie er 2007/2008 nach dem umstrittenen Wahlsieg des Präsidenten Kibaki den Krieg zwischen verfeindeten ethnischen Gruppen, früheren Stämmen, erlebt hat. Sein Bruder und sein Großvater seien dabei grausam ermordet worden. Wenn heute die Touristen im benachbarten Ressort aus Spaß mit Gewehren auf Ziele schössen, geschehe es immer wieder, dass er sich auf den Boden werfe. Zu mehr war er nicht in der Lage zu berichten.
MO: Die vier Kapitel Ihres Romans sind nach Namen von Farben benannt.
Warum?
Stefanie Gregg:
Die Malerin Marie hat mit leuchtenden Farben gearbeitet; das
wollte ich dadurch unterstreichen. Schwarz steht für Trauer; Blau für das
Meer und den Himmel in Manarola; und Rot steht für die roten Bergwerke im
französischen Ort Orange – und auch für das Blutvergießen im Krieg. Das
letzte Kapitel heißt Gelb. Gelb ist die Farbe des Lichts und steht für Hoffnung.
Auf Französisch übersetzt heißt Gelb »Jaune« – und so nennt Jule am Ende
ihr Baby.
MO: Sie haben das Schreiben an diesem Roman bereits vor fast einem
Jahr beendet. Arbeiten Sie an einem neuen Buch?
Stefanie Gregg: Ja, der Vorlauf eines
Buches ist immer länger, als sich die meisten vorstellen. Ich habe schon
wieder 500 Seiten meines neuen Romans geschrieben – Ende nicht in Sicht.
Es geht um eine Drei-Generationen-Geschichte: Großmutter – Mutter - Tochter.
Die Geschichte beginnt damit, dass die Großmutter nach dem Zweiten Weltkrieg
mit ihren zwei kleinen Mädchen aus Breslau fliehen muss.
MO: Wie kamen Sie darauf, dieses Mal ein Stück Zeitgeschichte in
Romanform zu schreiben?
Stefanie
Gregg: Der Auslöser war ein Foto mit dem Titel »Hausball 1926«,
auf dem meine Großmutter Käte als junge hübsche Frau zu sehen ist. Ich weiß,
dass sie später mit ihren Töchtern aus Breslau fliehen musste. Das regte
meine Fantasie an. Die Protagonisten sind frei erfunden, aber dieses Foto
war der Anfang. MO
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