Der Klang der Erinnerung

Gedanken zur Weihnacht von Pfarrerin Verena Übler von der Rogate-Kirche

Verena Übler, Pfarrerin der Pfarrei Offenbarung-Rogate freut sich mit allen die Geburt Christi zu feiern. 	Fotos: Archiv, privat

Verena Übler, Pfarrerin der Pfarrei Offenbarung-Rogate freut sich mit allen die Geburt Christi zu feiern. Fotos: Archiv, privat

Berg am Laim/Ramersdorf · Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit, ’s ist, als ob Engelein singen wieder von Frieden und Freud’. Wie sie gesungen in seliger Nacht, Glocken mit heiligem Klang, klinget die Erde entlang!

Als Kind war das eines meiner Lieblingsweihnachtslieder. Melodie und Text haben genau die naive Saite in mir zum Klingen gebracht, die angeschlagen werden soll: Weihnachten – das Fest des Friedens und der Liebe. Und die Glocken, ja die rufen uns weltweit mit ihrem heiligen Klang genau dazu auf.

Wenn uns die Glocken an Weihnachten zum Gottesdienst rufen, dann sind sie für uns Erwachsene nicht selten der Auftakt zu einer Vielzahl von Kindheitserinnerungen. Erinnerungen an die aufgeregte Warterei, an Plätzchenduft und klebrigen Punsch, an Vorfreude auf die Geschenke, an den geschmückten Christbaum, Kerzen und Lametta. An Schneeluft und Ferien.

Und dann war da aber auch noch ein Wissen um mehr, tief in uns drin. Ein Wissen darum, dass die Glocken uns daran erinnern, welches Geschenk wir jedes Jahr wieder feiern: Jesu Geburt. Gott wird Mensch. Auf ganz besondere Weise: »Und Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.« (Evangelium nach Lukas, Kapitel 2, Vers 7)

Also, Glocken haben damals wohl keine geläutet. Aber ein Stern stand über dem Stall. Er hat die Menschen zum Kind geführt, die Hirten und die Sterndeuter. In der Bibel erfahren wir, dass die Begegnung mit dem Kind in der Krippe, sie völlig verwandelt hat.

So eine Verwandlung, das wär's. Durch die Begegnung mit Gott verwandelt, gestärkt, getröstet und voll Freude werden. Die Sehnsucht nach so einem Geschenk, die steckt in uns allen. Einmal im Jahr schafft sie es ganz besonders, an die Oberfläche zu kommen. Mit ihr verbunden bahnt sich dieses geheime Wissen den Weg nach oben. Ein Wissen darum, dass Gott Freude, Trost, Kraft und Liebe – ganz einfach 'Heil' für uns vorgesehen hat. Für jeden und jede von uns.

Wenn heute bei uns die Glocken läuten, egal ob an Weihnachten oder sonst im Jahr, dann erinnern sie uns an dieses Geschenk, diese besondere Geburt. Daran, dass Gott sich in Jesus begreifen lässt. Ohne Vorbedingung. Ohne Vorleistung. Einfach so. Eben als Geschenk.

Es ist nicht nur Kitsch und Sentimentalität, dass Weihnachten das Fest der Liebe genannt wird und wir die Englein singen hören.

Lassen wir uns von den Glocken zur Krippe rufen. Lassen wir uns verwandeln und machen wir es wie die Hirten: »Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten.« (Evangelium nach Lukas, Kapitel 2, Vers 20)

Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest,
Pfarrerin Verena Übler, Pfarrei Offenbarung-Rogate

Artikel vom 20.12.2017
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