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Thomas Loderer, Erster Bürgermeister
Ottobrunn · Aus dem Rathaus (Ausgabe Mai 2017)
Thomas Loderer, Erster Bürgermeister
Ottobrunn · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, »Jeder erwartet vom Staat Sparsamkeit im Allgemeinen und Freigebigkeit im Besonderen.« Der britische Politiker Anthony Eden (1897-1977) wusste genau, wovon er sprach.
Der Satz stimmt natürlich auch, wenn man »Staat« durch »Gemeinde« ersetzt.
Haushaltsberatungen sind stets eine Gratwanderung. Das liegt vor allem daran, dass jeder unter »Sparsamkeit« etwas anderes versteht. Als Gegensatz zu gedankenloser Verschwendung oder gar Verschwendungssucht ist sie natürlich über jeden moralischen Zweifel erhaben. Ist sie aber auch als Tugend zu betrachten, wenn an der Qualität, sprich am falschen Ende, gespart wird? Oder wenn nicht investiert wird? Das Nachdenken kann man sich eigentlich sparen.
Schwieriger ist die Frage dann zu beantworten, wenn man das Geld, das man investieren will, (noch) gar nicht hat; wenn man sich also verschulden müsste. Aber auch da ist Sparen im Sinne eines Verzichts auf Investitionen keine Lösung. Was hat ein Kind davon, wenn an seiner Ausbildung gespart wurde, damit es später keine finanziellen Lasten zu tragen hat? Die zusätzlichen Steuern hätte es als Erwachsener wahrscheinlich nur allzu gerne gezahlt, wenn man ihm beizeiten bessere Startchancen eingeräumt hätte.
Aus dieser Überlegung heraus waren und sind neue Schulden für die Gemeindeverwaltung und den Gemeinderat nie ein Tabu – insbesondere nicht im Zusammenhang mit Schulen. So hat die Gemeinde ihre Investitionsbeiträge für den Neubau des Gymnasiums Höhenkirchen-Siegertsbrunn, die Generalsanierung des Gymnasiums Ottobrunn, den Teilneubau des Gymnasiums Ottobrunn sowie den Neubau der Carl-Steinmeier-Mittelschule sämtlich über Darlehen finanziert; jedoch in der Form, dass der Zweckverband Staatliche weiterführende Schulen bzw. der Schulverband Carl-Steinmeier-Mittelschule die entsprechenden Darlehensverträge abgeschlossen haben. Die Verlagerung der Kredite für Schulbaumaßnahmen auf die Schulverbände dient nicht der Verschleierung der Finanzsituation. Auch in dieser Konstellation werden die Zins- und Tilgungszahlungen im Gemeindehaushalt verbucht; sind dort also als Belastung unmittelbar spürbar.
Dank dieser Praxis besteht die Chance, dass im Gemeindehaushalt Schulden abgebaut und, wenn die Steuerquellen besonders kräftig sprudeln, zusätzlich sogar neue Rücklagen gebildet werden können. Genau diese Situation ist nun erfreulicherweise eingetreten. Dank – im wohl verstandenem Sinne – sparsamer Haushaltsführung und dank unerwartet hoher Gewerbesteuereinnahmen von fast 15 Millionen Euro (das ist noch nicht einmal ein Zehntel des Grünwalder oder Unterföhringer Betrags) ist unser Rücklagenstand zum Ende 2016 nicht, wie geplant, um 5,8 Millionen Euro auf 6,4 Millionen Euro gesunken, sondern vielmehr auf 18,2 Millionen Euro angestiegen.
Damit haben sich die Chancen deutlich erhöht, dass unsere Kämmerei trotz weiterhin großer Bauprojekte wie der Sanierung der Ferdinand-Leiß-Halle (siehe Seite 7) 2018 zum sechsten Mal in Folge einen Haushalt ohne Neuverschuldung vorlegen kann.
Es grüßt Sie sehr herzlich
Thomas Loderer
Erster Bürgermeister
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