Trauer um Leo Picha

Ein Mann, der Haar mit viel Herzblut lebendig machte

Trauer um Leo Picha.	Foto: privat

Trauer um Leo Picha. Foto: privat

Haar · Jede Gemeinde kann sich glücklich schätzen, wenn sie einen Menschen dieser Art behei- matet. Einen, ohne den viele Feste nicht hätten gefeiert werden können. Ohne den alte Traditionen eingeschlafen wären.

Es sind Menschen, die direkt kommunizieren, unkompli- ziert Fäden spannen, verbindlich sind und vor allem selbst anpacken. Ehrenamtlich, mit großem Engagement – und wie selbstverständlich. In Haar passt diese Beschreibung auf Leo Picha. Doch nun muss sich die Gemeinde von ihm verabschieden: Leo Picha verstarb am 1.März 2017 im Alter von 75 Jahren. Die Böllerschützen, die Wanderfreunde, der Christkindlmarkt und das Faschingstreiben, die aktive Partnerschaft mit dem Ahrntal, insgesamt sieben aufgestellte Maibäume, die gute Kommunikation unter den Haarer Vereinen und zudem noch 24 Jahre Diskussionen und Ent- scheidungen treffen rund um seine Heimatgemeinde – als Mitglied des Gemeinderats: All das und noch mehr geht auf die Kappe von Leo Picha. Er war ein Haarer mit Herzblut. Und dabei war Leo Picha gar kein gebürtiger Haarer. Geboren wurde Leo Picha am 12.01.1942 in Hoflenz im Sudetenland. Er erlebte eine Fluchtgeschichte. Seine Familie landete schließlich in Frasdorf und als sein Vater in Pfullendorf eine Arbeit gefunden hatte, gingen die Pichas nach Baden-Württemberg nahe dem Bodensee. Leo Picha ging in den Polizeidienst. Nach seiner Ausbildung zog es den jungen Polizisten eigentlich ins malerische Voralpenland – doch sein Dienstherr hatte kein Einsehen und versetzte ihn Mitte der 60er-Jahre nach Haar.

Was für ein Glück für die Gemeinde. Auch wenn sein Polizeidienst hier bereits 1972 wieder beendet war – ab 72 war er in Planegg, danach bis zu seiner Pensionierung als Kriminalhauptkommissar bei der Kripo in München – so blieb er in Haar wohnen. Nein, mehr als das: Er lebte hier, hat tiefe Wurzeln geschlagen, die nicht nur ihn fest verankerten, sondern sogar großen Teilen der Gemeinde Halt gaben. Ohne viel Aufheben ist das passiert: Er mischte sich ganz unkompliziert mit seiner geselligen Art unters Volk – und dort blieb er. Es war nicht so, dass Leo Picha die vielen Ehrenämter, die er mit seinem unvergleichbaren Engagement bis ins letzte Detail ausfüllte, gesucht hätte. Die freiwilligen Pflichten haben ihn förmlich gefunden. Kein Wunder: Leo Picha hatte ein zielsicheres Gespür, er war immer zur Stelle wenn es eine neue Aufgabe zu vergeben gab. 1976 wurde er Chef der Vereinsvorstände. Besser gesagt, Willy Träutlein hatte ihn kurzerhand dazu ernannt. Der damalige Haarer Bürgermeister hatte bereits das Potenzial des Mannes mit den schelmisch lachenden Augen erkannt. Ab diesem Zeitpunkt hat Leo Picha ungezählte Veranstaltungen organisiert – vorneweg das Faschingstreiben und den Christkindlmarkt, den er 30mal auf die Beine gestellt hat. Seit 1972 saß Leo Picha im Vorstand der Wanderfreunde und ist Mitbegründer der Partnerschaft mit dem Ahrntal. Er hielt die bayerische Tradition hoch, gründete die Böllerschützen, gab dort das Kommando und war beim Maibaumaufstellen immer ganz vorne mit dabei. Der ausgewiesene Nachtmensch war aber auch der Moderne aufgeschlossen, war jahrelang Computeradministrator im Seniorenclub. Zudem saß er 24 Jahre, von 1984 bis 2008, für die CSU-Fraktion im Ge- meinderat.

Vor Verantwortung hat sich Leo Picha ohnehin nie gedrückt. Die Gemeinde Haar würdigte sein Wirken mit der Goldenen Ehrennadel im Jahr 2013. »Leo Picha war einer ›vom alten Schlag‹. Tatkräftig ohne viel zu diskutieren. Immer da, wenn man ihn brauchte. Und trotzdem mit einer festen Überzeugung, die er auch mal vehementer darstellen konnte. Verbissen war er dabei aber nie. Er hatte das Herz am rechten Fleck«, würdigt Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller den Verstorbenen. Leo Picha verstarb wenige Stunden, nachdem am Haarer Kirchenplatz das bunte Faschings- treiben zu Ende gegangen war – jäh abgebrochen mit Platzregen, Blitz und Donner. Eines der Feste, welches es ohne ihn gar nicht geben würde. Der Gottesdienst für den Verstorbenen findet am Dienstag, 7. März um 9 Uhr in St. Konrad statt, anschließend die Trauerfeier zur Feuerbestattung um 10 Uhr am Waldfriedhof.

Artikel vom 03.03.2017
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