Schule statt Industrie

Berg am Laim · Wie soll die Branntweinveredelungsanlage genutzt werden?

Die Branntweinveredelungsanlage am Leuchtenbergring hat ihren Betrieb eingestellt. Die Stadt plant jetzt, auf dem  Gelände ein Berufsschulzentrum zu bauen.	Foto: js

Die Branntweinveredelungsanlage am Leuchtenbergring hat ihren Betrieb eingestellt. Die Stadt plant jetzt, auf dem Gelände ein Berufsschulzentrum zu bauen. Foto: js

Berg am Laim · Schon seit Jahrzehnten ist die Branntweinveredelungsanlage am Leuchtenbergring den lokalen Stadtteilpolitikern ein Dorn im Auge.

Nachdem die Fabrik den Betrieb im vergangenen Jahr aufgegeben hatte, hat der Bezirksausschuss Berg am Laim (BA 14) nun zahlreiche Vorschläge für anderweitige Nutzungsmöglichkeiten der Fläche besprochen. Die Stadt München allerdings plant, auf dem Gelände ein neues Berufsschulzentrum zu errichten.

Sie ist eine der letzten großen Produktionsanlagen im Innenstadtbereich – und jedem S-Bahn-Fahrgast, der regelmäßig am Leuchtenbergring vorbeifährt, bestens bekannt. Mehr als 100 Jahre lang wurden in der Branntweinveredelungsanlage in der Neumarkter Straße 1 hochkonzentrierte Alkohole hergestellt, die zum Beispiel für Reinigungsmittel, Kosmetika und Medikamente benötigt werden. Nach dem Wegfall des Bundesmonopols für Branntwein 2013 wurde der Betrieb 2014 im Rahmen eines Zusammenschlusses von Landwirten privatisiert. Doch ohne Erfolg – die Produktion wurde 2016 eingestellt.

Das Gelände gehört jedoch noch immer dem Bund, zuständig ist für das Grundstück samt Bauten die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Im Flächennutzungsplan der Stadt München ist das Areal allerdings als Fläche für Gemeinbedarf ausgewiesen. Der Plan sei nun erneut überprüft und kürzlich bestätigt worden, berichtet Thorsten Vogel, Sprecher des Planungsreferats der Stadtverwaltung. Für den Fall einer Deklarierung des Gebiets als Gemeinbedarfsfläche hat der BA 14 schon im Vorfeld einige Ideen für eine künftige Nutzung ins Gespräch gebracht. »Wir sehen eine Reihe an Bedarfen«, sagte Robert Kulzer (SPD), der Vorsitzende des Stadtteilparlaments, auf einer Sitzung des Gremiums.

Vorstellbar seien etwa eine Grünanlage sowie Spiel- und Sportflächen: »Die gibt es in der Gegend nämlich nicht.« Auch eine Kinderbetreuungseinrichtung komme an dem Standort eventuell infrage. Hier gebe es noch erhebliche Defizite im Stadtteil – besonders bei den unter Dreijährigen, klagte Kulzer. Die Größe des Areals lasse aber auch mehrere Projekte zu. Ein Teil könnte zum Beispiel für sozialen Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden und in den übrigen Bereichen ein Haus für Kinder und Grünflächen geschaffen werden. Zudem bestehe nun die Chance, die vor rund 15 Jahren entwickelten Planungen eines Radwegs entlang der Bahngleise von der S-Bahn-Station Berg am Laim zum Ostbahnhof wieder aufzugreifen. Die frei werdende Fläche am Leuchtenbergring sei hierfür ein »Schlüsselgrundstück.«

CSU-Sprecher Fabian Ewald regte die Einrichtung eines Kulturstandorts an, bei dem bestimmte Gebäude der Produktionsstätte als Industriedenkmal erhalten werden könnten. Auch für ein Museum oder ein Künstlerareal sei das Gebiet geeignet, sagte er. Die Stadt hingegen verfolgt aktuell ein anderes Vorhaben. Auf dem Fabrikgelände am Leuchtenbergring soll Vogel zufolge ein Berufsschulzentrum entstehen. Welche Fachrichtung an der Schule ausgebildet werden soll, sei noch offen. Das Kommunalreferat habe aber schon Verhandlungen mit dem Bund aufgenommen, um das Grundstück für den Schulbau zu erwerben.

Auch diesem Projekt steht der BA 14 offen gegenüber. Eine Berufsschule an dem Standort sei eine »schöne Sache«, sagte Ewald. Jedoch räumte er ein: »Das wäre dann aber kein Bedarf aus dem Stadtteil.« Zu berücksichtigen sei bei dem Vorhaben vor allem ein weiterer Punkt, mahnte Kulzer: »Wenn über eine Berufsschule nachgedacht wird, muss man darauf achten, dass der Verkehr funktioniert.«

Zunächst einmal muss die Stadt das Grundstück jedoch kaufen. Erst wenn dies geschehen sei, werde man in die Detailplanungen einsteigen, sagt Vogel. Einen konkreten Zeitplan gebe es daher im Moment noch nicht. Julia Stark

Artikel vom 18.01.2017
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