Haarer Dreieck wird bebaut

Die Nanotechnologie zieht von Schwabing in die Gemeinde Haar

Haar/Schwabing · Man kennt sie in Harvard, in Yale, in Oxford, an der LMU – nahezu in allen führenden Universitäten. Bei der Nasa und Esa, am Fraunhofer Institut - in Forscherkreisen sowieso. Bei Siemens, Toshiba und vielen anderen Weltunternehmen.

Sie haben über 1.500 Kunden in 60 Ländern auf allen Kontinenten. Und in Zukunft wird in ihrer Adresse »Haar« stehen: Die Gemeinde Haar freut sich über die Firma Attocube, die mit ihrem Unternehmen das »Haarer Dreieck« nördlich der Bahn bebauen will. Damit zieht die Nanotechnologie in die Kommune. Der Firmengründer ist schon länger da.

Mit einer großen Delegation erschien das Unternehmen bei der jüngsten Gemeinderatssitzung: Neben Vertretern der Attocube – vorneweg Gründer und Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Haft – hatten auch Vertreter des Mutterunternehmens Wittenstein AG, einem württembergischen Maschinenbauer sowie die Architekten der HENN GmbH im Sitzungssaal Platz genommen. Ein klares Zeichen dafür, dass dem Unternehmen das Anliegen sehr ernst ist.

Nach langer Suche, fündig geworden

Und tatsächlich untermauerte das die Aussage von Dr. Dirk Haft: 40 verschiedene Standorte habe man in der Region untersucht, damit das Unternehmen seine Deutschlandzentrale am besten Ort platzieren kann. Konkurrieren musste das Grundstück mit dem derzeitigen Firmensitz in der Königinstraße in München-Schwabing, direkt am Englischen Garten und sozusagen als direkter Nachbar der Uni. »Wenn wir nach Haar gehen, dann ziehen wir vom Grünen ins Grüne«, schwärmt der Firmengrün-der. Das 6.000 Quadratmeter große Grundstück hat aber noch mehr Vorteile für ihn: Da man ein junges Team ist, bei dem viele mit Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, sei die Lage direkt an der S-Bahn und die kurzen Wege in die Stadt, zum Hauptbahnhof und zum Flughafen geradezu ideal.

Öffentlich und transparent

Auch für das Gebäude selbst gibt es schon erste Entwürfe – auffallend ist dabei nicht nur eine wirklich hochwertige, futuristisch anmutende und ökologisch durchdachte Architektur, sondern der gewollte Bezug zur Öffentlichkeit. Man wolle eben nicht nur im Inneren des Gebäudes in Dialog treten, sondern auch mit Haar und seinen Bürgern in Kontakt kommen. Das geht zum einen durch eine transparente Gestaltung des Gebäudes. Doch die direktere Möglichkeit wäre das öffentliche Café, das sich das Unternehmen in seinem Gebäude direkt zum Fußweg zum Bahnhof vorstellen könnte. Insgesamt spürt man die Liebe zur Region – was auch kein Wunder ist: Dr. Dirk Haft ist zwischen Weißenfeld, Baldham und Neukeferloh aufgewachsen. Mittlerweile lebt er in Gronsdorf.

Doch was hat man sich unter »Attocube Systems AG« denn nun genau vorzustellen? Dr. Dirk Haft erläuterte den Gemeinderäten das Unternehmen: Gegründet wurde die Firma im Jahr 2001 und hat sich seither immer aus eigenen Mitteln enorm vergrößert: Derzeit sind 85 Mitarbeiter beschäftigt, der Umsatz liegt 2015 bei etwa 16 Millionen Euro. Tendenz in jeglichen Bereichen ist stark steigend: Schon für 2016 werden 19 Millionen Umsatz erwartet und in Haar möchte man schon mit über 100 Mitarbeitern einziehen.

Geplant wird das Gebäude für bis zu 300 Mitarbeiter, ein Drittel des Hauses soll in der ersten Zeit an andere Gewerbebetriebe vermietet werden. Neben dem Münchner Standort findet man Attocube derzeit in San Francisco und New York. Das Unternehmen wurde schon seit seiner Gründung jährlich mit den unterschiedlichsten Auszeichnungen bedacht. Seit 2008 gehört Attocube zur Wittenstein Gruppe – und der finanzkräftige Mutterkonzern wird auch den Haarer Bau abwickeln. Für Wittenstein gilt diesbezüglich vor allem eines: Es soll nachhaltig gebaut werden – und dafür darf man auch schon mal mehr Geld in die Hand nehmen. Das bewies der Konzern in den letzten Jahren eindrucksvoll, nicht zuletzt mit ihrer Innovationsfabrik in Igersheim, für die es von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) eine Auszeichnung in Gold gab.

Nano – in der Welt der Moleküle und Atome

Besonders spannend war dann auch noch der Kurzvortrag von Dr. Dirk Haft zu seinem Geschäftsfeld – der Nanotechnologie. Der Nanobereich liegt im Millionstel Teil eines Millimeters und bewegt sich damit in der Welt der Moleküle und Atome. Trotzdem ist die Präzision hier enorm. Hafts Beispiel: Wenn man in München einen Golfball abschlagen würde mit dem Ziel Paris, dann würde dieser dort genau ins Loch fallen. Es ist vor allem der Nanoantrieb, der die Firma beschäftigt. Aber auch Nanoskope – eine Steigerung der Mikroskope – gehören zum Repertoire. Damit habe man keinen normalen Produktionsbetrieb im neuen Haarer Sitz zu erwarten: Der Vertreter der Hightech-Industrie spricht dabei eher von einer Produktion 4.0, einer Manufaktur. Eine wahrlich zukunftsträchtige Branche, die sich hier in der Gemeinde Haar ansiedeln möchte. Der Gemeinderat hieß dementsprechend Dr. Dirk Haft mit seinem Unternehmen herz- lich willkommen. »Sie haben uns im Sturm genommen«, betonte Bürgermeisterin Gabriele Müller. Nun wird alles in die Wege geleitet, damit die Bebauungspläne dem-nächst im Gremium behandelt werden können.

Artikel vom 05.08.2015
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