Ade Gartenstadtcharakter

Neubiberg · Baumfällungen wegen Laubholzbockkäfer in vollem Gange

Mit Kran und Motorsäge ging es den ALB-Wirtsbäumen in der Max-Löw-Straße in Neubiberg an Krone und Stamm.	Foto: Angela Boschert

Mit Kran und Motorsäge ging es den ALB-Wirtsbäumen in der Max-Löw-Straße in Neubiberg an Krone und Stamm. Foto: Angela Boschert

Neubiberg · Wird Neubiberg ALB-Forschungsgebiet? Diese Frage ist offen. Derzeit ist Neubiberg ALB-Fällgebiet. 400 Bäume der Gattungen Ahorn, Weide, Pappel, Birke, Esche, Rosskastanie und die Arten Vogelbeere und Baumhasel fallen in diesen Wochen den Motorsägen zum Opfer.

Der Asiatische Laubholzbockkäfer

  • Der Asiatische Laubholzbockkäfer
    Themenseite zum meldepflichtigen, im Münchner Umland aufgetauchten, asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis, abgekürzt: ALB)

Weil sie als möglicherweise oder tatsächlich befallen vom Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) eingestuft wurden. Es hilft nichts, auch ein Widerspruch gegen den Fällbescheid hat keine aufschiebende Wirkung. Da ist die »Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft« (LfL) als zuständige Behörde unerbittlich und wiederholt gebetsmühlenartig, die Fällungen geschähen, »um einer weiteren Ausbreitung des gefährlichen Baumschädlings vorzubeugen«. So stehen seit letzter Woche Baumeigentümer fassungslos vor ihrer Haustür, und schauen den gut 20 Mitarbeitern der LfL, der Gemeinde (Straßensperrung und -sicherung), und der Waldbesitzervereinigung Ebersberg e.V. (Fällen) zu, wie mit Kran, Motorsägen und ALB-Suchhunden konzentriert gearbeitet wird. Ob sie etwas finden, darf keiner von ihnen sagen. Aber man kann an Aktivitäten, Mienen und Verhalten der Hunde schon erkennen, dass die Suche nicht ganz erfolglos ist. Eine Verwandtschaft zwischen den Käfern aus Feldkirchen und denen aus Neubiberg könnte also endlich mal bestätigt oder auch widerlegt werden.

Ob das die Taktik der Bekämpfungsmaßnahmen ändert? Zu ihr nahm Jakob Opperer, der Direktor der LfL, vor dem Neubiberger Gemeinderat Stellung. 400 »Gehölze«, also nicht nur Bäume, sondern auch Hecken und Sträucher mit einem Astdurchmesser ab zwei Zentimeter müssten entnommen werden, »weil es die bislang einzige wirksame Maßnahme zur Bekämpfung des Käfers ist«. Pflanzenschutz-Mittel könnten nicht eingesetzt werden, weil man mit ihnen den Käfer bzw. seine Larve, die im Innern des Baumes sitzen, nicht sicher treffen könne. Mal ganz abgesehen von den mit Giften verbundenen Gefahren für Mensch und Grundwasser. Auch die oft genannten Pheromon-Fallen dienten nicht der Bekämpfung, sondern dem Erfassen und Überwachen des Bestands und sollen jetzt in Neubiberg »eine größere Sicherheit bei der Ortung der Käfer geben«, so Opperer. Pheromon-Fallen arbeiten mit künstlich hergestellten Duftstoffen des Insektenmännchens. »Aber wenn ein echtes Männchen daneben sitzt, fliegt kein Weibchen mehr in die Falle«, sagt ein Biologe des LfL.

Die zweifelnde Frage nach mangelnder Forschung beantwortete Opperer mit dem Hinweis, man werde auf einem staatseigenen Grundstück das in der Schweiz eingesetzte – hier aber nicht zugelassene – Pflanzenschutzmittel testen. Ob man damit rechtzeitig eine wirksame Alternative habe, bezweifelte er, setzte aber auf weitere Erkenntnisse bei einer ALB-Fachtagung im April. Er werde gerne den Gemeinderat im Herbst über neue Erkenntnisse informieren, versprach Opperer. Den deutlichen Widerstand der Neubiberger bekam er dennoch zu spüren. Zwar verfehlte der Eilantrag von Tobias Thalhammer (FDP), umgehend sämtliche Straßensperren für ALB aufzuheben – »das kann die Gemeinde machen, wenn sie schon nicht die Fällungen stoppen kann«, so Thalhammer, mit 11 : 13 Stimmen knapp die Mehrheit, aber 2.299 Unterschriften von Bürgern gegen die Zwangs-Fällungen könnten doch mal beim Landwirtschaftsminister Wirkung zeigen. Falls nicht: Ade Gartenstadt Neubiberg.

Boschert

Artikel vom 03.03.2015
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