Front gegen Fußballstadion in Fröttmaning wächst

Die Proteste werden lauter

Freimann · Rund 150 Bürgerinnen und Bürger aus dem Münchner Norden, die zum politischen Frühschoppen »Stadion Fröttmaning – Das Milliardengrab« gekommen sind, haben ihre energische Ablehnung zum geplanten Stadion in der Fröttmaninger Heide bekundet.

Alle Teilnehmer waren sich mit den Initiatoren des Frühschoppens, der Bürgerinitiative »Keine Münchner Steuermillionen für ein neues Stadion« und den Freien Wählern München, einig, dass der Mogelpackung des vom Stadtrat initiierten Bürgerentscheids eine klare Absage erteilt werden muss.

Zu Beginn der Veranstaltung zeigten Anwohner in einem Videofilm die Schönheit der Fröttmaninger Heide, die der Europäischen Union nicht umsonst erst im letzten Jahr von der bayerischen Staatsregierung als unter besonderem Schutz stehende »Flora-Fauna-Habitat«-Fläche gemeldet worden war.

Die Sprecher der Initiative, Dietmar Wettstein, Konrad Werninger und Annette Knote, kritisierten die Fragestellung des vom Stadtrat beantragten Bürgerentscheids als reine Mogelpackung. Mit der Frage, ob sich die Stadt »im üblichen Umfang« an den Infrastrukturkosten für ein neues Stadion in Fröttmaning beteiligen solle, würden die Münchner Bürgerinnen und Bürger über die wahren Kosten im Unklaren gelassen und damit getäuscht, so Dietmar Wettstein.

Deshalb werde man das eigene Bürgerbegehren, für das bereits über ein Drittel der notwendigen Unterschriften gesammelt wurde, mit aller Energie weiterverfolgen. Die Bürgerinitiative ist sich im klaren, dass Stadtrat und Stadtverwaltung König Ude und Kaiser Franz durch den Bürgerentscheid im Oktober das neue Stadion durchdrücken wollen, indem sie die wahren Kosten für den Steuerzahler verschleiern. Die Bürgerinitiative kündigte an, dass sie ihr eigenes Bürgerbegehren im nächsten Frühjahr durchführen wird, falls die Stadt mit ihrer Desinformationskampagne im Oktober zum Erfolg kommen sollte.

Die Anwesenheit ihrer beiden Stadträte Barbara Schöne und Norbert Kreitl sowie des FW-Stadtvorsitzenden Gerhard Losher zeigte, dass die Freien Wähler das Thema »Keine Steuerverschwendung für ein Stadtion in Fröttmaning« zur »Chefsache« gemacht hatten. Norbert Kreitl kündigte an, dass der Kampf gegen die Bezahlung der Infrastrukturkosten in Höhe von wahrscheinlich einer Milliarde Mark durch den Steuerzahler einen wesentlichen Schwerpunkt seiner politischen Arbeit bilden werde.

Die Stadion-Allianz aus Schwarz-Rot-Grün bezeichnete er als »Münchner Amigo-System«, weil es nur auf eigene finanzielle und politische Interessen abziele anstatt auf die schützenswürdigen Belange der Bürger. Auch Barbara Schöne betonte, dass nie und nimmer ein Stadion dort gebaut werden dürfe, wo es keine Infrastrukturerschließung gebe. Als beste Option bezeichnete sie den weltmeisterschaftsmäßigen Ausbau des Olympiastadions. wie er vom Stadtrat be-schlossen und Grundlage der Bewerbung um die Weltmeisterschaft war.

Der Münchner FW-Chef Gerhard Losher versicherte der Bürgerinitiative, dass sie in den Freien Wählern einen verlässlichen Bündnispartner im Kampf gegen die Verschwendung einer Steuermilliarde hätten. Es dürfe nicht sein, so Losher, dass den Vereinen und dem Bundesligavermarkter Leo Kirch mit Geldern der Steuerzahler eine »Melkkuh« hingestellt werde, an der sie kräftig verdienen könnten und deren Milch auf dem Weg über Pay-TV vom Bürger noch einmal teuer bezahlt werden müsse.

Im Anschluss an den Frühschoppen zogen die 150 Teilnehmer mit einem Sarg zum geplanten Stadionstandort, wo sie die Steuermilliarde, die König Fußball geopfert werden soll, symbolisch zu Grabe trugen. Zahlreiche Anwesende warfen Silbertaler in den Sarg und machten deutlich, wofür dieses Geld zum Wohle aller Münchnerinnen und Münchner eingesetzt werden könnte, sei es im Schul- oder Wohnungsbau, für neue Kindergarten- oder Hortplätze sowie zur Einrichtung von Pflegeplätzen und -stellen. N.F.

Artikel vom 29.08.2001
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