Junges Talent

Ottobrunn · Ausnahme-Musikerin Anna Handler will Dirigentin werden

Anna Isabella Handler hat das musikalische Talent in die Wiege gelegt bekommen, jetzt will sie eine Karriere daraus machen. 	Foto: Boschert

Anna Isabella Handler hat das musikalische Talent in die Wiege gelegt bekommen, jetzt will sie eine Karriere daraus machen. Foto: Boschert

Ottobrunn · »Wie werde ich Dirigentin?« Das hat sich Anna Isabella Handler aus Ottobrunn gefragt und überlegt: Übung und am besten ein eigenes Orchester. So machte sich die Schülerin der 12. Klasse des musischen Pestalozzi-Gymnasiums im April 2013 daran, diesen Traum wahr werden zu lassen und gründete kurzerhand ein Orchester.

Nach viel Organisation und noch mehr Proben trat kurz vor Weihnachten das »NMYO – New Munich Youth Orchestra«, so der Arbeitstitel, in der Aula der Grundschule in Neubiberg erstmalig öffentlich auf. Begeisternd und erfrischend spielten die jungen Musiker aus München und Landkreis, die nahezu alle »Jugend musiziert«-Preisträger sind, das anspruchsvolle und anregende Programm mit dem dritten Satz aus Mozarts 3. Horn- und Mozarts 3. Violinkonzert sowie Beethovens »Coriolan«-Ouvertüre. »Ich lerne so viel durch das Orchester dazu«, sagt Handler von der durchaus anstrengenden, mehrmonatigen Vorbereitungszeit als Dirigentin und Orchester-Managerin. Beim Konzert erklärte Anna nicht nur etwas zu den Komponisten und den Instrumenten, sondern band die vielen Grundschüler beim gemeinsamen »Stille Nacht«-Singen in das Musikgeschehen vor Ort ein.

Damit tat sie genau das, was sie sich vorgenommen hat: klassische Musik an Kinder und an Personen heranbringen, die von allein eher keinen Zugang zu diesem Metier haben. So plant sie Konzerte in Grundschulen und könnte sich Auftritte für Kinder von Asylbewerbern oder in Kinder- bzw. Seniorenheimen vorstellen. Zusammen mit dem NMYO, das klassische Musik mit Spaß und Leidenschaft vermitteln will. Dazu motiviert es Anna mit Lächeln, Mitschwingen, aber auch mal energischem Ausholen. Mit großen, sehr runden Gesten zeigt sie den Musikern ihre Vorstellung vom Stück an. Sie hat bereits bei Kursen in Italien Dirigier-Erfahrungen gesammelt, will und muss ihre Fertigkeit aber auf einer Musikhochschule systematisch vervollkommnen, am liebsten in Salzburg oder München. Doch zuvor stehen Abitur und Aufnahmeprüfungen auf dem Programm.

Die Prüfungsstücke wird sie wie immer zunächst anhand der Partitur harmonisch analysieren, sich die Entstehungs- und Aufführungsgeschichte aneignen, bis sie ein festes Bild im Kopf hat. »Wenn ich Musik spiele, versuche ich immer eine Geschichte dazu im Kopf zu entwickeln, am Schluss erst fange ich an mit der Schlagtechnik«, beschreibt sie ihr Vorgehen. Die musikalischen Grundfertigkeiten hat sie früh gelernt und wird wie ihre Schwester von ihrer Mutter im Musizieren stark gefördert. Mit sechs Jahren gab es für Anna Klavierunterricht bei der Nachbarin, mit sieben Gesangsunterricht in der Musikschule Neubiberg. Mit zehn kam sie zu Professor Bianca Bodalia, Professorin an der Musikhochschule München, die sofort Annas großes Talent für das Klavier erkannte und förderte. »Das hat alles auf den Kopf gestellt, plötzlich hat sich alles um Musik gedreht«, erinnert sich Handler. »Bis dahin war Musik nicht mit Arbeit verbunden. Musik war irgendwo in uns drin«. Mit ihrer Schwester Laura Katharina, die zwei Jahre jünger ist und Geige spielt, gewann sie vier Jahre später den Gesangswettbewerb Musica Bavariae und beide wurden zu Engelstimmen bei der »Heiligen Nacht« des früheren BR-Sprechers Enrico de Paruta, an der sie immer noch teilnehmen. Preise bei »Jugend musiziert«, auch auf Bundesebene, folgten und zum Teil solistisches Mitwirken bei den Kinderkonzerten der Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Heinrich Klug. Jetzt will sie vorne stehen als Dirigentin und damit früh beginnen. Wie der Weltstar Simon Rattle, der mit 17 Jahren zu dirigieren begann. Mit seiner Biographie im Kopf stand sie vor der Philharmonie in Berlin und ihr Lebensziel stand fest: »Irgendwann mal ein echter Künstler werden, also mich so wohl und sicher darin fühlen, dass ich das eigentliche Kunstwerk mit all seinen Facetten an möglichst viele Konzertbesucher vermitteln kann«.

Das würde sie auch gerne an einem Theater als Korrepetitor (Klavierbegleiter) oder Kapellmeister machen. Doch erst einmal sollen jetzt weitere Auftritte mit dem NMYO folgen, für das sie noch Holzbläser und Violinen sucht, und Einladungen zu Auftritten. Kontakt unter der E-Mail anna-handler@t-online.de. Angela Boschert

Artikel vom 21.01.2014
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