Über Sand und Stein

Truderinger gewinnen in der Serienklasse T2 bei Wüstenrallye

Konzentriert fährt Vater Peter, während Sohn Benjamin die Navigation übernimmt.	Foto: privat

Konzentriert fährt Vater Peter, während Sohn Benjamin die Navigation übernimmt. Foto: privat

Trudering · Im Sommer wurde dieses Jahr wieder die Wüstenrallye »Grand Erg« ausgetragen, an der das Truderinger Team Benjamin und Peter Kluge teilnahmen. Die Strecken waren so anspruchsvoll, dass Geländewagen wegen technischer Defekte ausfielen oder das Ziel nicht in der vorgegebenen Zeit erreichten.

Die Truderinger Wüstenfüchse: Peter Kluge und Sohn Benjamin

Weil der Toyota der Truderinger hielt und die Navigation von Benjamin Kluge perfekt war, landete das Vater-Sohn-Team letztendlich auf dem dritten Platz der Geländewagen und war Sieger der Serienklasse T2.

Mit dem bewährten Toyota Landcruiser HZJ71 ging es zunächst nach Genua, um sich der technischen Abnahme der Rallyekommissare zu stellen. Mit der Fähre ging es in einer 22-stündigen Überfahrt nach Tunis in den Hafen »La Goulette«. Nach den üblichen Einreiseformalitäten war nach einer kurzen Überführung zunächst noch eine Übernachtung geplant. Einige Teams zogen es vor diese auszuschlagen, und gleich die fast 400 Kilometer lange Überführung zur ersten Wertungsetappe durchzufahren. Die Truderinger mit der Startnummer 213 zogen eine Übernachtung vor, um gleich um 5 Uhr in der Früh ausgeruht die erste Etappe zu starten. Diese erste und auch die zweite Wertungsetappe, der auf Zeit zu fahrenden Abschnitte führte die Konkurrenten erst einmal über 280 Kilometer auf harten Steinpisten. Erklärtes Ziel der Truderinger mit ihrem Serienfahrzeug war es, »hier nur heile und nicht als allerletzter anzukommen«, so die Kluges. Dies gelang auch mit jeweils einer zehnten Platzierung im Gesamtklassement.

Am dritten Tag kam dann die erste Etappe mit einer heftigen Dünenüberquerung. »Aufgrund der späten Jahreszeit waren alle schon ganz gespannt, wie weich denn der Sand nach so viel Sonneneinstrahlung sein würde«, erzählt Kluge. Schon am Düneneinstieg lief die Startnummer 213 auf einige Favoriten auf, die bereits im ersten Dünengürtel heftig zu kämpfen hatten. Außerdem herrschte seit dem frühen Morgen ein heftiger Wind »und sämtliche Fahrzeugbesatzungen waren mit Skibrillen ausgerüstet, da man sonst beim Aussteigen die Augen wegen der heftig aufprallenden Sandkörner nicht aufhalten konnte.« Die Kluges entschlossen sich mit einem anderen Fahrzeug zusammen die Überquerung durchzuführen. »Dies hat den Vorteil, dass beim Einsanden beziehungsweise Steckenbleiben das Fahrzeug nicht mühsam von Hand frei geschaufelt und auf Sandblechen aus der misslichen Lage befreit wird, sondern, dass das zweite Fahrzeug es einfach mit einem kräftigen Ruck am Bergegurt befreit«, berichtet Kluge weiter.

Leider fuhr sich der andere Geländewagen ziemlich früh einen Reifen von der Felge. »Dies geschieht häufig, weil im Sand der Luftdruck stark abgelassen wird, um mehr Auflagefläche für den Reifen zu bekommen. Mit einem normalen Straßendruck hat man im Sand keine Chance das Auto zu bewegen. Leider führt der niedrige Druck bei Lenkbewegungen eben auch dazu, das sich der Reifen von der Felge löst, da zu wenig Anpressdruck auf dem Felgenhorn vorhanden ist«, weiß Kluge aus Erfahrung. Gemeinsam wurde der Radwechsel während des Sandsturms durchgeführt und das Team kam recht spät ins Ziel.

Am nächsten Tag stand wieder eine Sandetappe auf dem Programm und das Team Kluge wurde gefragt, ob diese Prüfung nicht wieder zusammen bestritten werden könnte. »Die Zusage war ein Fehler, da das zweite Fahrzeug überhaupt keinen Rhythmus im Dünenfahren fand und man ständig mit Bergen beschäftigt war.«, so das Vater-Sohn-Team. Nach einiger Zeit war dann auch der Turbolader des anderen Geländewagens defekt und die Crew musste aufgeben. Jetzt waren die Truderinger allerdings schon so weit hinter dem Feld, was bedeutet, dass man an markanten Dünenüberstiegen nur noch ausgefahrene Sandpassagen vorfindet, die wenig Grip bieten.

Hier mussten Benjamin und Peter Kluge hart kämpfen um den letzten, schon bei der Fahrerbesprechung als sehr schwierig angekündigten Dünenkamm zu überwinden. Als Vorletzte kamen sie schließlich ins Ziel. Aber andere Teilnehmer hatte es schlimmer erwischt und sie kamen nicht aus eigener Kraft ins Ziel und mussten geborgen werden. So war das Truderinger Team immer noch ohne Strafzeiten unterwegs. Der nächste Tag brachte eine längere Pistenetappe und eine anschließende Dünendurchfahrung. Während des Rennens auf der Piste stießen die Truderinger auf das stehende Fahrzeug des direkten Konkurrenten, der offensichtlich eine Panne hatte. Dieses Fahrzeug war der letzte verbliebene Gegner innerhalb der Wertungsklasse, der noch vor den Truderingern lag. Aufgrund der materialschonenden Fahrweise hatte der Toyota bisher keinen Schaden gehabt, aber war natürlich auch hinter denen zurückgeblieben, die mit größerem Tempo und weniger Vorsicht ihre Fahrzeuge des Öfteren reparieren mussten. Nachdem die Havarierten signalisiert hatten, dass sie alleine zurechtkommen und keine Hilfe benötigen, setzten die Truderinger, die ihre Unterstützung angeboten hatten, ihren Weg fort. »Dies Verhalten müssen alle Rallyeteilnehmer einhalten, da es sich ja auch um einen medizinischen Notfall handeln könnte«, erklärt Kluge.

Mit der Frage im Gepäck, ob der technische Ausfall genug Zeit in Anspruch genommen habe, um die Platzierung zu ändern, fuhren die Truderinger weiter. Und tatsächlich am Abend stellte sich heraus, dass die Besatzung aufgrund des Schadens den Sandanteil der Etappe nicht mehr gewagt hatte und deshalb ebenfalls eine Strafzeit kassiert hatten. Nun war die 213 an der Spitze der Serienklasse und musste nur noch fehlerfrei und ohne größere Schäden, den Klassensieg ins Ziel fahren, was den beiden auch gelang. red

Artikel vom 17.09.2013
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